Legenden d. Albae (epub)
Angriff. Sagt euren Truppen, bald plündern sie Schatzkammern und Kornspeicher!«
Die meisten trommelten als Zustimmung auf den Tisch. Lediglich Lotor und Toboribar wechselten rasche Blicke, die besagten, dass sie ihr Misstrauen nicht verloren hatten.
»Jetzt geht.« Sinthoras blieb auf seinem Stuhl sitzen, wartete, bis alle das Zelt verlassen hatten, und stieß einen Fluch aus, während er auf das Modell blickte.
Wo steckst du, Dämon
?
In deiner Nähe,
hörte er die vertraute Stimme in seinem Kopf, und er schrak zusammen. Die Antwort war zu deutlich, zu laut und überraschend gekommen.
Du zweifelst doch nicht etwa an meiner Loyalität zu dir
?
»Ich hatte dich vor einiger Zeit gerufen! Die Truppen werden ungeduldig.«
Ich wollte mich noch ein wenig austoben und mich mit meinenveränderten Kräften vertraut machen, welche ich durch dich erlangt habe, Sinthoras.
Der Alb schloss die Augen und konzentrierte sich auf die ungewöhnliche Unterhaltung.
»Wann wirst du bei uns sein können?«
Lass den Angriff beginnen, wie du es ihnen sagtest. Ich bin rechtzeitig bei euch. Achte auf die Zeichen des Verfalls.
Die Stimme wurde wieder leiser.
Und ich bringe die Nachricht über den Verräter mit.
»Du?«, sagte Sinthoras unbeabsichtigt laut.
»Wen hast du sonst erwartet?«, bekam er Antwort vom Zelteingang – doch es war nicht die Stimme des Dämons. Als er die Augen aufschlug, stand Caphalor an der anderen Seite des Tisches, gerüstet und mit einem langen, weißen Mantel vor der Kälte geschützt. »Habe ich dich im Gebet gestört?«
Es dauerte, bis Sinthoras begriff, dass der Dämon sich aus seinen Gedanken zurückgezogen hatte. Er berichtete, was sich zugetragen hatte. »Was ist deine Meinung?«
»Das Gute ist, dass er kommen wird«, sprach Caphalor. »Doch wie gelangte er an das Wissen über den Spion?« Er setzte sich neben Sinthoras. »Was soll’s. Wir können bald angreifen! Die Unruhe bei den einfältigen Bestien nimmt zu. Sie wollen ernten, was wir ihnen versprachen.«
»Jetzt können wir es ihnen bieten.« Sinthoras betrachtete das Modell. »Wie sieht es bei den Bestien aus?«
»Die Óarcos beherrschen das Erklimmen der Sturmleitern inzwischen hervorragend und fürchten sich auch nicht vor großen Höhen. Sorge bereiten mir die Katapultmannschaften. Sie brauchen lange, bis sie sich richtig eingeschossen haben, doch da unsere Krieger nicht in der ersten Linie fechten, soll es mir egal sein. Die Óarcos haben abgelehnt, sich von unseren Schützen helfen zu lassen.«
Sinthoras hörte zu, und er verlor die Anspannung, die ihnlange befallen hatte.
Von einem Herzschlag auf den nächsten haben sich die Schwierigkeiten aufgelöst.
»Jetzt fehlen nur noch die Oger, und alles ist nahezu perfekt.«
Einer der Leibwächter trat ein. »Werte Nostàroi, eine Sklavin möchte Nostàroi Sinthoras sprechen. Ihr Name ist Raleeha.«
Caphalor hob die Augenbrauen. »Sie wird doch nicht wieder geflohen sein, um zu dir zu gelangen?«, sagte er halb im Scherz.
Sinthoras fand es nur bedingt lustig. Erinnerungen an jene Nacht stiegen empor, als er sie im Zorn an Caphalor weitergegeben hatte. »Was will sie?«
»Sie bringt Kunde aus Dsôn, Nostàroi. Über den Zustand von Timānris, sagt sie.«
Jetzt überschlugen sich seine Gedanken, tanzten zwischen Bangen und größtem Glück hin und her.
Was hat es zu bedeuten, wenn sie Raleeha zu mir an die Front senden
?
»Herein mit ihr.«
Die Sklavin wurde von dem Leibwächter ins Innere des Zeltes geführt. Sie trug ein dunkelgraues Kleid mit schwarzen Stickereien; der leichte schwarze Mantel wies Dreck und Staub von der langen Reise auf. Vor ihren Augen saß die schwarze Spitzenbinde, hinter der sie die leeren Augenhöhlen verbarg. Das Gesicht war noch schlanker und geriet immer albaehafter. Durch ihre Größe wurde die Illusion vollkommen, und wenn sie noch die spitz zulaufenden Ohren besäße …
»Ich grüße Euch, Ihr edlen Nostàroi«, sagte sie mit gedämpfter Stimme und verneigte sich vor ihnen. Sie zitterte vor Kälte. »Ich bringe Kunde aus Dsôn.« Sie trat nach vorn, langsam und unauffällig mit den Fußspitzen nach Hindernissen suchend. »Es ist keine frohe Kunde, Gebieter.«
»Ich bin nicht mehr dein Gebieter, Raleeha«, sagte Sinthoras und fürchtete sich vor dem, worauf sie ihn vorbereiten wollte.
Ich will es nicht hören.
»Das seid Ihr vom heutigen Teil der Unendlichkeit an«, widersprach sie sachte und langte an ihre Seite, wo sie einen Beuteltrug. Sie
Weitere Kostenlose Bücher