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Legenden d. Albae (epub)

Legenden d. Albae (epub)

Titel: Legenden d. Albae (epub) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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es zu Ornamenten gefügt.
    So etwas können Menschen niemals erschaffen.
Raleeha war überglücklich, diese Pracht betrachten zu können. Doch als sie den Blick zur Seite wandte, wo sich der Eingangzu einer Laube aus filigranem Schwarzeisen erhob und unzählige Knochenwindspiele einen blickdichten Vorhang vor den halbrunden Fenstern bildeten, stockte ihr Herz:
Sinthoras
!
    »Komm«, befahl ihr Timānris fröhlich. »Er soll sehen, wer sein Geschenk angefertigt hat.«
    Raleeha fühlte sich zerrissen. Sie wollte ihn aus der Nähe sehen, sich an ihm ergötzen. Und gleichzeitig fürchtete sie, die Beherrschung zu verlieren und ihre verräterischen Gefühle nicht kontrollieren zu können.
Götter, lasst mich nicht im Stich.
Aber ohne dass sie sich dagegen zu wehren vermochte, ging sie weiter, direkt auf ihren einstigen Gebieter zu.
    Er stand auf, begrüßte Timānris mit einem innigen Kuss und warf Raleeha nur einen flüchtigen Blick zu. »Ach ja. Du bist ja nun ihre Herrin«, sagte er beiläufig. »Caphalor erzählte mir davon.«
    »Sie ist ihre eigene Herrin«, sagte die Albin sanft und küsste ihn erneut, das kleine Porträt in ihrer Rechten haltend.
    Ich wünschte, ich wäre wieder blind
!
So aber musste sie mit ansehen, wie ihr Gebieter eine andere hingebungsvoll liebkoste. Es fiel ihr unendlich schwer, stumm und starr zu stehen und sich nicht dazwischen zu werfen.
    Niemals kommst du an ihre Stelle,
sagte die Vernunft.
    Das weißt du nicht, bevor du nicht alles versucht hast,
hielt das feine Stimmchen dagegen.
    »Sieh«, sprach Timānris und trug den Schimmer der Liebenden in den Augen, »was sie geritzt hat. Ich möchte, dass du es immer bei dir trägst, Sinthoras.« Sie reichte ihm das Stückchen Pergament. »Es soll dich auf deinem Feldzug beschützen und dich gesund und siegreich zu mir zurückbringen.«
    Raleeha sah, wie ihr Werk den Besitzer wechselte, wie ihr Antlitz nun doch zu ihrem Gebieter gelangte.
Es wird ihn zu mir bringen, nicht zu dir.
Das dämpfte ihre Wut, das Wühlen inihrem Innersten.
    Sinthoras nahm es entgegen. »Sehr trefflich gelungen, Raleeha«, sagte er zu ihr. »Es scheint, als hättest du diese Gabe vor mir verborgen. Deine Bilder, die ich ohne dein Wissen in deiner Kammer sah, waren im Vergleich dazu schlecht.« Dann sah er Timānris an, umfasste ihr Antlitz. »Geliebte, hör mich an.
Du
machst mich vollkommen! Für dich reite ich ans Ende von Tark Draan und wieder zurück. Ich zerschmettere die Häupter all meiner Feinde, um sie dir zu bringen«, sang er mehr als er sprach.
    Raleeha schloss die Lider und genoss seine Stimme.
    »Sobald ich vom Feldzug zurückkehre, möchte ich dich als meine Gefährtin«, bat er sie.
    Die Albin und die Menschenfrau atmeten gleichzeitig tief ein; die eine vor Glück, die andere vor Schrecken.
    »Was ist mit Yantarai?«, warf Timānris behutsam ein. »Ich liebe dich, Sinthoras, und möchte deinem Aufstreben nicht im Wege stehen. Mit ihr   …«
    »… ist das Leben eintönig. Politisch und ohne Inspiration«, führte er fort und ergriff ihre Hände. »Lehne mein Werben nicht ab, ich bitte dich.«
    Timānris sah ihm in die Augen, schien nachzudenken.
    Raleeha hob die Lider, starrte die Albin entsetzt an.
Das darf sie nicht
!
Sie bat Tion um sein Eingreifen, das verhindern sollte, dass Timānris ein Ja über die Lippen kam. Aber welche Frau von Verstand lehnte einen Antrag von ihm ab?
    Und dann hörte sie die Albin sagen: »Aus vollstem Herzen.«
    Wieder musste sie Zeugin werden, wie ihre Lippen sich trafen.
Hört auf damit
!
Ihr versetzte es einen glühenden Stich, und sie wünschte sich Timānris’ Tod. Sie verspürte kein schlechtes Gewissen deswegen; niemals hatte sie um eine Förderung durch sie gebeten. Erst recht nicht, da die Förderung darin bestand, ihre Werke als die eines anderen auszugeben.
    Die Pest soll dich holen
!
Das Brennen in Raleeha verstärktesich, brachte ihr Atemnot und spülte Hitze in den entlegensten Winkel ihres Körpers. Es ließ sich nicht aufhalten, sengte sich durch Vorbehalte, durch den letzten Rest Dankbarkeit und schmolz die Skrupel zu einem kleinen Klümpchen zusammen.
    Das restliche Gespräch der beiden Albae bekam sie nicht mehr mit, so sehr befanden sich ihre Gedanken in Aufruhr. Das feine Stimmchen wisperte ihr die unterschiedlichsten Möglichkeiten ein, die Albin zu ermorden, und sie lauschte ihm eifrig. Als sie ihren Namen irgendwann vernahm und Timānris an ihr vorbeiging, folgte sie der Albin. Doch sie musste den

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