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Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes

Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes

Titel: Legende von Eli Monpress 02 - Herr des Windes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Aaron
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Kisten um sie herum zuckten zusammen. »Shhh!«, zischte die Stimme. »Nicht so laut! Wenn wir beim Sprechen erwischt werden, bedeutet das für uns das Ende.«
    »Was?«, flüsterte Josef und sah sich um.
    »Es sind die Kisten«, flüsterte Eli zurück. Er grinste wie ein Irrer. »Sie stimmen dir zu.« Er tätschelte den Schwertkämpfer auf den Rücken, dann lehnte er sich vor, um mit der hölzernen Kiste zu reden. »Was meinst du mit ›das Ende‹?«, flüsterte er. »Wer sollte euch erwischen?«
    Die Kiste verfiel wieder in Schweigen, und die Frage hing eine Weile unbeantwortet in der Luft. Dann erklang mit einer Stimme, die kaum lauter war als das Rieseln von Staub: »Der Beobachter.«
    Eli runzelte verwirrt die Stirn. »Der Beobachter?«
    »Der Beobachter des Herzogs sieht alles«, erklärte die Kiste zitternd. »Wir dürfen nicht mit Magiern reden, aber du bist der netteste, leuchtendste Magier, den wir je gesehen haben. Also geh bitte. Wir wollen nicht, dass du gefangen wirst.«
    Eli wollte gerade eine weitere Frage stellen, als ein scharfes Knacken der obersten Kiste im Stapel ihn unterbrach.
    »Beobachter!«, riefen die Kisten gleichzeitig. »Er kommt! Sagt nichts! Ignoriert den Magier!«
    »Verschwinde hier!«, flüsterte Elis Kiste panisch.
    »Wer kommt?«, flüsterte Eli drängend, während er seine Hände über das staubige Holz gleiten ließ. »Was meint ihr mit ›Beobachter‹?«
    Aber die Kisten hatten bereits wieder dichtgemacht, und in der Stille hörte Eli ein leises Geräusch.
    »Was ist los?«, fragte Josef wieder, diesmal eindringlicher.
    »Shhh!« Eli brachte ihn zum Schweigen und kauerte sich zwischen die Kisten.
    Josef warf ihm einen bösen Blick zu, dann hörte er es auch.
    Es klang, als würde ein starker Wind zwischen den Gebäuden wehen – nur dass er sich sehr behutsam vortastete. Das tosende Geräusch verweilte, glitt geduldig den Fluss hinauf und bewegte sich insgesamt auf eine Weise, die absolut nicht zu Wind passte. Es traf wie eine Welle auf die hölzernen Wände des Lagerhauses, brachte alles zum Klappern, was nicht festgenagelt war, und pfiff durch die hohen Fenster. Dann war der Windhauch verschwunden, um sich methodisch weiter die Reihe der Lager entlangzubewegen. Zurück blieb nur das verängstigte Schweigen traumatisierter Kisten.
    Eli sah Josef an, und zusammen schlichen sie zurück in die Mitte des Lagerhauses. Dort wartete Nico bereits auf sie, obwohl Eli nicht bemerkt hatte, wie sie das Gebäude betreten hatte. Sie war einfach da, und sie wirkte nicht allzu glücklich.
    »Etwas ist gerade vorbeigekommen«, flüsterte sie, sobald sie nah genug waren.
    »Wir haben es gehört«, antwortete Eli. »Hast du mitbekommen, was es war?«
    Nico schüttelte den Kopf. »Ich würde gern sagen, es war nur ein Windstoß, aber ich habe noch nie einen solchen Wind gespürt.«
    Eli biss sich nachdenklich auf die Lippe, doch Josef wirkte, als hätte er seine Entscheidung bereits getroffen.
    »Also«, sagte er, »sind wir in eine Falle voller verängstigter Geister gelaufen, mit Wind, der kein Wind ist. Reicht das jetzt, um dich davon zu überzeugen, dass dieser Job mehr Ärger machen wird, als er wert ist?«
    »Einen Tag.« Eli drehte sich zu Josef um und hielt einen einzelnen Finger hoch. »Gib mir einen Tag, um die Situation auszukundschaften. Morgen Nacht schlagen wir entweder zu oder verschwinden. Auf jeden Fall hat es dann ein Ende.« Er sah zu den hoch oben liegenden Fenstern. »Hier geht irgendetwas vor. Zuerst der Abbruch des Regens an einer deutlichen Linie; jetzt das. Du bist doch sicher genauso neugierig wie ich und willst auch wissen, was hier vorgeht?«
    »Natürlich bin ich neugierig«, antwortete Josef. »Aber ich lasse nicht zu, dass meine Neugier mich in Situationen bringt, aus denen ich nicht mehr entkommen kann. Das ist der Unterschied zwischen dir und mir.«
    »Komm schon«, meinte Eli. »Ich war noch nie in einer Situation, aus der ich nicht entkommen wäre.«
    Josef warf ihm einen bedeutungsschweren Blick zu. »Es gibt für alles ein erstes Mal.«
    Eli lachte leise. »Nun, wenn ich schon die Vorbereitung von drei Tagen in vierundzwanzig Stunden stopfen soll, dann lasst uns loslegen. Doch zuerst sorge ich dafür, dass wir sicher sind.«
    »Wie willst du das machen?«, fragte Josef. »Du hast gerade erklärt, dass die Geister nicht einmal mit dir reden.«
    »Das müssen sie auch gar nicht«, erklärte Eli und wanderte wieder zu den Kisten.
    »Entschuldigt«, sagte er

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