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Legionare

Legionare

Titel: Legionare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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ergeben konnten, doch vorerst schob sie ihre Sorge beiseite und genoss den Augenblick.
    Bevor Dar und Kovok-mah den vom Mondschein erhellten Innenhof verließen, badeten sie noch einmal und wuschen sich mit verspielter Sinnesfreude gegenseitig. Danach begleitete der Ork sie durch die Finsternis in ihre gemeinsame Kammer. Dort kuschelte Dar sich in seine Arme, um zu schlafen,
doch sie blieb hellwach. Ihr Kopf wimmelte von Fragen, und eine Frage galt der Sprache. Kovok-mah hat das, was wir getan haben, ura Zul genannt – Liebe schenken. Dar überlegte, ob »Zul« wirklich »Liebe« bedeutete, und ob das Wort ein so dehnbarer Begriff war wie der bei den Menschen übliche. Männer »liebten« Bier ebenso, wie sie Frauen »liebten.« Bocken stand zwar auch für »lieben«, hatte aber häufig wenig damit zu tun. War »Zul« ein ähnlich vieldeutiges Wort? »Mer valav Zul«, hatte Kovok-mah zu ihr gesagt. »Ich erweise dir Liebe.« Aber ihr war nicht klar, was er damit hatte ausdrücken wollen. Noch mehr zählte, dass ihr unklar blieb, was er eigentlich gemeint hatte.
    Liebe ich wahrhaftig einen Ork? Da sie nie einen Menschen geliebt hatte, fehlte ihr für ihre jetzigen Gefühle jeder Vergleich. Sie hatte bisher nur einen Mann geküsst: Sevren. Damals war ihr so zumute gewesen, als gäbe sie einer natürlichen Anwandlung nach. Nicht anders hatte sie das körperliche Verlangen nach Kovok-mah und die anschließende Intimität empfunden. Trotzdem konnte sie sich nicht des beunruhigenden Verdachts erwehren, vielleicht einer widernatürlichen Schwäche erlegen zu sein. Habe ich etwas Verkehrtes getan? Eine Zeitlang standen Freude und Scham in Dars Gemüt im Zwist. Velasa-pah hat mir empfohlen, meinem Brustkorb zu folgen. Genau danach habe ich mich gerichtet. Sie wusste, dass die Frauen, die über ihre Tat empört und angewidert wären, sich für eine Handvoll Wurzeln oder ein geraubtes Kleid von Söldnern bocken ließen. Inzwischen stehe ich auf Seiten der Orks, machte sie sich klar. Jetzt zählt, was sie denken.
    Von neuem befasste sich Dar mit der wesentlichsten Frage: Welcher Art waren ihre Gefühle für Kovok-mah? Nach längerem Überlegen hatte sie eine Auflistung all dessen beisammen, was sie als wahr erkannte: Ich fühle mich in seiner Gegenwart
wohl. Seine Gefühle sind mir wichtig. Ich vertraue ihm. Mir gefällt, wie er mich behandelt. Es behagte ihr, wenn er sie anfasste, und besonders hatte sie genossen, was er am Becken getan hatte. Vielleicht ist es Liebe. Bald werde ich es wohl wissen.
     
    Am folgenden Morgen fand Dar umgehend heraus, dass auch die anderen Orks »einen guten Riecher« hatten. Kovok-mahs und ihr Geruch offenbarten ihnen so deutlich wie ein öffentlicher Aushang, wie stark sie sich zueinander hingezogen fühlten. Niemand äußerte sich dazu, doch konnten die Orks ihre Haltung nicht verhehlen. Lama-tok und Varz-hak wirkten verblüfft. Duth-tok schien sich zu freuen. Beides galt nicht für Zna-yat. Er strahlte Besorgnis aus.
    Es bestürzte Dar, dass ihre innersten Empfindungen sich so leicht erkennen ließen. Sie schnupperte, um womöglich den überaus feinen Duft zu riechen, den sie im Becken wahrgenommen hatte, aber ihr Geruchssinn war dieser Aufgabe nicht gewachsen.
    Zna-yats Unbehagen verursachte Dar Sorge, sodass sie auf eine Gelegenheit wartete, um mit ihm unter vier Augen zu sprechen. Diese Möglichkeit ergab sich, nachdem sie angekündigt hatte, Tarathank am Abend verlassen zu wollen. Zna-yat ging auf Suche nach zusätzlichen Nahrungsmitteln, und Dar folgte ihm. Sie holte ihn ein, als er auf einem überwucherten Grundstück herumwühlte. »War das mal ein Garten?«, fragte sie, um einen harmlosen Plauderton bemüht.
    Zna-yat hob den Blick. »Hai, vor sehr langer Zeit.«
    Dar schlenderte zu ihm. »Hast du etwas Essbares gefunden? «
    »Ziemlich wenig. Unkraut hat die Gartengewächse verdrängt. «
    »Ich vermute, du kannst essbare Pflanzen riechen.«

    »Hai.«
    »Du hast mal gesagt, du könntest meine Furcht riechen«, erinnerte Dar ihn. »Was hast du heute früh gerochen?«
    »Du verlangst von mir, unhöflich zu sein«, sagte Zna-yat.
    »Wieso?«
    »Man spricht nicht über offenkundige Gerüche.«
    »Für mich sind Gerüche nicht offenkundig. Bitte sag mir, was dir aufgefallen ist.«
    Zna-yat neigte den Kopf. »Ich habe Atur gewittert. Duth-tok hat diesen Geruch erwähnt.«
    »Er offenbart Liebe, stimmt’s?«
    »Hai.«
    »Und Kovok-mah riecht auch danach?«
    »Seit vielen Tagen.«
    »Ich

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