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Legend - Fallender Himmel

Titel: Legend - Fallender Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Lu
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Schrank geholt hat ... Das muss die wichtige Sache sein, über die er mit mir reden wollte. Ich schiebe die Wörter hin und her und versuche, einen sinnvollen Satz daraus zu bilden. Als ich damit keinen Erfolg habe, stelle ich die Buchstaben um, um zu sehen, ob die Wörter vielleicht Anagramme sind.
    Nein, nichts.
    Ich reibe mir über die Schläfen. Dann probiere ich etwas anderes - vielleicht wollte Metias, dass ich die einzelnen Buchstaben, die in den Wörtern entweder fehlen oder überflüssig sind, zusammensetze. Schweigend erstelle ich in meinem Kopf eine Liste dieser Buchstaben, angefangen bei dem t in Herdtplatte.
    TORWIMJMWUKIDGEOMNMOBTUWMC
    Ich runzele die Stirn. Das ergibt keinen Sinn. Wieder und wieder mische ich die Buchstaben in meinem Kopf und versuche, sie zu allen möglichen Kombinationen zusammenzusetzen. Als ich noch klein war, hat Metias mir oft Rätsel aufgegeben - er warf dann immer einen Haufen Bauklötze mit Buchstaben darauf auf den Tisch und fragte mich, welche Wörter man daraus bilden könne. Jetzt versuche ich mich wieder an diesem Spiel.
    Ich spiele es eine Weile, bis ich über eine Kombination stolpere, die mich die Augen aufreißen lässt.
    Junebug. Metias’ Spitzname für mich. Ich schlucke krampfhaft und bemühe mich, ruhig zu bleiben. Ganz langsam reihe ich die verbleibenden Buchstaben auf und versuche, Wörter daraus zu formen. Alle möglichen Kombinationen zucken mir durch den Kopf, bis mich eine davon stutzen lässt.
    Komm mit mir Junebug.
    Die einzigen Buchstaben, die jetzt noch übrig sind, sind drei W und CTOOMD. Und sie lassen nur eine Möglichkeit zu.
    www komm mit mir junebug dot com
    Eine Website. Ich gehe die Buchstaben im Kopf noch ein paarmal durch, um sicherzugehen, dass meine Lösung richtig ist. Dann sehe ich zu meinem Computer hinüber.
    Als Erstes benutze ich ein Skript von Metias, um Zugang zum Internet zu bekommen. Ich wende sämtliche Sicherheitsmaßnahmen an, die mein Bruder mir beigebracht hat - online ist man nirgendwo unbeobachtet. Dann deaktiviere ich die Chronik-Funktion meines Browsers und tippe mit zitternden Fingern die URL ein. Eine weiße Seite öffnet sich. Ganz oben erscheint eine einzelne Textzeile.
    Gib mir deine Hand und ich gebe dir meine.
    Ich weiß genau, was Metias damit meint. Ohne zu zögern, strecke ich meine Hand aus und presse sie flach auf den Bildschirm.
    Zuerst passiert nichts. Dann höre ich ein Klicken und sehe einen schwachen Lichtschein, der meine Haut scannt. Die weiße Seite verschwindet. An ihrer Stelle erscheint etwas, das wie ein Blog aussieht. Der Atem bleibt mir in der Kehle stecken. Dort stehen sechs Einträge. Ich lehne mich in meinem Stuhl nach vorn und beginne mit dem ersten.
    Was ich lese, macht mich starr vor Entsetzen.
    12. Juli
    Das hier ist allein für Junes Augen bestimmt. June, du kannst diese Daten jederzeit spurlos löschen, indem du deine rechte Hand auf den Bildschirm legst und Strg+Shift+S+F eintippst. Ich weiß nicht, wo ich diese Dinge sonst aufschreiben soll, also tue ich es hier. Für dich.
    Gestern war dein fünfzehnter Geburtstag. Ich wünschte, du wärst älter, denn ich bringe es nicht über mich, einem fünfzehnjährigen Mädchen zu sagen, was ich herausgefunden habe.
    Heute habe ich ein Foto gefunden, das unser Vater aufgenommen hat. Es war das allerletzte Bild im allerletzten Album und ich hatte es noch nie zuvor gesehen, weil Dad es hinter einem anderen, größeren Foto versteckt hatte. Du weißt ja, dass ich ständig in den Fotoalben unserer Eltern herumblättere. Ich lese so gern ihre kleinen Anmerkungen, das fühlt sich an, als würden sie noch immer zu mir sprechen. Aber diesmal ist mir aufgefallen, dass sich das letzte Foto in dem Album ungewöhnlich dick anfühlte. Als ich es näher untersuchen wollte, fiel das versteckte Foto heraus.
    Dad hat ein Bild von seinem Arbeitsplatz gemacht. Dem Labor in der Batalla-Zentrale. Dad hat nie mit uns über seine Arbeit geredet. Aber er hat dieses Foto gemacht. Es ist verschwommen und unterbelichtet, aber man kann die Umrisse eines jungen Mannes auf einer Liege erkennen, der um sein Leben bettelt, und auf seinem Krankenhausnachthemd ist ein leuchtend rotes Biohazard-Zeichen zu sehen.
    Und weißt du, was Dad an den unteren Rand des Fotos geschrieben hat?
    Gekündigt, 6. April.
    Einen Tag bevor er und Mom bei dem Autounfall ums Leben gekommen sind, hat mein Vater seine Stelle gekündigt.
    15. September
    Ich suche jetzt seit Wochen nach Hinweisen. Aber

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