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Legionare

Legionare

Titel: Legionare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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zu verbergen. Dar entging es nicht, dass die Ruinen ihn bedrückten.
    Die einzige Endeckung, die seine Stimmung hob, war ein Schwimmbecken in einem benachbarten Innenhof. Aus einem steinernen Speier hoch an der Mauer kam ein gleichmäßiger Wasserstrom. Der kleine Wasserfall ließ ein besänftigendes Gluckern hören. Außerdem verhinderte der andauernde Zufluss, dass sich im Becken Laub ansammelte, sodass es das erste war, das Schlick und Unkraut nicht längst verstopft hatten. Als Dar sich anschickte, den Innenhof zu verlassen, merkte sie, dass Kovok-mah zögerte, darum blieb sie noch einige Zeit mit ihm dort und schauten dem herabplätschernden Wasser zu.
    Nach dem Abendessen schäumten die Orks – ausgenommen Kovok-mah – vor Redseligkeit über und erörterten lang und breit alles, was ihre Vorstellungskraft beflügelte. Zna-yat hatte zwei neuartige Kräuter entdeckt. Varz-hak reichte seine Scherbensammlung herum, damit jeder die Fundstücke betrachten konnte. Duth-tok und Lama-tok besprachen sachkundig etliche Steinmetzarbeiten und drängten Dar, sie solle sich eine Mauer anschauen, die ihnen besonders gefiel.
    Als Dar gegen Einbruch der Nacht von einem kurzen Ausflug ins Haus zurückkehrte, war Kovok-mah fort. Seine Abwesenheit löste bei ihr unwillkürlich das Gefühl aus, ihn heute Abend vernachlässigt zu haben. Sie hatte sich, während er stumm und einsam neben ihr saß, von der Begeisterung ihrer Gefährten mitreißen lassen. Sobald die übrigen Orks sich schlafen legten, beschloss Dar, sich auf die Suche nach Kovok-mah zu begeben. Sie ahnte, dass es ihn zu dem Becken gezogen
hatte. Dorthin war es nicht weit. Wenn sie sich beeilte, blieb ihr noch genug Helligkeit, um den Weg zu finden.
    Dar verließ das Haus und hastete die Straße entlang. Sie ähnelte längst einer Wiese, so viel Grünzeug spross zwischen den Pflastersteinen. Das große Haus mit dem Wasserbecken war ausgebrannt. Im Zwielicht glich der Eingang einem schwarzen Rachen. Fast hätte Dar kehrtgemacht, doch der Gedanke an Kovok-mahs Kummer trieb sie vorwärts. Sie tappte durch den Hausflur, bis sie eine trübe Helligkeit vor sich sah. Sie hielt darauf zu, hörte Wasser plätschern und gelangte in den Innenhof.
    Mit dem Rücken zu ihr stand Kovok-mah bis zur Hüfte im Nass. Wasser sprudelte auf ihn herab. Es hatte den Anschein, als bemerke er ihr Erscheinen nicht. Am Rand des Beckens verharrte sie. Reglos stand Kovok-mah zehn Schritte von ihr entfernt. Das über seine Haut rinnende Wasser verlieh ihm einen silbernen Glanz. Seine Schönheit zog Dar in den Bann. Er wirkte wie die Verkörperung von Kraft und Stärke. Dar wusste, dass er sanftmütig war. Deswegen fühlte sie sich bei ihm geborgen. Während sie ihn musterte, malte sie sich aus, wie seine Arme sie im Schlaf umfingen.
    Er wird heute Nacht frisch und sauber sein. Ich sollte es auch sein. Die Vorstellung, mit Kovok-mah zusammen zu baden, verängstigte und erregte Dar gleichermaßen. Sein bloßer Anblick weckte bei ihr ein Bedürfnis, das sie lange verleugnet hatte – das Verlangen nach Zärtlichkeit und Wonne. Kovok-mah bewahrte vollständige Reglosigkeit, als warte er untätig ab.
    Es ist meine, nicht seine Entscheidung, erkannte Dar. Einen Augenblick zauderte sie. Sie wusste nicht, was sie wollte. Dann streifte sie ihr Kleid ab und stieg ins Wasser. Es war warm. Sie bekam eine Gänsehaut.
    Was tue ich eigentlich?, fragte sie sich. Ich nehme ein Bad. Aber
ihr war durchaus klar, dass sie sich selbst etwas einredete. Nach wie vor von ihr abgewandt, kam Kovok-mah unter dem Wasserstrahl hervor und hielt plötzlich inne.
    Er weiß, dass ich hier bin, aber noch steht es mir frei zu gehen. Dann wird er sich nicht umdrehen. Doch Dar näherte sich ihm. Rasch war sie bei ihm.
    Kovok-mah rührte sich nicht.
    Dar hob die Hand, doch sie zögerte erneut.
    In der lauen, feuchten Luft lag ein ihr unbekannter Geruch, so schwach, dass ihre Nase ihn kaum wahrnahm – ein flüchtiger, doch urtümlicher und verführerischer Duft. Dar atmete tief ein. Ihre Sinne wurden schärfer. Sie spürte neue Kräfte. Sie strich mit der Hand über Kovok-mahs breiten Rücken. Seine Haut war kühl, doch unter ihr spürte sie Wärme. Der Geruch wurde stärker. Der Wohlgeruch machte sie schwindelig.
    Als Kovok-mah sich umwandte, leuchtete Herzlichkeit aus seinen Augen. »Dargu …« Er sprach ihren Namen mit sanfter Stimme aus, die sowohl Begehren als auch Verheißung ausdrückte. Er fragte nicht, warum sie hier war, was

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