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Legenden der Traumzeit Roman

Legenden der Traumzeit Roman

Titel: Legenden der Traumzeit Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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anderen führten ihre Pferde längsseits des Wagens, um eine Barriere zu bilden, damit nicht noch mehr dieser dummen Geschöpfe folgten. Doch die Reiter mussten nicht nur mit nervösen Pferden fertig werden, sondern auch mit dem Sog der Strömung und dem schwankenden Floß, das dazu bestimmt schien, seine Fracht zu ertränken.
    Ruby schwang sich in den Sattel. Die Mutterschafe traten um sich, versuchten sich einen Weg zu bahnen, und dabei war ein Lamm ins Wasser gestoßen worden, was den Männern entgangen war. Sie bohrte ihrer Stute die Fersen in die Flanken und galoppierte am Ufer entlang. Das Lamm blökte erbärmlich im reißenden Strom, und Ruby wusste, ihre einzige Hoffnung war, es weiter unten abzufangen.
    Die Strömung war jetzt stärker, die Stute wieherte vor Angst, als sie gezwungen wurde zu schwimmen. Ruby sah das Lamm, das von den tosenden Strudeln hin und her geworfen und im Kreis gedreht wurde. Die Stute kämpfte gegen den Strom an, doch Ruby erhöhte den Schenkeldruck, ließ die Zügel los und streckte die Hände aus.
    Ihre Finger berührten durchweichte Wolle, und sie packte das Lamm am Nacken. Sie hievte das verängstigte Geschöpf aus dem Wasser, steckte es vorn in ihren weiten Ölmantel und nahm die Zügel wieder auf. Jetzt musste sie nur noch zurück ans Ufer. Der Fluss zerrte und zog und riss der Stute beinahe die Beine weg, doch Ruby trieb sie mit schmeichelnden Worten weiter. Das Lamm strampelte und blökte, seine kleinen Hufe schlugen an ihre Brust, da es versuchte, sich zu befreien, doch Ruby ignorierte das Unbehagen, wild entschlossen, sich und die beiden Tiere in Sicherheit zu bringen.
    Sie gelangten in seichteres Wasser, und als sie schließlich auf höheren Boden kam, zitterte sie so stark vor Kälte und Angst, dass sie nicht absteigen konnte. Sie blieb im strömenden Regen sitzen. Das Lamm hatte sich beruhigt, sein Kopf lugte aus ihrem Kragen, und der Ochse zog endlich den Wagen aus dem Fluss. Sie schluchzte vor Erleichterung, als die Schafe in den Busch rannten, die Hunde hinterher. James war in Sicherheit, und obwohl ein Mutterschaf und zwei Lämmer verloren gegangen waren, hatte der größte Teil ihrer Herde es geschafft.
    Ruby reichte Duncan das Lamm, der sie wütend anfunkelteund sich wortlos abwandte, und als sie die Energie aufbrachte abzusteigen, wurde sie von James aus dem Sattel gerissen.
    Er drückte sie fest an seine Brust. »Mach nie wieder so etwas Wahnsinniges!«, sagte er finster. »Ich dachte, ich hätte dich verloren.«
    Sie klammerte sich an seinen durchnässten Mantel, während der Regen auf sie niederprasselte, und war besänftigt. Hunderte von Meilen lagen noch vor ihnen, doch welche Gefahren dort auch auf sie lauern mochten, Rubys Glaube war unerschütterlich. Solange sie und James zusammen waren, würden sie überleben.
    Kumali wusste, die gubbas , die Weißen, konnten sie nicht sehen, denn sie war durch die Bäume gut getarnt. Sie blieb im Halbdunkel und beobachtete die Eskapaden im Fluss. Die Frau war tapfer und stark, und obwohl ihr Mann wütend war, lag ihm offensichtlich etwas an ihr, und Kumali spürte, dass es gute Menschen waren.
    Kumali gehörte den Gundungurra an, deren Stammesland im Süden den Wollondilly River, im Osten den Nepean River und im Nordwesten die Höhlen von Binnoomur umfasste. Mandarg, ihr Urgroßvater, hatte über die gubbas Geschichten erzählt, die an die Verwandten ihrer Mutter weitergegeben worden waren. Er hatte gewusst, dass diese weißen Eindringlinge bald einen Weg über ihre heiligen Berge finden würden, hatte aber auch von den guten Männern gesprochen, die er in seiner Zeit in Warang kennengelernt hatte. Dennoch hatte er sie vor der Wildheit anderer gewarnt, vor der Sorglosigkeit, mit der alle Weißen die geheiligten Traumplätze und Traumpfade raubten. Man war seinem weisen Rat gefolgt, doch niemand von ihnen hatte die verheerende Wirkung der Weißen richtig begriffen, bis es zu spät gewesen war.
    Sie waren gekommen, viele Monde nachdem Mandarg zu den Geistern im Himmel gegangen war, und jetzt waren ihrem Volkdie Jagdgründe hinter den Bergen untersagt. Die weißen Männer hatten ihre Frauen, ihre Arbeiter und ihr Vieh mitgebracht und das traditionelle Land der Gundungurra gestohlen. Ihre Feuerstöcke hatten die Wälder geleert und die Beutelratten, Koalas und Vögel verscheucht. Ihre Pflüge hatten die Grasnarbe aufgerissen, auf der Kängurus und Wallabys einst gegrast hatten, und ihre Waffen und das vergiftete Mehl hatten

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