Legenden der Traumzeit Roman
Gold alles verloren. Es hörte sich an wie die Hölle, und sie war froh, dass die beiden ohne Blessuren daraus hervorgegangen waren.
Sie vermied es, Peter und Hilda anzusehen, als sie die Frage stellte, die ihr in den letzten drei Stunden auf der Zunge gelegen hatte. »Habt ihr jemanden getroffen, den ihr kennt?«
John beäugte sie unter zusammengezogenen schwarzen Brauen. »Jede Menge«, erwiderte er. »Möchtest du über jemanden Bestimmten etwas hören?«
»Ich habe mich gefragt, ob ihr zufällig Mr. Cruickshank über den Weg gelaufen seid«, sagte sie und hielt seinem Blick stand. »Es hieß, er sei nach Ophir gegangen.«
John kaute auf seinem Pfeifenstiel und betrachtete sie. »Er war da.«
Ihr Herz schlug schneller, und sie hatte die größte Mühe, nach außen hin ruhig zu bleiben. »Ging es ihm gut?«
»Ja, einigermaßen.«
Peter durchbrach das anschließende Schweigen. »Wir alle sind daran interessiert, was ihm widerfahren ist, denn er ist seit fast zwei Jahren fort, und wir haben nichts gehört.«
»Er gehörte zu den Glücklichen«, erwiderte John. »Hat die Hauptader früh getroffen und ist ein reicher Mann geworden.«
»Ich nehme an, ihr wisst nicht, wohin er gegangen ist?«
Jessie war Peter zutiefst dankbar, dass er weiterbohrte, dennsie konnte kaum sprechen vor Enttäuschung darüber, dass Abel sein Glück gemacht und alle vergessen hatte, die im Tal auf ihn warteten.
»Keine Ahnung.« John gähnte ausgiebig und stand auf. »Ich muss mich entschuldigen, aber wir hatten in den letzten Tagen beide nur wenig Schlaf. Ist es recht, wenn wir hinter dem Haus unser Lager aufschlagen?«
Peter nickte, als Hilda ihn fragend anschaute. »Sie können in dem Gästezimmer schlafen, wenn Sie sich vorher gründlich waschen«, sagte sie. »Ich habe die Betten heute frisch bezogen, also sehen Sie zu, dass Sie den Dreck restlos entfernen.« Auf ihr Nicken hin teilte sie den Brüdern mit, wo sie warmes Wasser fanden, den Blechzuber, Handtücher und ein Stück Seife.
Jessie hob ihr Gesicht, um ihre Küsse entgegenzunehmen. »Bleibt ihr übers Wochenende?«, bat sie. »Morgen findet ein Pferderennen statt«, fügte sie hinzu, »und da ich euch so lange nicht gesehen habe, wäre es …«
»Wir bleiben bis Sonntagmittag«, unterbrach Daniel sie. »Peter hat uns von dem Kerl erzählt, mit dem du rumpoussierst, und John und ich wollen ihn uns ansehen, um sicherzugehen, dass er in Ordnung ist.«
Jessie funkelte Peter an, als ihre Brüder den Raum verließen. »Wie kommen Sie dazu?«, zischte sie.
Von ihrer ungewöhnlichen Heftigkeit verblüfft, runzelte er die Stirn. »Mir war nicht klar, dass es ein Geheimnis ist. Tut mir leid, Jessie.«
»Sie haben ja keine Ahnung, was Sie da in Gang gesetzt haben«, seufzte sie. »Meine Brüder verabscheuen jeden Mann, der auch nur ein Auge auf mich wirft. Sie haben doch Johns finsteren Blick gesehen, als ich mich nach Abel erkundigte.«
»Ihr Gesicht, als er antwortete, hat mich mehr interessiert«, sagte er leise. »Ach, Jessie, was für ein verworrenes Netz weben Sie da! Bitte, seien Sie vorsichtig!«
Eden Valley, September 1852
Kumali war Rubys Beispiel gefolgt und hatte die Satteltaschen in Kokons für ihre Kinder verwandelt, damit sie die beiden mit auf die Weide nehmen konnte. Natjik war knapp zwei, Mookah ein Jahr alt, und sie waren zu schwer, um sie noch länger auf dem Rücken zu tragen. Anscheinend gefiel es ihnen, auf diese Art umherzureisen; sie schrien nur, wenn sie Hunger hatten oder wenn ihnen langweilig war.
Nach Mookahs Geburt hatte sie entschieden, dass sie mit mehr Kindern nicht zurechtkommen würde, und begonnen, die Beeren zu essen, die dafür sorgten, dass ihre Monatsblutung nicht aussetzte, und Duncans Samen abtöteten. Aber ihr wurde schlecht davon, und sie fragte sich allmählich, ob es nicht eine einfachere, angenehmere Form der Verhütung gäbe. Sie würde Ruby das nächste Mal danach fragen, wenn sie allein wären; sie zerrte an den Zügeln und folgte Duncan.
Sie befanden sich auf der Weide, die sich zu beiden Seiten des Flusses erstreckte. Das Gras war so hoch wie ein Schafsrücken und nach dem Winterregen von guter Qualität.
Sie sah zu, wie Duncan ein trächtiges Mutterschaf mit seinem Krückstock einfing und von der Meute trennte, und begann eine Melodie zu summen, die Duncan ihr beigebracht hatte. Kumali half den Hunden, es zum Pferch zu treiben, in dem die anderen Schafe blökten. Später würde man sie auf eine andere Weide lassen,
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