Legende der Angst
wurden, habe ich zur Sprache gebracht, daß es meiner Meinung nach ungesund für die Schüler sein könnte, Wasser zu trinken, das ständig einer magnetischen Strahlung ausgesetzt war und ist.«
»Kann sich Wasser magnetisch aufladen?« wollte Angela wissen.
»Das ist einer der Punkte, über den ich mit dem Schulausschuß und meinen Wissenschaftskollegen aneinandergeraten bin. Um Ihre Frage zu beantworten – im traditionellen Sinn, nein. Wasser kann nicht magnetisch sein. Man braucht einen Stoff wie zum Beispiel Eisen, um eine positive und negative Polarität herzustellen. Übrigens, wissen Sie, wie viele polarisierte Atome in einem Gegenstand aus Eisen sein müssen, um diesen magnetisch werden zu lassen?«
»Das weiß ich nicht«, antwortete sie.
»Weniger als eins von hundert«, sagte Spark.
»Tatsächlich?« Angela nickte, als wäre sie tief beeindruckt. Was er sagte, war interessant, aber sie war nicht sicher, worauf er eigentlich hinaus wollte. Ihr Magen knurrte. Gib mir etwas zu essen, sonst verzehre ich dich von innen, schien er ihr zu sagen.
»Es ist ein Prozeß der Transformation«, fuhr Spark fort. »Eisenerz ist zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht magnetisch, doch wenn die Zahl der polarisierten Atome nur geringfügig zunimmt, ist es das plötzlich doch. Es ist ein faszinierendes Phänomen. Wie auch immer, wo war ich eben stehengeblieben? Ach ja. Ich sprach mich dagegen aus, daß die Schüler Wasser trinken sollten, das ständig der Strahlung eines Magnetfeldes ausgesetzt ist. Wenn Wasser selbst sich auch nicht magnetisch aufladen kann, so finden in ihm doch gewisse Veränderungen statt, setzt man es permanent der Einwirkung eines solchen Feldes aus. Wasser besteht aus jeweils zwei Wasserstoffatomen in Verbindung mit einem Teil Sauerstoff. Diese Zusammensetzung wird nicht verändert, wenn Wasser magnetischer Strahlung ausgesetzt wird. Aber die Anordnung der einzelnen Moleküle selbst könnte möglicherweise beeinflußt werden.«
»Möglicherweise?« fragte Angela. »Wird sie nun beeinflußt, oder wird sie es nicht?«
»Das ist umstritten. Ich glaube, daß es so ist. Ich denke, daß alle Moleküle in einer bestimmten Anordnung zueinander stehen und daß dies ausschlaggebend dafür ist, wie Wasser in Verbindungen mit anderen Molekülen reagiert. Andere Wissenschaftler behaupten, daß es diese feste Anordnung nicht gibt. Experimente haben jedoch bewiesen, daß Pflanzen, die mit Wasser gegossen wurden, das magnetischer Strahlung ausgesetzt war, entweder ganz eingingen oder aber auf jeden Fall schlecht gediehen.«
»Dann muß sich das Wasser auf irgendeine Art verändert haben«, sagte Angela.
»Genau das ist meine Rede. Die Ärzte, die Ihr Schulausschuß zur Beratung herangezogen hat, haben behauptet, ich gäbe pseudowissenschaftliche Weisheiten von mir. Was den Point Lake angeht, gibt es jedoch eine offensichtlich interessante Sache, in der er sich von jedem anderen See in der Umgebung unterscheidet.«
»Und die wäre?«
»Im Point Lake gibt es keine Fische. Es hat nie welche gegeben. Keine Fische, keine Würmer, keine Wasserpflanzen. Nichts.«
»Das ist interessant«, meinte Angela. »Und Sie denken, das allein wäre ein Grund zur Besorgnis?«
»Nein, das nicht. Lassen Sie mich fortfahren. Das mit dem magnetischen Feld war nur ein Grund, weshalb ich den Genuß des Seewassers für bedenklich hielt. Worauf ich dort auch gestoßen bin, war eine hohe Konzentration von nicht bestimmbaren fossilen Mikroorganismen im See und um ihn herum.«
»Ist das Ihr Ernst?« Angela sah ihn ungläubig an.
»Ja.«
»Aber ich dachte, das Wasser sei gründlich untersucht worden. Ich habe nichts von irgendwelchen unbestimmbaren Mikroorganismen gelesen.«
»Und Sie werden auch in Zukunft nichts davon lesen, wenn ich keinen Artikel darüber schreibe«, erklärte Spark trocken. »Ich habe mich mehr mit diesem fremden Organismus beschäftigt als irgendjemand sonst.«
»Aber weiß denn niemand sonst von diesen Organismen?« fragte Angela. »Ich kann nicht glauben, daß sie uns Wasser trinken lassen, in dem etwas ist, daß tödlich sein könnte.«
»Viele außer mir wissen von den Organismen, allerdings kennt keiner – mich ausgenommen – ihre speziellen Eigenschaften. Niemand hält sie für gefährlich.«
»Und warum nicht?«
»Weil es sich, wie ich bereits sagte, um fossile Organismen handelt. Ein toter Organismus kann niemanden infizieren.«
»Warum haben Sie dann Bedenken, was diesen Organismus angeht?«
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