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Legionare

Legionare

Titel: Legionare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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zog seinen Kopf nach vorn und küsste seine Lippen. Duth-tok, der noch keinen Kuss gesehen hatte, musste lachen. »Wiesel ist so wild, dass sie Kovok-mah ins Gesicht beißt.«
    »Das war ein Kuss, kein Biss«, erklärte Kovok-mah.
    »Ich glaube, sie kostet seinen Geschmack«, sagte Lama-tok.
    Dar leckte sich über die Lippen. »Er schmeckt süß und saftig. «
    Alle Orks zischten vor Heiterkeit, außer Kovok-mah, dem man Verlegenheit ansah.
    »Hab ich was Falsches gesagt?«, erkundigte sich Dar. Die Frage entrang den Orks noch lauteres Gezische.
    »Söhne können nicht süß und saftig sein«, sagte Kovok-mah mit gedämpfter Stimme. »Nur Mütter.«
    Dar wurde knallrot.

     
    Auf der Straße blieb Dar Kovok-mah gegenüber zurückhaltend. Aber durch die Selbstbeherrschung wurde ihr Verlangen nach ihm nur noch mehr gesteigert. Das Gefühl, das sie für Liebe hielt, hatte Ähnlichkeit mit unstillbarem Hunger. Kovok-mahs bloße Anwesenheit konnte ihn nicht sättigen. Vielmehr übte sie die gegenteilige Wirkung aus. Dar nahm an, dass ihr Geruch den Orks ihr Empfinden offen zeigte, doch Kovok-mah unterließ jede Annäherung. Nun rief sein Mangel an Forschheit, der ihr anfangs gutgetan hatte, allmählich Unsicherheit hervor.
    Als Kovok-mahs Untätigkeit schließlich den Eindruck der Ablehnung vermittelte, erkannte Dar, wie schnell Liebe in Unglück umschlagen konnte. Er hat es sich anders überlegt. Jetzt schämt er sich, weil er sich mit einer hässlichen Washavoki eingelassen hat. Diese Befürchtung beraubte sie ihrer Zuversicht. Dar wusste nicht mehr, wie sie sich in seiner Umgebung verhalten sollte. Ihn zu fragen, war ihr peinlich. Sie versuchte den Verdruss durch körperliche Herausforderung zu mildern. Sie legte eine Geschwindigkeit vor, die eine große Belastung bedeutete – allerdings nur für sie –, um sich den Jammer durch Erschöpfung auszutreiben.
    Aufgrund dieses zielstrebigen Marschierens erreichte die Gruppe innerhalb zweier Tage Blath Urkmuthis Vorgebirge. Die Hügel erhoben sich so schroff aus der Grasebene wie eine Steilküste aus dem Meer. Dahinter bildeten die zerklüfteten Felswände des Gebirges ein trostlos kahles, ungeheuer eindrucksvolles Hindernis. Kein Grün machte die Schrunden sanfter; der nackte Kalkstein ähnelte den Falten eines zerknitterten Mantels.
    Dar erklomm eine steinige Anhöhe, um sich freien Ausblick zu verschaffen. Als sie auf der Kuppe stand, gefiel ihr überhaupt nicht, was sie sah. Die Berge wirkten abweisend, schroff
und unbarmherzig. »Ich hatte mir etwas Besseres erhofft«, gab Dar zu.
    »Es ist kein Ort, wo das Übel haust«, sagte Zna-yat. »Diese Berge haben unseren Ahnmüttern Zuflucht gewährt, als die Washavoki uns überfielen.«
    »Wie weit von hier ist eure Heimat entfernt?«
    »Einen Marsch von Monatsdauer.«
    Diese Mitteilung entmutigte Dar. Alle ihre Anstrengungen waren so sehr darauf ausgerichtet gewesen, das Gebirge zu erreichen, dass sie in ihm das Ziel der Reise gesehen hatte. Doch wie sich nun zeigte, war es nur eine neue Hemmschwelle. »Wie können wir die Berge überqueren?«, fragte sie.
    »Es heißt, dass es geheime Pfade gibt«, antwortete Zna-yat.
    »Geheime? Wie sollen wir sie dann benutzen?«
    »Du wirst Wege finden.«
    Dar ärgerte sich über Zna-yats Sorglosigkeit. Sie machte sich Gedanken über das Vorankommen, hatte aber den Eindruck, diese Bürde allein zu tragen. Sie fühlte sich geneigt, Zna-yat ihre Meinung ins Gesicht zu sagen, musste allerdings einsehen, dass es wenig Sinn hatte. Er würde zwar allem zustimmen, was sie sagte, jedoch ungetrübte Zuversicht zeigen. Sie bat ihn, ihr alles zu erzählen, was er über Blath Urkmuthi wusste.
    Dar erfuhr, dass das Gebirge unwirtlich war und deshalb auch weitgehend unbewohnt. Infolge dieser Feindseligkeit war es aber in der Zeit, als die Washivoki ins Land gekommen waren, ein geeignetes Rückzugsgebiet gewesen. Die überlebenden Orks hatten sich auf den Berghöhen gesammelt, um von dort aus Bemühungen zur Rückeroberung ihres Landes zu unternehmen. In Garlsgut hatte man diese Vorstöße Kobold-Kriege genannt. Sie hatten sich über Jahrzehnte hingezogen, und die Kämpfe waren mit größter Erbitterung ausgefochten
worden. Am Ende hatten die Orks keine Gebiete zurückgewonnen, sondern nur einen üblen Ruf erworben.
    Während der Kobold-Kriege hatten die Orks zwar überall im Gebirge gelebt, doch der bewohnbarste Bereich lag im Osten. Dort herrschte, da die Gipfel weniger hoch waren, ein milderes

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