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Legend - Fallender Himmel

Titel: Legend - Fallender Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lu
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sehr kurzer Distanz.
    Ich räuspere mich. Die Soldaten wenden sich mir zu. Ich warte ein paar Sekunden ab, dann gebe ich ein ersticktes Husten von mir und krümme mich vornüber. Ich schüttele den Kopf, wie um wieder klar sehen zu können, dann lehne ich mich gegen die Wand und schließe die Augen.
    Die Soldaten sind jetzt alarmiert. Einer von ihnen richtet sein Gewehr auf mich. Keiner sagt etwas.
    Ich spiele meine Rolle noch ein paar Minuten weiter und huste ein zweites und drittes Mal, während die Soldaten mich beobachten. Dann, ohne Vorwarnung, täusche ich ein trockenes Würgen vor und breche anschließend in einen Hustenanfall aus.
    Die Soldaten werfen einander Blicke zu. Zum ersten Mal sehe ich in ihren Augen Unsicherheit.
    »Was ist los?«, fährt einer von ihnen mich an. Es ist derjenige, der die Waffe auf mich gerichtet hält. Ich antworte nicht. Ich tue so, als müsste ich mich zu sehr darauf konzentrieren, einen weiteren Würgereiz zurückzuhalten.
    Einer der anderen Soldaten wirft ihm einen Blick zu. »Vielleicht ist es die Seuche.«
    »Unsinn. Die Ärzte haben ihn doch durchgecheckt.«
    Der Soldat schüttelt den Kopf. »Aber er hatte Kontakt mit seinem Bruder. Der Kleine ist Patient null, oder? Vielleicht war es vor ein paar Tagen noch zu früh für die Diagnose.«
    Patient null. Ich wusste es. Ich würge abermals und versuche, mich dabei von den Soldaten wegzudrehen, damit sie denken, dass ich etwas vor ihnen verbergen will. Ich huste und spucke auf den Boden.
    Die Soldaten zögern. Schließlich gibt der mit der gezogenen Waffe seinem Kameraden ein Zeichen.
    »Also, wenn das wirklich irgendein mutiertes Virus ist, dann bleibe ich bestimmt nicht hier drin. Wir rufen ein Seuchenteam und lassen ihn in eine Zelle im Krankenflügel verlegen.«
    Der andere Soldat nickt und klopft an die Tür. Ich höre, wie sie von außen entriegelt wird. Eine Wache winkt ihn auf den Gang hinaus und schließt die Tür schnell wieder ab.
    Der Soldat mit der gezückten Waffe kommt auf mich zu. »Ihr anderen behaltet ihn im Auge«, befiehlt er ihnen über die Schulter. Er zieht ein Paar Handschellen hervor. Ich tue so, als würde ich nicht mitbekommen, dass er sich mir nähert, weil ich so beschäftigt mit Würgen und Husten bin. »Aufstehen.« Er zieht mich grob auf die Füße. Ich grunze vor Schmerz.
    Er greift nach oben, befreit eine meiner Hände von der Kette und schließt dann die Handschelle darum. Ich wehre mich nicht. Als Nächstes macht er meine zweite Hand los. Dann will er sie in die Handschelle schieben.
    Ruckartig reiße ich mich los und im nächsten Augenblick bin ich frei. Bevor der Soldat reagieren kann, wirbele ich herum, reiße die Pistole aus seinem Holster und halte sie ihm an den Kopf. Die anderen zwei Wachen haben ihre Gewehre auf mich gerichtet, aber sie schießen nicht. Das können sie nicht, ohne ihren Kameraden zu treffen.
    »Sagen Sie Ihren Kumpels da draußen, sie sollen die Tür aufmachen«, verlange ich von dem Soldaten, den ich als Geisel genommen habe.
    Er schluckt krampfhaft. Die beiden anderen Soldaten wagen kaum zu blinzeln. »Tür aufmachen!«, ruft er. »Da draußen sind Dutzende von Wachen«, knurrt er dann. »Das schaffst du nie.«
    Ich zwinkere ihm bloß zu.
    In dem Moment, als sich die Tür einen Spaltbreit öffnet, packe ich den Soldaten beim Hemd und schleudere ihn gegen die Wand. Einer seiner Kameraden versucht, auf mich zu schießen - aber ich ducke mich und rolle mich über den Boden. Überall um mich herum werden Schüsse abgefeuert. Es klingt nach Gummimunition. Ich springe wieder auf die Füße und trete einem Soldaten die Beine weg, sodass er flach auf den Rücken fällt. Selbst das lässt mich vor Schmerz mit den Zähnen knirschen - verdammte Beinwunde. Dann mache ich einen Satz durch die Tür, bevor sie sie wieder schließen können.
    Blitzschnell verschaffe ich mir einen Überblick über die Situation. Überall Soldaten. Deckenplatten. Rechtwinklige Abzweigung am Ende des Flurs. An der Wand steht 4. Stock.
    Der Soldat, der die Tür geöffnet hat, beginnt zu reagieren - seine Hand bewegt sich wie in Zeitlupe auf sein Gewehr zu. Ich springe hoch, stoße mich von der Wand ab und greife nach der oberen Kante des Türrahmens. Mein verletztes Bein bringt mich komplett aus dem Gleichgewicht, um ein Haar wäre ich zurück auf den Boden gestürzt. Noch mehr Schüsse donnern rings um mich los. Ich schwinge mich zur Decke und halte mich an einer der kreuz und quer zwischen den Platten

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