Legenden d. Albae (epub)
rechts und links in den kurzen Hals, knapp unter der Helmkante hindurch. Der Unterirdische fiel, aber schon stellte sich ihm der Zwerg mit dem Morgenstern in den Weg und brüllte seinen Hass auf ihn hinaus.
Caphalor sprang über ihn hinweg, drehte sich dabei um die eigene Achse und durchtrennte die Nackenwirbel. Der Unterirdische machte noch einen Schritt nach vorn, dann fiel er in sich zusammen.
Caphalor sah nach Sinthoras. Dieser nahm soeben seinen Spieß als Sprunghilfe und rammte einem Zwerg die Stiefelabsätze gegen den Helm. Noch in der Luft drehte er den Spieß und stach dem Fallenden die Spitze durch den Hals. Einen weiteren heranstürmenden Gegner hielt er mit einem Stich der abgeflachten Spießseite auf, umrundete ihn und stach ihm von hinten durch den Rücken. Sodann stieß er ihn vorwärts gegen einen dritten Zwerg und durchbohrte dessen Herz.
Sinthoras blickte sich um. Dies war der letzte Unterirdische gewesen, der sich ihnen zum Kampf gestellt hatte.
»Es sind uns welche entkommen!«, rief Caphalor und deutete den Gang hinab.
»Verfolgt sie«, befahl Sinthoras den verbliebenen zehn Albae. Fünf Tote hatten sie in Kauf nehmen müssen. Die Zwerge warenschlagkräftige Widersacher.
Die Soldaten nahmen die Verfolgung auf. Als Caphalor sie begleiten wollte, hielt ihn Sinthoras am Arm fest. »Nein. Wir gehen zurück und schicken ihnen die verbliebenen Krieger hinterher. Sie sollen den Tunnel auskundschaften. Vielleicht können wir auf diese Weise noch mehr von unseren Soldaten einschmuggeln.«
Caphalor blieb stehen. »Ich weiß nicht. Der Weg wurde bereits von den Unterirdischen entdeckt. Diese Handvoll, die wir töteten, kann nur eine Vorhut gewesen sein.«
»Darauf müssen wir es ankommen lassen.« Er rannte zurück zur Höhle.
Caphalor begleitete ihn, wenn auch zögernd. Er hätte die Krieger lieber begleitet und weitere Zwerge erlegt.
Bald waren sie bei den Nachtmahren und den Wartenden angelangt, die Sinthoras knapp davon in Kenntnis setzte, was sie zu tun hatten: die überlebenden Unterirdischen zu stellen und zu vernichten, um danach tiefer in ihr Reich vorzudringen.
Die Albae verneigten sich und kletterten zur Höhle hinauf. Die Nostàroi waren allein.
»Es entgleitet uns, wenn wir nicht achtgeben«, sprach Caphalor. »Ich zweifle nicht an unseren Leuten, aber die Zwerge sind unter Umständen näher, als wir denken.« Er sah Sinthoras an und deutete auf die Serpentinen, die sich nach unten zum Bergfuß wanden. »Von hier aus kann man die Lichter des Lagers sehen. Wir sollten den Angriff vorziehen.«
Sinthoras betrachtete die vielen hellen Punkte im Tal. »Du meinst, ich soll den Dämon rufen? Wir haben die Nachricht des Gålran Zhadar noch nicht erhalten, wie wir den Verräter unter den Zwergen erkennen und ihn dazu bringen, die Losung für das Tor zu sprechen.«
Caphalor verstand sein Zögern.
Es muss dennoch jetzt geschehen.
»Sagte der Dämon nicht, dass auch er die Macht besitzt, die Riegel in Bewegung zu setzen?« Er hob die Augen, sah in die Ferne. »Ich bin gespannt, wie schnell er kommen wird. Das ist noch so eine Unsicherheit.«
Sie schwiegen und hörten das Säuseln des Windes, der sich an den Kanten des Gebirges brach und ihnen ein vielstimmiges, unharmonisches Lied sang.
»Du hast recht. Wir beginnen mit dem herkömmlichen Angriff, ohne vorerst auf den Dämon und den Gålran Zhadar zu setzen«, sagte Sinthoras plötzlich. »Halten wir uns an den alten Plan.«
Sehr gut
!
Caphalor hatte gezweifelt, dass sich der Alb dieser Meinung anschloss. Seine Erleichterung war groß.
»Die Oger sind zwar noch nicht angekommen, aber wir verfügen über genügend Bestien, die wir mit Sturmleitern gegen das Portal hetzen können. Um die Óarcos ist es nicht schade. Unsere albischen Truppen kommen erst zum Einsatz, wenn sich der Durchgang geöffnet hat.« Er sah Sinthoras von der Seite her an. »Was ist nun mit dem Dämon?«
Der Alb atmete die kalte Bergluft ein, schöpfte tief Luft und stimmte die Weise von Inàstes Tränen an, um das Nebelwesen an den Nordpass zu rufen.
Caphalor lauschte dem traurigen Gesang und schloss ergriffen die Augen.
XX
Doch gerade als die Unauslöschlichen meinten, alles geschähe, wie sie es ersannen, wies ihnen Samusin, der Gott des Ausgleichs, seine Macht, die er jedem gewährte.
Der Ausgleich kann viele Gestalten annehmen.
Mal ist es ein Pfeil eines Feindes, der die Endlichkeit bringt.
Mal ist es ein Kuss der Geliebten, den man nach langer Entbehrung
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