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Legenden der Traumzeit Roman

Legenden der Traumzeit Roman

Titel: Legenden der Traumzeit Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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große Zelte waren mit bunten Flaggen dekoriert, die in der warmen Brise flatterten. Wagen, Kutschen und Einspänner waren auf einer Seite abgestellt, Kinder flitzten umher und standen allen im Weg. Eine Blaskapelle unterhielt die Menschenmenge zwischen den Rennen, und die Szene glich einemMaskenzug, da die Frauen ihre besten Kleider und Hüte zur Schau stellten. Buchmacher riefen die Wetten aus, und die Jockeys, darunter viele Aborigines, wanderten umher und nahmen letzte Ratschläge von den Pferdebesitzern entgegen. In dem Zelt, in dem Alkohol ausgeschenkt wurde, blühte der Handel, und die für die Rennen verantwortlichen Männer schritten wichtigtuerisch umher und erteilten Anweisungen.
    Es war Zeit für das Valley Derby, und die Menge war nun lauter und aufgeregter, als das letzte Rennen angekündigt wurde. Jessie vergaß die Unannehmlichkeiten und hatte ihren Spaß. Sie und Hilda hatten ein paar Schillinge gewonnen, die jedoch mit Peters Gewinnen kaum zu vergleichen waren. Als sie sich dem Rest ihres Kreises am Zaun anschlossen, gratulierten sie ihm zu seinem Glück.
    »Das ist kein Glück«, erwiderte er mit strahlendem Lächeln, »sondern ein Auge für ein gutes Pferd. Würden Sie mir dabei helfen, den Gewinner des Derbys auszuwählen?«
    Jessie lehnte ab und beobachtete die Rennpferde, denn sie hatte ihre Wette bereits abgeschlossen. Die Pferde kamen aus dem gesamten Tal, und obwohl es zum größten Teil zähe Ponys waren, gab es ein oder zwei, die sich als bessere Züchtung erwiesen. Sie hatte rasch gelernt, die Zuchtpferde nicht außer Acht zu lassen, denn sie waren schnell und voller Elan, doch ihr Hauptaugenmerk galt nach wie vor Wattle Dancer, und während sie ihn betrachtete, wanderte ihr Blick zu dem Jockey.
    »Tumbalong?«
    »Guten Tag, Miss Searle.« Tumbalong grinste von einem Ohr zum anderen, als er das Pferd auf sie zutrieb. »Haben Sie Geld auf Dancer gesetzt? Er ist ein gutes Pferd, ein guter Läufer.«
    »Ja, das habe ich«, erwiderte sie und strich dem Braunen über die aristokratische Schnauze. »Ich wusste nicht, dass du für Gerhardt reitest«, sagte sie, denn ihr war das grün-goldene Hemd aufgefallen.
    »Er reitet schon eine Weile für mich«, sagte Gerhardt, tätschelte dem Braunen den Hals und ließ die Hand liebevoll über seine Brust zum muskulösen Vorderlauf herabgleiten. »Tumbalong trainiert meine Pferde, wenn ich zu tun habe. Er ist der beste Jockey, den ich seit langem erlebt habe, und wir haben wochenlang auf diesen Tag hingearbeitet.« Er nickte dem Aborigine zu. »Wenn er das Rennen hier gewinnt, werden wir ihn für das große Derby nächsten Monat in Brisbane anmelden.«
    Jessie hakte sich bei Gerhardt unter, und sie machten sich auf den Weg zum Zielposten. Dankbar registrierte sie, dass von ihren Brüdern nichts zu sehen war. Sie vermutete, dass sie woanders Unterhaltung nach ihrem Geschmack gefunden hatten. Von Anfang an war deutlich geworden, dass sie von dem großen Sonnensegel und den Tischen mit dem weißen Leinen, den frischen Blumen und den Kristallgläsern überwältigt waren, die Frieda zur Verfügung gestellt hatte. Die Festgesellschaft bestand aus reichen Landbesitzern, Winzern, Geschäftsleuten und ihren Familien, und nach einem Schluck Champagner hatten John und Daniel sich rasch entschuldigt und waren der vertrauteren Verlockung des Getränkezeltes und der Buchmacher gefolgt, wo ihre staubige Kleidung und ihre rauen Manieren nicht auffielen.
    Jessie spürte die gesteigerte Erwartung der Zuschauer, als es still wurde, und drängte weiter. Der Starter hatte die zwölf Rennpferde am anderen Ende der Rennstrecke aufgereiht. Die Pferde stampften und schnaubten, die Jockeys bemühten sich, sie unter Kontrolle zu halten, und die Menge hielt gemeinsam den Atem an.
    Die Fahne senkte sich. Die Reiter preschten los.
    Buckaroo und zwei Braune setzten sich an die Spitze, drei zottige Zuchtpferde dicht auf den Fersen. Der Rest des Feldes lief dicht gedrängt an der Absperrung entlang. Als sie um die Kurve auf der anderen Seite in die Gerade galoppierten, löste Tumbalong seinen Wattle Dancer aus dem Feld und hielt ihn stetig an der Außenseite. Er lag auf dem fünften Platz.
    Die Menge feuerte die Jockeys lauthals an, als sie in der ersten Runde vorbeidonnerten. Jessie hörte ihre Flüche und die mühseligen Atemzüge ihrer Rösser und hüpfte aufgeregt auf und ab, denn Tumbalong hielt sein Pferd im Rennen.
    Staub wirbelte in dicken Wolken auf und verhüllte die Rennpferde

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