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Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes

Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes

Titel: Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Aaron
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zurück. »Das ist lächerlich!«, rief sie. »Wie könnt Ihr dort stehen und aus dem Nichts heraus diese Lügen erfinden? Wie schlecht Ihr auch von mir denkt, welcher Teil meiner Geschichte oder irgendetwas von dem, was geschehen ist, kann irgendwen glauben lassen, was Ihr behauptet? Wenn ich das von Ehrgeiz zerfressene Monster wäre, als das Ihr mich hinstellt, hätte ich Eli doch niemals einfach entkommen lassen!«
    »Ah«, sagte Hern, »aber so lautete die Abmachung, oder? Im Gegenzug für seine Hilfe habt Ihr in die andere Richtung gesehen. Natürlich würdet Ihr damit bei Eurer eigentlichen Mission versagen, aber wer könnte Euch schon vorhalten, dass Ihr den notorisch schwer zu fassenden Eli Monpress nicht erwischt habt? So ein kleiner Fehlschlag wird leicht von dem Prestige ausgeglichen, der Meister eines Großen Geistes zu sein. Sieht man es so, wird Eure Absicht plötzlich vollkommen klar. Nur ein weiterer kurzsichtiger und egoistischer Griff nach der Macht, der durch gute Absichten getarnt wird.«
    Miranda sah sich ungläubig um, als viele der Turmwächter zustimmend nickten. »Wo sind Eure Beweise?«, rief sie. »Mein Bericht, Mellinors eigener Bericht, die Wahrheit selbst, bedeutet Euch das alles denn gar nichts?«
    »Beweise?«, schlug Hern zurück. »Die Wahrheit findet sich doch in Eurem Bericht!« Er hielt einen Stapel Papier hoch, damit alle ihn sehen konnten. »Wenn Mellinor zu binden nicht Eure eigentliche Absicht war, warum habt Ihr Euch dann mit Monpress verbündet, statt beim Geisterhof um Verstärkung nachzufragen, wie es das Standardvorgehen im Kampf gegen mächtige Versklaver ist?«
    Miranda zuckte zusammen. »Mir blieb keine Zeit.«
    »Keine Zeit?«, fragte Hern tief überrascht. »Wenn Mellinor die Zeit hatte, eine Kopfgelderhöhung an den Rat zu schicken, blieb Euch doch sicherlich die Zeit, einen nahe liegenden Turm zu kontaktieren? In meinen Augen ist die einzige Erklärung für Euer Vorgehen, dass Ihr Eure Handlungen vor dem Hof geheim halten wolltet. Ihr habt Euch mit einem Dieb verbündet, der Euch nicht hinterfragen konnte, und habt im Austausch dafür in die andere Richtung geschaut, während er sich mit der Hälfte von Mellinors Schatzkammer aus dem Staub gemacht hat.«
    »Es gibt keine Türme in Mellinor!«, schrie Miranda. »Oder auch nur in der Nähe. Deswegen wurde ich ja in erster Linie ausgeschickt, statt die Aufgabe dem ansässigen Turmwächter zu überlassen. Und was den Vorwurf angeht, ich hätte in die andere Richtung geschaut … ich war bewusstlos, als Eli entkommen ist, weil ich gerade einen Großen Geist angenommen hatte! Und wenn Ihr mir nicht glaubt, dass Mellinor sich aus freiem Willen an mich gebunden hat, dann lade ich Euch herzlich ein, ihn selbst zu fragen!«
    Auf den Tribünen kam es zu hektischen Diskussionen, während Miranda stocksteif stehen blieb. Das war ihr größter Joker, und sie hatte eigentlich vorgehabt, ihn für später aufzusparen. Aber Hern hatte offensichtlich nicht vor, den Prozess in die Länge zu ziehen. Wenn sie überhaupt eine Chance haben wollte, konnte sie es sich nicht leisten, zimperlich zu sein. Trotzdem wirkte Hern kühl und gefasst. Er winkte ihr auffordernd mit einer schmalen, juwelenbedeckten Hand, und das machte Miranda nervöser als seine vorherigen Angriffe.
    Banage brachte den Hof mit einer Handbewegung zum Schweigen. »Spiritistin Lyonette hat recht«, verkündete er. »Nachdem die Anklage lautet, dass sie sich Mellinor unter falschen Vorwänden angeeignet hat, ist die Lösung des Falles recht einfach. Wir werden den Geist danach befragen, ob er misshandelt wurde.« Er senkte den Blick. »Miranda, wenn du so freundlich wärst.«
    Miranda nickte, schloss die Augen und versenkte sich in den tiefen Brunnen ihres Geistes, wo Mellinor schlief. Er wachte auf, sobald sie ihn berührte, und in ihrem Körper breitete sich das seltsame Gefühl aus, als würde aus jeder ihrer Poren Wasser dringen. Es war nicht allzu unangenehm, aber auch nicht übermäßig erfreulich, und es hielt eine scheinbar sehr lange Zeit an.
    Als das Gefühl schließlich verebbte, füllte das Rauschen von Wasser ihre Ohren. Sie öffnete die Augen und entdeckte, dass Mellinor neben ihr schwebte. Der Große Geist des Binnenmeeres hatte sich verändert, seitdem sie ihm ihre Seele als seine Küste angeboten hatte. Er erschien immer noch in Form einer riesigen, kristallklaren Wasserkugel, die in ihrem eigenen, blauen Licht leuchtete – aber er war jetzt kleiner,

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