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Legenden der Traumzeit Roman

Legenden der Traumzeit Roman

Titel: Legenden der Traumzeit Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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Arbeitsstelle gefunden hast.«
    Duncan lächelte spöttisch. »Ich bin Schotte, Mädel, und spare, was ich verdiene.« Er klopfte auf den festen ledernen Geldbeutel unter seinem Arbeitskittel. »Das reicht, bis wir uns niedergelassen haben.«
    Ruby schüttelte ihm die Hand. »Wir waren nicht immer einer Meinung, aber du bist ein guter Mann, Duncan Stewart, und ich wünsche dir alles Gute.«
    Seine Wangen röteten sich. »Ich habe mich von den anderen bereits verabschiedet«, brummte er, »deshalb bin ich schon unterwegs.«
    Ruby und die Kinder umarmten Natjik zum letzten Mal, dann hievte Duncan ihn auf die Schultern. Mit langen Schritten machte er sich auf den Weg, die treue Bess dicht auf den Fersen. Keiner von ihnen schaute zurück.
    Ruby seufzte, als sie ihren Blicken entschwanden. Sie wandte sich um zum Haus. Die Erinnerungen an das Essen am Silvesterabend waren noch präsent, doch in den folgenden Monaten war viel geschehen, und sie hatte Angst um die Zukunft.
    Ein Wispern in den Bäumen und ein Wogen im Gras wurden von einem warmen, tröstenden Luftzug begleitet. Er sagte ihr, sie solle Vertrauen haben, an ihren Träumen festhalten und mit Zuversicht durch die kommenden Jahre gehen.
    Im Never-Never, Northern Territories, Juni 1856
    Kumali war schon bald klar geworden, dass sie auf die ungastliche Wüste nicht vorbereitet war, und als am neunten Tag heiße Winde den Staub aufpeitschten und in Spiralen über das Land schickten, hatte sie Schutz gesucht, denn sie wusste, dass sie nicht überleben würde.
    Sie konnte nicht jagen, wusste nicht, welche Blätter und Gräser essbar waren, und seitdem der Fluss, dem sie zunächst gefolgt war, nach Westen mäanderte, hatte sie nichts mehr zu trinken. Ihr Mund war versengt, die Lippen aufgesprungen, und in ihrem Schädel herrschte ein Brummen, das sie nicht abstellen konnte. Bereit zu sterben, hatte sie sich in eine Felsnische gekauert, die Augen geschlossen und an Duncan und ihre Kinder gedacht.
    Das Volk der Alenjemtarpe fand sie durch Zufall, denn sonst kamen sie auf ihrem Heimweg nicht hierher. Doch der Staubsturm hatte sie gezwungen, abseits des traditionellen Weges Schutz zu suchen. Die Frauen gaben ihr Wasser und etwas zu essen, linderten den Schmerz an ihren Füßen mit Saft aus Blättern, die sie in Bastbeuteln bei sich trugen. Ihr Dialekt war eigenartig, und Kumali musste sich mit Hilfe von Zeichensprache verständigen.
    Kumali ging nun schon viele Monde lang mit ihnen und hatte so viel von ihrer Sprache gelernt, dass sie sich mit den Frauen unterhalten und ihnen mit den Kindern helfen konnte. Die Frauen waren entsetzt über ihr mangelndes Wissen gewesen und hatten ihr gezeigt, wie man Wasser in ausgetrockneten Emu-Eiern konservierte, wie man besondere Gräser aus dem Boden zog und in ihren Knollen Wasser fand, wie man die Krabben im Larapinta River fing und einen Waran mit einem angespitzten Stock aufspießte.
    Unterwegs erzählte Kumali ihnen die Geschichte ihres Lebens. Sie sprach von ihren geraubten Kindern, von Mandarg,ihrem verehrten Vorfahren. Es überraschte sie nicht, dass sie von ihm und seinen Warnungen vor den gubbas gehört hatten, denn Mandarg war in seinem Bestreben, sein Volk zu beschützen, weit herumgekommen, und es hieß, seine Saat sei in vielen Stämmen aufgegangen.
    Die Gruppe war klein, im Wesentlichen eine Familie, und sie lebte nördlich des Uluru, an einer Stelle, an der Wasser aus dem Boden sprang, Gras wuchs, was für gute Jagdmöglichkeiten sorgte, und Bäume Schatten spendeten. Kumali hatte sie nach Karlwekarlwe gefragt, doch sie wussten nur wenig darüber, denn es lag zu hoch im Norden und gehörte nicht zu ihrem Stammesgebiet. Aber ihr Glaube an die Traumzeit und die Geister der Ahnen war unbeirrbar, denn sie hatten das Leben bei den gubbas nicht kennengelernt, waren nicht versklavt worden. Während Kumali mit ihnen ging, regte ihr eigener Glaube sich allmählich wieder in ihr. Die Ahnengeister hatten sie zu dieser Familie geführt, hatten ihr gezeigt, wie man im Never-Never leben konnte, wo die uralten Riten und Rituale gepflegt wurden, und hatten sie der Spiritualität ihres Geburtsrechts nähergebracht. Ein Geburtsrecht, das man ihr bisher verweigert hatte.
    Als die verlockenden Bergkuppen von Kata Tjuta am Horizont auftauchten, wurde Kumali zum ersten Mal in ihrem Leben leicht ums Herz. Sie gehörte hierher, und sie war frei.
    Vor der Küste von Sydney, Dezember 1856
    Frederick Cadwallader stand an Deck der London Pride und

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