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Legend 02 - Schwelender Sturm (German Edition)

Legend 02 - Schwelender Sturm (German Edition)

Titel: Legend 02 - Schwelender Sturm (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lu
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Tür. Razor hat sich von der Gruppe abgewandt und ist nun in ein Gespräch mit zwei einzelnen Patrioten vertieft, die beide immer wieder auf den Bildschirm deuten und mit den Fingern Skizzen in die Luft machen.
    »Wozu sollten wir eine Wagenladung Granaten zünden?«, frage ich.
    »Wir simulieren unseren Mordanschlag. Der Elektor sollte ursprünglich nach Lamar kommen – vor seinem Gespräch mit June. Mit der Mission heute Nacht überzeugen wir den Elektor endgültig davon, dass June die Wahrheit gesagt hat. Außerdem ist es eine gute Gelegenheit, selbst ein paar Granaten einzusacken.« Pascao reibt sich mit fast manischem Entzücken die Hände. »Mmmm. Nitroglyzerin.« Ich hebe eine Augenbraue. »Ich werde mich zusammen mit drei anderen um den Zug kümmern, aber wir brauchen noch einen ganz speziellen Melder, der die Soldaten und Wachen ablenkt.«
    »Was meinst du damit, einen ganz speziellen?«
    »Was ich meine«, erwidert Pascao eindringlich, »ist, dass Razor dich aus einem bestimmten Grund ins Boot geholt hat, Day. Das hier ist unsere erste Chance, der Republik zu beweisen, dass du am Leben bist. Darum hat Kaede dich die Farbe aus deinen Haaren waschen lassen. Wenn sich die Nachricht verbreitet, dass du in Lamar gesichtet wurdest und einen Republikzug in die Luft gejagt hast, werden die Leute ausflippen. Der berühmte kleine Staatsfeind, den die Regierung angeblich hingerichtet hat, noch immer quicklebendig? Wenn sie das nicht zum Rebellieren anheizt, was dann? Genau das ist unser Ziel – Chaos. Sobald wir fertig sind, werden die Leute deinetwegen so aufgepeitscht sein, dass sie sich die Finger nach einer Revolution lecken. Und das ist die perfekte Grundstimmung für die Ermordung des Elektors.«
    Pascaos Enthusiasmus entlockt mir ein kleines Lächeln. Regierungspläne sabotieren? Das ist natürlich genau mein Ding. »Erzähl mir mehr«, sage ich und wedele in einer Rück-schon-raus-Geste mit den Fingern.
    Pascao vergewissert sich kurz, ob Razor noch immer den anderen den Plan erläutert, und zwinkert mir dann zu. »Unser Team wird ein paar Meilen vor dem Bahnhof den Granatenwaggon abkoppeln – und wenn wir da ankommen, will ich, dass von den Soldaten, die den Zug bewachen, nicht mehr als eine Handvoll übrig sind. Und jetzt pass gut auf: Normalerweise sind an den Gleisen nicht viele Streifen unterwegs, aber heute Nacht wird das anders sein. Nach Junes Warnung vor dem Mordanschlag wird die Republik besonders auf der Hut sein. Halte nach zusätzlichen Soldaten Ausschau. Verschaff uns die nötige Zeit und sorg dafür, dass sie dich auf jeden Fall sehen.«
    »Okay. Die Zeit sollt ihr kriegen.« Ich verschränke die Arme und nicke ihm zu. »Sag mir nur, wann und wo.«
    Pascao grinst und versetzt mir einen kräftigen Schlag auf den Rücken. »Super. Du bist mit Abstand der beste Melder von uns allen – diese Soldaten kannst du mit links abschütteln. Komm in zwei Stunden zum Ausgang, durch den du auch reingekommen bist. Und dann stürzen wir uns ins Vergnügen.« Er schnippt mit den Fingern. »Ach ja, und kümmer dich nicht um Baxter. Der ist bloß sauer, weil du nicht nur von mir eine Sonderbehandlung bekommst, sondern auch von Tess.«
    Als er weg ist, wandert mein Blick wieder zum Bildschirm und heftet sich auf June. Während das Video weiterläuft, schnappe ich Wortfetzen von Razors Gespräch mit den anderen Patrioten auf. »… genug, um zu wissen, was läuft«, sagt er gerade. »Sie hat ihn am Haken.«
    June scheint im Sitzen zu dösen, die Knie bis zum Kinn hochgezogen. Auch dieses Mal gibt es keinen Ton, aber ich denke mir nichts dabei. Dann betritt jemand ihre Zelle, ein junger Mann mit dunklem Haar in einem eleganten schwarzen Mantel. Es ist der Elektor. Er beugt sich zu ihr hinunter und beginnt mit ihr zu reden, aber ich kann nicht erkennen, was er sagt. Dann rückt er an sie heran und June versteift sich. Ich spüre, wie mir das Blut aus dem Gesicht weicht. Die Stimmen und die Hektik rings um mich wirken plötzlich fern. Der Elektor legt seine Hand unter Junes Kinn und dreht ihr Gesicht zu sich. Er nimmt sich etwas, von dem ich dachte, dass es nur mir zusteht, und mit einem Mal durchzuckt mich ein niederschmetterndes Gefühl von Verlust. Ich will meinen Blick losreißen, doch selbst aus dem Augenwinkel sehe ich noch, wie er sie küsst. Es scheint ewig zu dauern. Wie betäubt beobachte ich das Geschehen, bis sie sich schließlich voneinander lösen und der Elektor June allein auf ihrem Bett

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