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Legenden der Traumzeit Roman

Legenden der Traumzeit Roman

Titel: Legenden der Traumzeit Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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beinahe vor der Menge. Die Reiter legten sich tief in den Sattel und trieben ihre Tiere in die letzte Kurve.
    »Komm schon, komm schon!«, murmelte sie vor sich hin. »Bedräng ihn nicht zu früh, Tumbalong. Buckaroo hat noch jede Menge Reserven.«
    Doch Wattle Dancer rückte vor. Leicht überholte er das vierte Pferd, dann das dritte, und als sie aus der Kurve kamen, war er Kopf an Kopf mit dem zweiten, einem herrlichen Grauen. In ihrer Aufregung vergaß Jessie, dass sie sich damenhaft verhalten sollte, und feuerte ihn lautstark an. Mit gestrecktem Hals und fliegenden Hufen galoppierten die drei führenden Pferde in die Gerade. Buckaroo und Wattle Dancer ließen den Grauen hinter sich. Jetzt waren es nur noch wenige Meter bis zum Zielpfosten.
    Der Erdboden vibrierte, als die Rösser vorüberflogen, die Luft dröhnte unter den donnernden Hufen. Wattle Dancers Nase schob sich vor, doch Buckaroo hatte den Kampf noch nicht aufgegeben.
    In Jessies Augen war das Ende verschwommen – im Bruchteil einer Sekunde vorbei. »Haben wir gewonnen?« Außer Atem schaute sie, nach Bestätigung heischend, zu Gerhardt auf.
    Er lachte. »Ganz knapp. Aber eine Nasenlänge ist so gut wie eine Meile in diesem Geschäft.«
    Peter wedelte mit seinem Wettschein. »Ich werde unser Geld einsammeln. Trinkt nicht den ganzen Champagner weg, solange ich nicht da bin.«
    Der Sonnenuntergang kam mit der üblichen Geschwindigkeit und tauchte das Tal in abendliche Kühle. Auf der Rennbahn war es jetzt ruhiger, nur ein paar abgehärtete Trinker sangen nochbeim Ausschank. Einige Raufereien hatte es zwar gegeben, aber nichts Ernstes, und als Jessie und die anderen in ihrer Kutsche zum Haus aufbrachen, sah sie die Lichter vieler Laternen und Kohlenpfannen in der Dunkelheit flackern. Die Familien würden essen und sich in Zelten oder unter Wagen schlafen legen, und nach Peters Gottesdienst unter dem Sonnensegel morgen früh würden sie den langen Heimweg antreten.
    »Hat es dir Spaß gemacht?«, fragte Gerhardt sie leise, als sie vor dem Haus anhielten und er ihr beim Absteigen behilflich war.
    »Ich habe mich bestens amüsiert«, antwortete sie und unterdrückte ein Gähnen. »Von mir aus hätte es noch weitergehen können.«
    Er lachte in sich hinein. »Das freut mich, aber ich glaube, wir alle hatten genug Aufregung für heute.« Er deutete mit dem Kopf kurz zur Kutsche. Frieda und Hilda lehnten an Peter, und es war deutlich zu sehen, dass alle drei schliefen. »Fast zu schade, sie zu wecken, was meinst du?«
    Sie wollte schon antworten, als sie ohnehin durch die Ankunft weiterer Kutschen geweckt wurden. Gerhardt nahm die Sache rasch in die Hand, wies Zimmer und Zeltplätze zu und befahl den Stallknechten, sich der Pferde anzunehmen.
    Jessie merkte, dass sie nicht gebraucht wurde, und sie entschied, dass sie ihrem Bett nicht länger widerstehen wollte. Sie warf einen Blick in die Dunkelheit und war erleichtert, dass von ihren Brüdern nichts zu entdecken war. Dann folgte sie Frieda und Hilda nach oben in den Westflügel.
    Sobald sie im Bett lag, schlief sie unverzüglich ein. Als sie die Augen wieder aufschlug, stellte sie fest, dass es noch dunkel war. Sie blieb einen Moment liegen und fragte sich, was sie wohl aufgeweckt haben mochte, doch dann, als der letzte Schlaf verflog, vernahm sie die lauten Stimmen. Stirnrunzelnd tappte sie durch den Raum und machte die Tür auf.
    Die Stimmen kamen aus Friedas Zimmerflucht nebenan. Jessie zögerte und wunderte sich, wer und was die Dame des Hauses derart erzürnte. Sie entschied, dass es sie nichts anging, und wollte die Tür schon wieder schließen, als sie etwas hörte, was sie innehalten ließ.
    »Es ist deine Pflicht, Gerhardt. Du wirst vor morgen Abend um ihre Hand anhalten.«
    »Zum Teufel mit der Pflicht!«, rief er. »Ich bin es leid, mir vorschreiben zu lassen, was ich tun soll.«
    »Und ich bin es leid, dass du meine Pläne durchkreuzt. Du solltest inzwischen verheiratet sein und dich nicht immer herausreden.«
    »Ich will nicht heiraten.«
    Jessie seufzte. Endlich kannte sie die Wahrheit – und in gewisser Weise war es eine Erleichterung.
    »Warum?«
    »Das weißt du genau.«
    Ein langes Schweigen trat ein, und Jessie runzelte die Stirn. Es war nicht ihre Art zu lauschen, doch Gerhardts Antwort interessierte sie, und sie wartete ungeduldig darauf, dass der Streit fortgesetzt wurde.
    »Das ist nur eine Ausrede«, fuhr Frieda ihn an. »Du wirst darüber hinwegkommen.«
    »Das sagst du andauernd,

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