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Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes

Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes

Titel: Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Aaron
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endlosen, stahlgrauen Wasser den Rücken zugewandt. Wie als Vergeltungsmaßnahme biss sich das Wasser mit messerscharfen Wellen in den Stein, fraß in endlosen Jahren unzählige große und kleine Höhlen und Spalten hinein, die unter dem grauen Himmel wie dunkle Mäuler in den Klippen klafften.
    Gin folgte der Klippe, bis er eine Stelle erreichte, an der die Küste scheinbar eine große Falte bildete. Dort setzte er seine Tatzen sehr vorsichtig auf den glatten, nassen Stein und kletterte in einen Hohlraum zwischen zwei Felssäulen. Es war ein schmaler Durchgang, und der Hund musste sich ein wenig winden, um nicht stecken zu bleiben. Dann, nach ungefähr drei Metern, öffneten sich die Wände plötzlich, und Gin fiel praktisch in eine große Höhle.
    Es war dämmrig, aber nicht dunkel. Graues Licht drang durch die Spalten an der Decke und durch die breite Höhlenöffnung, die direkt auf das Meer hinausführte. Kleine Kolonien von Muscheln und Algen auf dem Sand bezeichneten die Fluthöhe und füllten die Höhle mit dem Geruch von Salz und verrottendem Seegras. Gin landete geschickt auf dem harten Sand, wandte der rauschenden See den Rücken zu und trottete in den hinteren Teil der Höhle, wo ein kleines, trauriges Feuer in einem Stapel aus feuchtem Treibholz tanzte. Daneben saß zu einem zerlumpten Ball zusammengerollt seine Herrin.
    Er ließ den Hasen neben dem Feuer in den Sand fallen und setzte sich.
    »Essen«, sagte er. »Wenn du fertig bist mit Trübsal blasen.«
    Miranda starrte ihn zwischen den verschränkten Armen heraus an. »Ich blase nicht Trübsal.«
    »Mich hättest du fast getäuscht«, schnaubte Gin.
    Sie griff nach dem Hasen, doch kurz bevor ihre Fingerspitzen mit dem zerrissenen Pelz in Kontakt kamen, schob Gin ihn mit einer Pfote zur Seite.
    »Bist du endlich bereit, darüber zu reden, wo wir als Nächstes hinwollen?«
    Miranda seufzte. »Wir gehen nirgendwohin.«
    Gin kniff die orangefarbenen Augen zusammen. »Also werden wir unser Leben in einer Höhle am Meer verbringen?«
    »Bis mir etwas Besseres einfällt«, blaffte Miranda. »Wir sind Flüchtlinge, erinnerst du dich?«
    »Und?«, meinte Gin. »Wenn irgendwer wirklich nach uns sucht, dann wahrscheinlich Banage, um diesen Mist in Ordnung zu bringen.«
    »Das ist nicht Banages Problem«, sagte Miranda und sah Gin zum ersten Mal in die Augen. »Ich war es, die entschieden hat, das Ganze auf die harte Tour zu wagen. Und ich habe versagt.« Wieder vergrub sie ihren Kopf in den auf den Knien aufgestützten Armen. »Wenn ich schon keine gute Spiritistin sein kann, dann werde ich zumindest eine gute Verbannte sein und stillschweigend verschwinden, ohne eine Szene zu machen, die dem Geisterhof noch mehr Peinlichkeiten bereitet.«
    Gin schüttelte den Kopf. »Hörst du eigentlich, wie lächerlich du klingst? Glaubst du wirklich, es macht alles besser, wenn du bis zum bitteren Ende die pflichtbewusste Spiritistin spielst?«
    »Es ist meine Pflicht, den Geisterhof zu unterstützen!«, rief Miranda. »Ich spiele nicht, Promenadenmischung.«
    »Nein«, antwortete Gin. »Du versteckst dich und leckst deine Wunden. Was nützt du dem Geisterhof, wenn du ihn nur als Grund einsetzt, um wegzulaufen?«
    »Wegzulaufen?« Miranda riss den Kopf hoch. »Ich kann nicht einfach aufhören, eine Spiritistin zu sein, Gin! Ich habe Eide geschworen! Ich habe Verpflichtungen! «
    »Genau«, gab Gin zurück. »Aber als Erstes uns gegenüber. Ich dachte, du hättest diese Entscheidung bereits in Zarin getroffen, aber jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher. Was ist wichtiger, Miranda, der Geisterhof oder die Geister? Wirst du deine Eide uns gegenüber brechen, um Banages Ehre zu bewahren? Würde er das überhaupt wollen?«
    Miranda wandte den Blick ab, und Gin stand mit einem Schnauben auf. »Denk immer dran: Solange du dich in diesem Loch versteckst, hilfst du niemandem«, knurrte er und trottete auf den Höhlenausgang zu. »Iss deinen Hasen. Und wenn du das nächste Mal hungrig wirst, kannst du selbst rausgehen und dir dein eigenes Abendessen fangen.«
    Miranda blieb still sitzen, bis er verschwunden war. Doch kaum war sein Schatten mit der Gischt verschmolzen, packte sie sich den Hasen und fing an, ihn auszunehmen.
    Dämlicher Hund, dachte sie.
    Sie spießte den Hasen auf einen Stock und legte ihn über die Kohlen. Gin mochte ein sehr scharfsinniger Hund sein, aber er war trotzdem ein Hund. Er verstand das Ganze einfach nicht. Wenn sie eine Szene machte, würde das die

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