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Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes

Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes

Titel: Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Aaron
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und verlor jeden Anschein von Ruhe. »Ihr habt es doch direkt von Mellinor gehört! Er ist hier, weil er hier sein will! Ich habe ihm das Leben gerettet! «
    Inzwischen schrien alle im Raum. Spiritisten sprangen von ihren Sitzen auf und diskutierten lautstark miteinander, während Banage mit erhobener Stimme nach Ruhe verlangte. Gin knurrte mit angelegten Ohren wild, während sich seine Krallen in den Steinboden gruben. Nur Hern blieb ruhig und beobachtete das Chaos wie ein erfolgreicher Feldherr die Vernichtung des Gegners. Miranda war so wütend, dass sie kaum geradeaus schauen konnte, aber neben Mellinors Zorn verblasste ihr eigener. Das Gefühl pulsierte durch ihre Verbindung wie die Gezeiten, während seine Oberfläche von ruhigem Blau zu wütendem, unruhigem Stahlgrau wechselte.
    Nach ein paar Minuten schaffte Banage es schließlich, die Ordnung wiederherzustellen. Als im Raum wieder Stille herrschte, nickte er in Richtung des Wassergeistes. »Habt Ihr noch etwas hinzuzufügen?«
    »Nur das.« Mellinors Stimme klang kalt wie das Brechen eines Gletschers. Er drehte sich zu Hern, und seine Wasser wurden sehr dunkel. »Ich war bereits versklavt, Spiritist. Ich kenne den Wahnsinn, den Schmerz und die Demütigung dieses Zustandes besser als jeder Geist, der noch bei klarem Verstand ist. Wenn du es noch einmal wagst, meine Vereinbarung mit Miranda Versklavung zu nennen, werde ich die freie Wahl, die du so hoch schätzt, dazu einsetzen, dich an Ort und Stelle zu ertränken. Und keiner dieser schwachen Flimmersteine, die du so grell zur Schau stellst, wäre fähig, mich aufzuhalten.«
    Hern wurde bleich. Banage ließ ihn für einen Moment um sein Leben fürchten, erst dann wandte er sich an Miranda. »Spiritistin Lyonette, bitte kontrolliert Euren Geist.«
    Miranda hatte die passende Antwort bereits parat, doch ein Blick auf Banage stoppte die Worte. Sosehr sie es auch genießen würde, Mellinor tun zu lassen, was der Wassergeist sich wünschte – wenn sie sich nicht an die Gesetze des Hofes hielt, löste sich ihre Chance auf einen Sieg in Wohlgefallen auf. Und das bedeutete, kein Ertränken. Mit großer Mühe zupfte sie an ihrer Verbindung zu Mellinor, und der Geist zog sich widerwillig zurück. Aber sein kaltes Licht blieb auf Hern gerichtet, bis der letzte Tropfen Wasser verschwunden war.
    »Ihr habt nun alle Anklagepunkte gehört«, sagte Banage. »Die Angeklagte wird sich nun in den Warteraum zurückziehen, während der Hof sich beratschlagt.«
    Miranda war damit entlassen. Sie kletterte vom Podium und durchquerte den Raum, während sie sich bemühte, das Flüstern zu ignorieren, das ihr folgte. Hinter sich konnte sie hören, wie Hern sich mit den Spiritisten um sich herum unterhielt. Seine Stimme klang selbstbewusst und übertönte fröhlich das Brummen der Menge. Ihr sank das Herz, als sie die große Tür durchschritt, welche die Lehrlinge für sie offen hielten, und in den dunklen Wartesaal zurückkehrte.
    »Dieser aufgeblasene Idiot«, knurrte Gin und tigerte in engen Kreisen durch den langen Saal, während die Lehrlinge hinter ihm die Tür verriegelten. »Du hättest Mellinor erlauben sollen, ihn zu ertränken.«
    Miranda antwortete nicht. Sie ließ sich auf eine Bank an der Wand fallen und legte den Kopf in die Hände. Die Geister in den Ringen an ihren Fingern waren wach und stellten durch die Verbindung drängende Fragen. Es kostete sie viel, ihnen ein beruhigendes Gefühl des Selbstbewusstseins zu senden. Alles würde gut werden. Langsam beruhigten sich ihre Ringe, zuerst die kleineren Geister, schließlich auch die größeren. Selbst Mellinor kam unter dem Druck zur Ruhe. Ermüdet von seiner Wut, zog er sich in tiefe Ecken von Mirandas Geist zurück, die sie selbst selten besuchte. Seine Laune war finster und passte wunderbar zu Mirandas eigenem Empfinden.
    Als sie sich schließlich alle beruhigt hatten, löste Miranda den Druck, lehnte sich zurück und starrte zu den hohen Fenstern auf. Sie log ihre Geister nur selten an, aber sie war durchaus bereit, die Wahrheit zu verschleiern, besonders wenn sie noch nicht endgültig feststand und es am Ende immer noch gut ausgehen konnte .
    Sie schloss die Augen. Selbst der Gedanke erschien ihr schon töricht. Alles würde gut werden? Sie konnte sich nicht einmal ausmalen, wie es schlimmer hätte laufen sollen. Sie hatte eine wunderbare Verteidigungsrede geplant, doch stattdessen hatte sie sich von Hern aus dem Gleichgewicht bringen und aufs Glatteis führen

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