Legende der Angst
ziehen. Außer der Erde ist der Mars der einzige Planet, von dem man glaubt, daß auf ihm Leben entstehen kann. Aber die Untersuchung der von der Voyager genommenen Proben hat ergeben, daß es dort absolut nichts gibt, daß der Planet tot ist. Meine geschätzten Kollegen Wissenschaftler würden deshalb die These nicht eben besonders gut aufnehmen, daß sich in einer Welt, die noch weiter von der Sonne entfernt ist als der Mars, Leben entwickelt haben soll. Auf einem Planeten wie dem ursprünglich fünften.«
»Aber es wäre doch möglich«, entgegnete Angela.
»Ja, ich denke schon. Die atmosphärischen Bedingungen waren ideal, die Oberfläche des ehemals fünften Planeten könnte theoretisch genauso warm gewesen sein, wie es die Erde heute ist.«
»Wo liegt dann das Problem? Warum hat man Ihnen diese Schwierigkeiten gemacht?«
»Wegen der Dinge, die ich Ihnen geschildert habe. Weil ich behauptet habe, die fossilen Mikroorganismen seien außerirdischen Ursprungs.« Spark hielt inne und räusperte sich. »Ich habe den Fehler begangen, diese Möglichkeit in einem falschen Kreis zur Diskussion zu stellen.«
»Für mich klingt die Theorie aber sehr schlüssig. Um so mehr, da diese Mikroorganismen nur in der Nähe der Orte gefunden wurden, wo die beiden Meteoriten eingeschlagen sind.«
»Ich freue mich, über Ihre ermutigenden Worte, seien Sie dessen versichert. Aber Sie müssen verstehen, daß die Umstände, unter denen ich diese Theorien vorgebracht habe, nicht eben die günstigsten waren. Ich habe davor gewarnt, Trinkwasser aus dem Point Lake zu gewinnen, um die Schüler der Point High damit zu versorgen. Ich hatte bereits die Artikel veröffentlicht, in denen ich die Entstehungsgeschichte des Point Lake und des Curro Lake miteinander verglich. Ich hatte mich schon über die seltsamen Mikroorganismen ausgelassen, die an beiden Orten zu finden waren, wenn ich darüber auch noch nichts Schriftliches verfaßt hatte. Die Befürworter des Standortes der Schule direkt am See, vor allem das mit dem Bau beauftragte Unternehmen, benutzen all diese Informationen, um mich als Scharlatan hinzustellen. Kleine grüne Käfer von irgendwo aus dem All – sie haben das Ganze ziemlich lächerlich gemacht. Sie versuchten sogar zu beweisen, daß die Entstehung des Sees gar nicht von einem Meteoriteneinschlag herrühre, was natürlich in der Tat lächerlich war.« Spark unterbrach sich und lächelte. »Derselbe Unternehmer änderte allerdings seine Meinung, als er versuchte, den Grund am Seeufer für das Fundament der Schule auszuschachten. Er konnte kaum in den Fels vordringen, dieser war zu hart. Ich habe gehört, daß das Unternehmen eine Menge Geld bei dem Job verloren hat.«
»Ich möchte noch einmal auf einen Punkt zurückkommen«, sagte Angela. »Sie haben erklärt, daß sich die Wissenschaftler keine Gedanken um die Mikroorganismen gemacht hätten, weil diese schließlich tot waren. Aber Sie haben sich Gedanken gemacht. Warum?«
»Ich glaube, daß viele Organismen den Einschlag des Meteoriten überlebt haben könnten.«
»Warum?«
»Weil ich der Geschichte beider Seen nachgegangen bin. Natürlich glaube ich nicht an die Schauermärchen, die um das Ganze herum erfunden worden sind. Aber ich habe das Gefühl, daß das Wasser gefährlich ist. Sowohl die Manton als auch die Ropan sind krank geworden, nachdem sie davon getrunken haben. Auch die ersten Siedler hier haben die Gefährlichkeit des Point Lake erkannt. In Chile wird bis zum heutigen Tage der Curro Lake gemieden. Man sieht in ihm eine Quelle von Krankheit. Niemand hat je in seiner Nähe gelebt. Und dann ist da noch die Tatsache, daß es in keinem der beiden Seen Fische gibt. Wenn Sie mich nun jedoch fragen, ob die fremdartigen Organismen oder die magnetischen Kraftfelder für die Probleme verantwortlich sind, dann muß ich sagen, daß ich es nicht weiß. Wenn Sie mich fragen, ob die Organismen vom fünften Planeten stammten, lautet die Antwort genauso. Das alles sind verlockende Theorien. Eins jedoch weiß ich mit Sicherheit: Die Leute, die am meisten Wasser aus dem Point Lake getrunken haben, sind krank geworden.«
»Wen meinen Sie damit? Wer hat das meiste Wasser getrunken?« erkundigte sich Angela.
»Im vergangenen Herbst war es ziemlich heiß. Das Footballteam und die Cheerleadertruppe haben in der Hitze draußen trainiert. Sie haben ohne Zweifel mehr von dem Wasser getrunken als sonst jemand, und sie waren diejenigen, die krank geworden sind.«
»Das stimmt.«
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