Legenden d. Albae (epub)
dir das Gift austreiben
?
»Ihr vermögt so etwas?« Sinthoras konnte sich nicht so ohne Weiteres entscheiden, ob er das Angebot annehmen sollte. Das Drängen, das unvermittelt Gierige gefiel ihm nicht. Was auch immer die Kugel mit dem neuen Verbündeten angestellt hatte, das Wesen hatte sich völlig verändert. Es erschien wie ausgewechselt. Leider würde er das Spitzohr nun nicht mehr befragen können, was sich in der Phiole befunden hatte.
Das Nebelwesen leuchtete auf, kleine Sterne strahlten um Sinthoras und schienen ihn verglühen zu lassen. Er kam sich vor wie in einem Backofen, Schweiß brach aus seinen Poren, tränkte seine Kleidung und machte sein Antlitz nass, als sei er aus den Fluten eines Sees gestiegen. Dann endete die Hitze.
Das sollte dir geholfen haben, mein Freund.
Sinthoras blickte an sich herab. Sein Schweiß hatte sich dunkelbraun gefärbt und stank. »Ist dies das Gift gewesen?«
Ja. Mit etwas Magie und Wärme habe ich es aus dir herausgetrieben.
Der Nebel zog sich von ihm zurück, wallte vor ihm und drehte sich um sich selbst.
Wann geht es los
?
»Los?«
Mit dem Feldzug, Alb
! Ich möchte das Land sehen, das bald mein Reich sein wird. Deine Herrscher haben schon Vorbereitungen getroffen, nehme ich an
?
»Wir wollten sichergehen, dass Ihr auf unserer Seite steht.« Sinthoras konnte es noch immer nicht fassen, dass er so einfach vor dem Tod bewahrt worden war. Er lachte auf. »Ihr habt mich gerettet!«
Nachdem du mir dieses Geschenk machtest, fand ich es nur angebracht, etwas darauf zu erwidern.
Der Nebel verfinsterte sich.
Nun, wann brechen wir auf
?
Sinthoras hatte die Drohung genau vernommen. Eine Mischung aus quengelndem Kind und beleidigtem Herrscher. Er hörte das Zischen des brennenden Landes um sich, dachte an die Verwüstung und die Vernichtung. Plötzlich spürte er eine Abneigung vor dem Gedanken, diesen Dämon mit nach Dsôn Faïmon zu nehmen.
Wird das meiner Heimat ebenso widerfahren
?
Und wenn dem Wesen plötzlich das Sternenreich besser gefiele als die Aussicht auf Tark Draan?
Sinthoras entschied: Der Dämon durfte nicht ins Reich der Albae gelangen. »Ich werde sofort aufbrechen und den Unauslöschlichen die frohe Kunde überbringen. Danach ziehen wir die Heere zusammen. Wenn das geschehen ist, sende ich einen Boten zu Euch.«
Das Nebelwesen schwieg.
Ich möchte nicht in der Ödnis warten. Ich habe zu viel Zeit damit verbracht, diesem Land beim Sterben zuzusehen.
Kreischend sprang Dafirmas in die Höhe. Noch immer steckte das Schwert in seiner Kehle, die Augen waren trüb, doch er bewegte sich wie ein Lebender. Er fauchte, knurrte und warf sich unverzüglich mit bloßen Händen gegen Sinthoras, die Finger zu Klauen geformt.
Der Alb schwang den Speer und spießte Dafirmas auf, hielt ihn auf Abstand. »Wirst du wohl tot sein wollen?« Der Elb gebärdete sich wie von der Tollwut befallen, und hätte die Klinge nicht eine Fangstange besessen, hätte sich Dafirmas den Schaft durch den Leib geschoben, um Sinthoras zu fassen zu bekommen.
Der Alb entsann sich geistesgegenwärtig an die geköpften Skelette. Er zog das Schwert mit der freien Hand aus dem Hals des Elben und schlug ihm den Hals durch, während die andere Hand den Speer hielt. Kaum waren die Wirbel gekappt, erschlaffte der Feind und fiel auf die Erde.
Man kann sie auch verbrennen,
sagte das Nebelwesen.
Bis vor Kurzem mochte ich diese Eigenschaft von mir nicht, aber ichmuss sagen, es könnte in einem Feldzug hilfreich sein. Wir könnten uns ein Heer aus niemals ermüdenden Soldaten schaffen.
»Ausgezeichnet«, sagte Sinthoras und zog den Speer mit einem Ruck aus dem Elbenkörper. Er würde auf dem Rückweg sehr vorsichtig sein, denn irgendwo im Dunst lauerten die getöteten Gegner, die er nicht in das Feuerloch gelockt hatte. Er verneigte sich vor dem Nebelwesen. »Ich mache mich auf den Weg. Harrt aus, bis der Bote Euch erreicht.«
Nein, sende mir keinen Boten. Singe.
»Wie?«
Singen sollst du, mein Freund. Und zwar diese herrlich dunkle Weise, die du mir zu Anfang vorgetragen hast. Nicht dieses heitere Stück.
»Es sind Hunderte von Meilen, die mich von Euch trennen«, warf Sinthoras ungläubig ein.
Ich werde es vernehmen. Geh nun.
Das Geschöpf aus Dunst und winzigen Sternen zog sich zurück.
Ewig werde ich nicht warten, Sinthoras. Spute dich. Sollte es zu lange dauern, bis ich deine Stimme und das Lied vernehme, erachte ich unsere Abmachung als ungültig.
»Was bedeutet für Euch zu lange?«
Nach dem
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