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Legend - Fallender Himmel

Titel: Legend - Fallender Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lu
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verlaufenden Metallleisten fest. Zelle 6822 - sechster Stock. Ich lasse mich wieder fallen und versetze einem Soldaten mit meinem gesunden Bein einen Tritt gegen den Kopf. Er geht zu Boden und ich rolle mit ihm mit. Ich fühle, wie ihn zwei Gummigeschosse in die Schulter treffen. Er schreit auf. Ich ziehe den Kopf ein und sprinte den Flur hinunter, weiche Soldaten und Gewehren aus und entwinde mich den Händen, die nach mir greifen.
    Ich muss John finden. Wenn es mir gelingt, ihn zu befreien, können wir einander bei der Flucht helfen. Wenn ich -
    Etwas Hartes trifft mich mitten ins Gesicht. Mir wird schwarz vor Augen. Verbissen bemühe ich mich, die Kontrolle wiederzuerlangen, aber ich spüre, wie ich zu Boden sacke. Sofort versuche ich, wieder auf die Beine zu kommen, aber irgendjemand stößt mich zurück und plötzlich fährt mir ein scharfer Schmerz durch den Rücken. Ein Soldat muss mich mit dem Lauf seines Gewehrs geschlagen haben. Ich fühle, wie meine Arme und Beine festgehalten werden. Mit einem Keuchen entweicht mir sämtliche Luft aus den Lungen.
    Alles geht so schnell, dass ich die Einzelheiten kaum registriere. In meinem Kopf dreht sich alles. Ich habe das Gefühl, jeden Moment das Bewusstsein zu verlieren.
    Über mir ertönt eine vertraute Stimme. Es ist Commander Jameson. »Was zum Teufel ist denn hier los?« Sie schreit ihre Soldaten noch eine Weile weiter an. Langsam kehrt meine Sehkraft zurück. Mir wird bewusst, dass ich noch immer versuche, mich aus dem Griff der Soldaten zu befreien.
    Eine Hand greift nach meinem Kinn. Im nächsten Moment blicke ich direkt in Commander Jamesons Augen. »So eine hirnrissige Idee«, sagt sie. Dann sieht sie Thomas an, der salutiert. »Thomas. Bringen Sie ihn zurück in seine Zelle. Und stellen Sie zur Abwechslung mal ein paar brauchbare Männer als Wachen ab.« Sie lässt mein Kinn los und reibt ihre behandschuhten Hände aneinander. »Die derzeitigen Wachen können gehen und sind mit sofortiger Wirkung aus meiner Einheit entlassen.«
    »Jawohl, Ma’am.« Thomas salutiert und beginnt sofort, Befehle zu rufen.
    Meine freie Hand wird in die Handschellen geschoben, die noch immer lose an meinem anderen Handgelenk baumeln. Aus dem Augenwinkel sehe ich eine weitere schwarz gekleidete Person neben Thomas stehen. Es ist June. Mein Herz springt mir bis in die Kehle hinauf. Sie wirft mir einen finsteren Blick zu. In ihrer Hand hält sie das Gewehr, mit dem sie mich niedergeschlagen hat.
    Ich wehre mich mit Händen und Füßen, als sie mich zurück in meine Zelle schleifen. June steht daneben, als die Soldaten mich wieder an die Wand ketten. Dann, als diese zurücktreten, beugt sie sich zu meinem Gesicht hinunter. »Ich würde dir ganz stark raten, das nicht noch einmal zu versuchen«, zischt sie.
    In ihrem Blick liegt nichts als kalter Zorn. An der Tür steht Commander Jameson und lächelt. Thomas sieht mit ernstem Gesicht zu.
    Dann beugt June sich noch einmal zu mir und flüstert mir etwas ins Ohr. »Mach das nicht noch mal. Allein schaffst du es nicht. Dafür brauchst du meine Hilfe.«
    Das gehört ganz sicher nicht zu den Dingen, die ich aus ihrem Mund erwartet hätte. Ich versuche, meinen Gesichtsausdruck im Zaum zu halten, aber mein Herz setzt für eine Sekunde aus. Hilfe? June will mir helfen? Aber sie war doch diejenige, die mich gerade im Flur halb k. o. geschlagen hat. Versucht sie mich in eine Falle zu locken? Oder meint sie es wirklich ernst?
    Sobald die letzte Silbe aus ihrem Mund ist, wendet sich June von mir ab. Ich bemühe mich, wütend auszusehen, so als hätte sie irgendetwas Beleidigendes zu mir gesagt.
    Commander Jameson hebt ihr Kinn. »Gut gemacht, Agent Iparis.« June salutiert knapp. »Gehen Sie mit Thomas auf den Flur und warten Sie dort auf mich.«
    June und der Captain verlassen die Zelle und ich bleibe allein mit Commander Jameson und einer neuen Schicht Wachen zurück.
    »Soso«, beginnt sie nach einer Weile. »Eine wirklich beeindruckende Leistung. Du bist tatsächlich so gut trainiert, wie Agent Iparis es geschildert hat. Es bricht mir das Herz, wenn ich sehe, dass so viel Talent an einen wertlosen Verbrecher verschwendet wurde, aber das Leben ist nun mal ungerecht, nicht wahr?« Sie lächelt mich an. »Armer Junge. Hast tatsächlich geglaubt, du könntest aus einem Militärstützpunkt ausbrechen, was?«
    Commander Jameson kommt auf mich zu, geht in die Hocke und stützt einen Ellbogen auf ihr Knie. »Ich will dir eine kleine Geschichte

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