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Legionare

Legionare

Titel: Legionare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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glaube, gestern Abend hab ich es gerochen«, sagte Dar. »Aber davor … Ich hatte überhaupt keine Ahnung.«
    »Bei Missfallen beachten Mütter Atur nicht«, erklärte Zna-yat. »Ich dachte, so wäre es auch bei dir.«
    »Kovok-mah hat nie ein Wort gesagt.«
    »Das zu tun, wäre ungehörig gewesen.«
    »Aber ihr habt gewusst, was er empfindet«, sagte Dar.
    »Hai.«
    »Ich komme mir so einfältig vor«, gestand Dar.
    »Ich bin einfältig«, antwortete Zna-yat. Er senkte den Blick. »Verzeih mir, Dargu. Ich habe falsch verstanden.«
    »Heute früh hast du sorgenvoll ausgesehen. Warum?«
    »Meine Meinung ist, dass Muth’la dir einen anderen Weg bestimmt hat.«
    Dar seufzte. »Vielleicht. Wie wird man gesegnet?«
    Allem Anschein nach brachte Dars Frage Zna-yat in Verlegenheit. »Gesegnet?«
    »Hai. Ich glaube, so hieß das Wort.«

    »Damit ein Paar gesegnet ist, müssen seine und ihre Muthuri ihren Bund billigen.«
    Dar errötete. Also muss gesegnet so viel bedeuten wie verheiratet, dachte sie und überlegte, was Zna-yat wohl von ihrer Fragerei hielt. Noch mehr Fragen zu stellen, wäre ihr zu peinlich gewesen, deshalb wandte sie sich zum Gehen.
    »Danke, Zna-yat, du hast mir sehr geholfen.«
    »Mir ist es eine Ehre, dir behilflich zu sein, wo ich nur kann.«
    Zna-yat schaute Dar nach, während sie sich einen Weg durch das Gestrüpp bahnte, das sich den Garten schon vor langer Zeit erobert hatte. Bald verschwand sie außer Sicht, und nur ihr Geruch blieb zurück.
    Atur hing schwer in der stillen Luft und ließ an Dars Gefühlen keinen Zweifel. Zna-yat bedauerte sie.
     
    Erst am späten Nachmittag gelang es Zna-yat, mit Kovok-mah allein zu sein. Kaum war es so weit, schob er seinen verdutzten Vetter in ein Zimmer, in dem sie nicht belauscht werden konnten. »Heute Morgen hat Dargu mit mir gesprochen«, sagte er und las aufmerksam in Kovok-mahs Miene. »Sie wollte über die Segnung Bescheid wissen.«
    Kovok-mahs Gesicht widerspiegelte Unbehagen. »Was hast du geantwortet?«
    »Dass die Muthuris ihre Einwilligung erteilen müssen«, sagte Zna-yat. »Ich wüsste gern, welchen Anlass sie zu so einer Frage hat.«
    »Ich habe mich richtig verhalten.«
    »Mein Nacken trägt Dargus Bissmal, also bin ich ihr enger verbunden als meinen Blutsverwandten. Darum frage ich ein zweites Mal: Woher dieses Gerede über Segnung?«
    »Ich habe gesagt, dass wir nicht thrimuk können, weil wir nicht gesegnet sind.«

    »Also hast du in ihrem Brustkorb eine Saat gesät«, sagte Zna-yat. »Hast du nicht berücksichtigt, dass sie aufgehen könnte?«
    »Sie kam zu mir. Hätte ich mich weigern sollen?«
    »Und doch musst du dich ihr zum Schluss verweigern. Deine Muthuri hat einen guten Riecher, und was sie riecht, wird sie nicht erfreuen. Du kannst dich ihr nicht widersetzen. Es wird keine Segnung geben. Du musst es doch gewusst haben.«
    »Hai«, sagte Kovok-mah. »Ich war gleichzeitig glücklich und traurig. Bald werde ich nur noch traurig sein.«
    »Und ebenso Dargu. Du warst niederträchtig zu ihr.«
    »Ich bin meinem Brustkorb gefolgt.«
    »Ich verstehe dich«, beteuerte Zna-yat. »Deine Muthuri wird dich nicht verstehen.«
    »Das will ich ihr nicht verübeln«, sagte Kovok-mah. »Ich verstehe mich selbst kaum«, fügte er versonnen hinzu. »Anfangs war Dargu für mich bloß eine putzige Washavoki. Auf seltsame Weise fremdartig, so wie alle Washavoki.«
    »Dargu wird von Muth’la geleitet«, meinte Zna-yat. »Vielleicht leitet Muth’la auch dich.«
    »Hai. Es ist Muth’las Wirken. Darum wohnt Dargu in meinem Brustkorb. Sie riecht sonderbar, sie ist nicht schön … Und trotzdem, trotzdem …« Kovok-mahs Stimme verklang. Er sah bedrückt aus.
    »Es ist zu spät, der gestrige Abend kann nicht ungeschehen gemacht werden«, stellte Zna-yat fest. »Welcher Kummer auch folgen mag, der Weg dahin wird schon beschritten.«
    »Soll ich Dargu sagen, was sie erwartet?«
    »Thwa«, erwiderte Zna-yat. »Gönne ihr für eine Weile Frieden.«

12

    DAR GLAUBTE NUN, dass sie nach Tarathank geschickt worden war, um sich in Kovok-mah zu verlieben. Wenn es so war, sah sie keinen Grund mehr, noch länger in der Ruinenstadt zu bleiben. Deswegen hatte sie verkündet, sie wolle am Abend aufbrechen. Doch als der Abend heranrückte, bereute sie ihren Entschluss. Ihre frische Leidenschaft versah die Ruinen mit einer Aura des Romantischen, die alles zu verwandeln schien. Plötzlich hatten die zugewachsenen Straßen etwas Malerisches an sich, die verlassenen

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