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Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes

Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes

Titel: Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Aaron
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Wolken überquerten nicht die Grenzen des Herzogtums. So dumm waren sie nicht.
    Durch die Straßen jedoch bewegte sich langsam der Wind. Er ließ die hohen Öllampen flackern und störte dadurch die ruhigen Lichtflecken, die sie auf die gepflasterten Straßen warfen. Er tauchte in Gassen, duckte sich unter Tonnen hinweg und schlich durch Speicher. Ständig toste er, ein grausames, heulendes Geräusch, und er wich nicht ein einziges Mal von seinem Weg ab, während er sich mit fast schmerzhafter Langsamkeit bewegte, bis er die Stadt einmal umrundet hatte. Erst dann blies der Wind schneller. Er drehte um, flog höher und glitt über die Dächer zur Mitte der Stadt, wo die Festung des Herzogs genau so mürrisch und eindrucksvoll auf ihrem Steinvorsprung kauerte, wie die Poster es beschrieben.
    Der seltsame Wind umrundete einmal das Fundament der Festung, dann drehte er ab und stieg an der bedrückenden Wand bis ganz nach oben, zum einzigen Teil der Zitadelle, der von der wehrhaften Architektur abwich. Hier, am höchsten Punkt, stand eine Reihe von miteinander verbundenen Türmen. Sie waren nicht hoch und vom Boden aus schwer zu erkennen, aber da sie die Spitze der Festung einnahmen, boten sie einen atemberaubenden Blick über die Stadt und das umgebende Land. In der Mitte der Feste, zwischen den Türmen, lag ein kleiner Hofgarten, gefüllt mit kleinen ordentlichen Pflanzen, die alle nach Größe und Farbe in Beeten arrangiert standen. Hier ließ sich der Wind in engen Spiralen nach unten sinken, während er seine Geschwindigkeit zu einem bloßen Kriechen drosselte, um schließlich vor dem Mann anzuhalten, der im Licht einer Lampe über einem Stapel schwarz gebundener Kontobücher saß.
    Für einen Moment schwebte der Wind zögernd, aber der Mann sah nicht von seinem Folianten auf, bis er mit einer Zahlenreihe fertig war. Erst dann, als er in seiner sauberen Handschrift die letzte Summe notiert hatte, sah Herzog Edward auf die leere Stelle, an der der Wind wartete. »Berichte.«
    »Mein Herr«, flüsterte der Wind. »Zwei Dinge. Zum einen, Hern ist angekommen.«
    »Ist er?« Der Herzog legte sein Kontobuch beiseite. »Das ist unerwartet.«
    »Er ging direkt zu seinem Turm, kaum dass er das Tor durchschritten hatte.« Der Wind gab ein kicherndes Geräusch von sich. »Er schien nicht besonders glücklich, wieder zurück zu sein.«
    »Interessant«, meinte der Herzog. »Was ist das Zweite?«
    Das Pfeifen des Windes bekam eine nervöse Note. »Ich habe einen Impuls gespürt, als ich heute Abend den Hafen durchsucht habe.«
    Der Herzog runzelte die Stirn. »Einen Impuls? Erkläre das.«
    »Nun«, sagte der Wind. »Es ist schwer, das einem blinden Mann zu erklären …«
    Der Blick des Herzogs wurde hart, und ein kleines Aufwallen von Macht durchlief den Garten. Sofort fand der Wind die richtigen Worte.
    »Es war wie ein Blitz«, sagte er. »Und dann war es verschwunden. Ich bin noch zweimal an der Stelle vorbeigeglitten, habe es aber nicht noch mal gesehen. Könnte ein Heckenmagier gewesen sein, irgendein geistersensibler Flussmatrose, der seine Fähigkeiten nie über einen Punkt hinaus entwickelt hat, an dem er Überschwemmungen spüren kann.«
    »Aber das glaubst du nicht«, meinte der Herzog.
    Der Wind zuckte überrascht zusammen, und Herzog Edward lächelte. Er war schon immer gut darin gewesen, auch unausgesprochene Worte zu hören. Das war sowohl bei Menschen als auch bei Geistern eine nützliche Fähigkeit.
    »Ich weiß nicht, was es war«, erklärte der Wind schließlich. »Aber nichts Normales leuchtet so hell.«
    »Ich verstehe«, antwortete der Herzog. »Ich verlasse mich darauf, dass die Disziplin aufrechterhalten wird.«
    »Natürlich«, grollte der Wind. »Eure Geister sprechen mit niemandem.«
    »Gut«, sagte Edward. »Halte ein Auge auf diesen Impuls. Sag allen, dass ich heute Nacht ein straffes Netz von Patrouillen will. Der Köder wurde landauf, landab ausgestreut. Unsere kleine Maus könnte sich bereits in der Falle befinden.«
    »Ja, mein Herr.« Der Wind wirbelte in etwas herum, was der Verbeugung einer Luftbewegung am nächsten kam. »Noch etwas?«
    Der Herzog dachte einen Moment nach. »Ja. Schick mir auf deiner nächsten Runde Hern vorbei. Ich bin neugierig, was er wieder in Fron will, so knapp nach meiner Investition in seinen Erfolg in Zarin.«
    »Natürlich, mein Herr«, lachte der Wind. Er hatte Hern nie besonders gemocht, und er freute sich darauf, den Spiritisten herumzukommandieren, wie er es

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