Legenden der Traumzeit Roman
sie inständig, sie würde halten, bis sie die andere Seite erreicht hatten.
Immer wieder knallte die Peitsche, und Fergal verwendete jeden ihm bekannten Fluch, um die Tiere anzutreiben – und als sie die Zuflucht des anderen Ufers rochen, begannen sie endlich, ihre Last bereitwillig zu ziehen.
Ruby war völlig durchnässt, ihre Hände taub vor Kälte, als sie die Pferde schließlich auf festen Boden trieb. Sie glitt aus dem Sattel und suchte nach James. Doch der war den anderen zu Hilfe gegangen, denn sie mühten sich noch immer ab, ans Ufer zu gelangen.
Die Männer erreichten einer nach dem anderen festen Boden, und den Ersatzpferden wurden Fußfesseln angelegt. Fergals Stimme war heiser vom Brüllen, als die Ochsen den Wagen vom Ufer wegzogen. »Beeilung!«, krächzte er und sprang ab. »Der Fluss steigt immer höher.«
In stummer Verzweiflung nestelten ihre tauben Finger an den durchweichten Seilen herum und trugen Bündel, Säcke und Kisten unter die Bäume. Werkzeug, Samen, Möbel und Kleidung wurden schnellstens abgeladen und unter einer wasserdichten Leinwand verstaut, die das Meiste bisher trocken gehalten hatte.
Ruby half Fergal, drei Ochsen auszuspannen und ihnen Hobbel anzulegen, damit sie nicht umherstreunten, und ordnete das Geschirr, damit das verbleibende Tier den Wagen ziehen konnte. Wiederholt warf sie einen Blick hinüber zu Duncan, der inmitten der Schafe wartete, die treuen Hunde keuchend zu Füßen. Der Fluss war angestiegen und die Strömung reißender – und der Ochse würde seine Zeit brauchen, um ihn zu überqueren, bevor er den Weg noch einmal antreten musste. Das Risiko war beträchtlich, doch ihnen blieb nichts anderes übrig.
»Ich habe eine Idee«, rief James. »Montiert die Räder ab, bindet die Seile an die hinteren Ecken und schlingt sie um diese Baumstämme. Wir lassen den Wagen schwimmen, führen ihn aber mit den Seilen, sodass man ihn über den Fluss ziehen kann.«
Die stabilen Radnaben waren rasch abgeschlagen, und die mit Eisen beschlagenen Holzräder von der Achse gezogen. Sobald die Seile befestigt waren, setzte James sich rittlings auf den Ochsen, der den Wagen durch den Schlamm ins Wasser zog.
Ruby hängte ihr spärliches Gewicht an die Seile, während die Männer die Baumstämme als Gegengewicht benutzten und langsam nachgaben. Sie hielten die Luft an, sobald die Strömung den Wagen erfasste und an ihm zerrte – doch die Seile hielten ihn ruhig, und er schwamm ordentlich hinter dem Ochsen her.
Als das Tier schließlich die andere Seite erreichte, ließen sie die Seile dankbar los, James holte sie ein und band sie um den nächsten Baum. Er und Duncan müssten sie auf der Rückfahrt wieder abrollen.
Ruby spähte durch den Regen und konnte nur die beiden Männer ausmachen, die den Leithammel auf den Wagen lockten. Sie wollte schon wieder in den Sattel steigen, als Fergal sie anhielt. »Bleiben Sie hier!«, befahl er.
»Ihr braucht jede Hand, wenn wir sie sicher herschaffen wollen«, konterte sie.
»James will nicht, dass Sie wieder in Gefahr geraten«, rief er über das Donnern von Regen und Fluss hinweg. »Tun Sie, was man Ihnen sagt, und bleiben Sie hier!« Ohne auf eine Entgegnung zu warten, führte er sein Pferd zurück ins Wasser.
Ruby ballte die Fäuste. Als nutzlos abgestempelt zu werden, obwohl sie durchaus fähig war zu helfen, machte sie rasend. Sie stand am Ufer, bebend vor Wut, während Fergal und die anderen sich zur gegenüberliegenden Seite aufmachten.
Duncans Hunde arbeiteten rasch, zwickten und drängten die zögernden Schafe, bis sie ihrem Anführer auf den Wagen folgten. Duncan, der die beiden kleinsten Lämmer sicher in seine weiten Manteltaschen gesteckt und ein drittes an den Beinen um den Hals gebunden hatte, betrat den Wagen, und der Ochse wurde eilig wieder ins Wasser geschickt.
Ruby stockte der Atem. Die Schafe waren dicht gedrängt und gerieten in Panik, sodass das provisorische Floß plötzlich ins Schwanken geriet. Zwei Böcke verhakten sich mit den Hörnern, während die Mutterschafe drängelten. Ihre Lämmer liefen Gefahr, zertrampelt zu werden, und blökten in Todesangst. Die Hunde rannten über ihre Rücken, zwickten und knurrten, um sie zur Ordnung zu bringen, doch sie waren zu aufgeschreckt. Ein Mutterschaf tat einen fliegenden Sprung, landete im Wasser und wurde weggeschwemmt. Schon folgte ihr ein zweites.
Fergal gelang es, ein Tier am Fell zu packen, aus dem Wasser zu hieven und quer über seinen Sattel zu werfen; die
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