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Legenden der Traumzeit Roman

Legenden der Traumzeit Roman

Titel: Legenden der Traumzeit Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tamara McKinley
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einer gewissen Neugier, während ihr Kalb an das Euter stieß und mit dem kleinen Schwanz schlug.
    James strich über das glänzende, braun-weiße Fell. »Woher kommt sie, und wie hast du sie hergeschafft, ohne dass ich es gemerkt habe?«
    »Duncan hat sie von den Lathams geholt, als er vorige Woche dort war, und wir haben sie bis heute Morgen auf der Weide im Osten versteckt.« Die Familie Latham besaß die Nachbarfarm.  
    James runzelte die Stirn. »Sie ist aus gutem Bestand, und das Kalb ist eine Dreingabe, aber wie um alles in der Welt hast du sie bezahlt?«
    Ruby fuhr sich nervös mit der Zunge über die Lippen. »Papa hat mir vor unserer Abreise etwas Geld gegeben. Davon habe ich einen Teil verwendet.«
    James sah sie schräg an; seine Gedanken waren nicht zu erraten. »Wie viel hat er dir gegeben, und warum hast du mir nichts davon gesagt?«
    Rubys Freude ließ nach. »Es war ein Hochzeitsgeschenk für mich«, sagte sie ruhig. »Mir war nicht klar …«
    »Nein, das ist nie so«, sagte er verbittert.
    Ruby bemerkte, dass Duncan sich entfernt hatte, wahrscheinlich war ihm der Wortwechsel peinlich. »Ich wollte dich überraschen«, beharrte sie. »Bitte, James, sei nicht böse – nicht an diesem besonderen Tag!«
    »Du hast Geld ausgegeben, das wir dringend nötig haben, für etwas, was wir nicht brauchen«, murrte er. »Geld, von dem ich nichts wusste. Welche Geheimnisse hast du noch vor mir, Ruby?« Seine Stimme war tonlos vor unterdrückter Wut.
    So hatte sie sich das nicht vorgestellt. Sein Verhalten verstörte sie, und sie wusste nicht, wie sie ihn beschwichtigen sollte. Tagelang hatte sie auf diesen Augenblick gewartet, hatte geübt, was sie sagen würde, und sich seine Reaktion ausgemalt – und jetzt war alles verdorben. »Ich habe tatsächlich noch ein Geheimnis«, gestand sie, »aber das will ich dir nicht verraten, wenn du so sauer bist.«
    Er steckte die Hände in die Hosentaschen, und der Schatten seines Hutrandes konnte den zornigen Ausdruck nicht ganz verbergen. »Sag schon, Ruby!«
    Ruby holte tief Luft. »Ich hatte einen triftigen Grund, die Kuh zu kaufen«, sagte sie und schob trotzig das Kinn vor. »In den kommenden Monaten wird sie sich als äußerst wertvoll erweisen.«
    »Ich wüsste nicht, warum.«
    »Schwangere brauchen Milch.«
    Seine Augen weiteten sich vor Schreck. »Du bist schwanger?«
    Sie nickte. Der Augenblick war ruiniert. »Ich glaube, im Juni ist es so weit.«
    Er nahm seinen Hut ab und fuhr sich mit den Fingern durch die Haare. »Wir können uns kein Kind leisten, noch nicht«, knurrte er. »Es ist noch so viel zu tun, so viele Dinge, die wir brauchen.«
    Ruby hatte mit aufsteigenden Tränen zu kämpfen. »Ein Kind braucht nicht viel Geld«, sagte sie abwehrend, »und ich kann arbeiten, bis es zur Welt gekommen ist.«
    Er sah die Tränen in ihren Augen, und ihm musste klar geworden sein, wie gedankenlos er war, denn ein zögerliches Lächeln milderte seinen Ausdruck. Er schloss sie in die Arme. »Bist du sicher?«
    Sie nickte. Hoffnung keimte in ihr auf, dass er am Ende doch ihre Freude teilen könnte.
    Er drückte ihr einen Kuss auf den Kopf. »Ach, Ruby!«, seufzte er. »Der Zeitpunkt ist völlig verkehrt, und du wirst es schwer haben mit einem Kind, aber du hast mir das beste Geschenk überhaupt gemacht.«
    Ruby schmiegte sich in seine Arme und lauschte seinen leisen Koseworten, doch ihr Herz war schwer. James sprach die Worte aus, nach denen sie sich gesehnt hatte, doch nach seiner anfänglichen Reaktion klangen sie nicht aufrichtig, und sie wusste, dass das Kind, das sie unter dem Herzen trug, ihre Beziehung für immer verändern würde.
    Die Flammen flackerten vor ihren Gesichtern, als sie sich am Abend um das Feuer setzten, und Kumali lauschte den Männern, die sich gegenseitig mit Erzählungen über ihre Abenteuer zu übertrumpfen versuchten. Ihr war aufgefallen, dass Ruby eigenartig schweigsam war, und sie vermutete, sie hatte Streit mit James gehabt. Kumali fragte sich, was wohl der Grund für Rubys Traurigkeit war, doch ihr fielen vor Müdigkeit die Augen zu. Sie war gesättigt vom gebratenen Gemüse und dem Hühnerfleisch, das sie zuvor gegessen hatten, und ihre Gedanken schweiften ab.
    Der Plumpudding war köstlich gewesen; sie leckte sich die Lippen und genoss das Klebrige, das noch haften geblieben war. Jede Menge Wein und Rum waren zu haben, denn James hatte ihn von einem fahrenden Händler gekauft, der von Melbourne auf dem Weg nach Five Mile Creek

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