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Legionen des Todes: Roman

Legionen des Todes: Roman

Titel: Legionen des Todes: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McBride
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ausgeliefert. Doch wenn Phoenix recht hatte – und sie hatten keinen Grund, daran zu zweifeln, denn seine Visionen hatten sich alle bewahrheitet -, würde es keinen weiteren Angriff auf ihren Unterschlupf mehr geben, und sie mussten sich eigentlich keine Sorgen machen. Trotzdem taten sie es. Denn viel schlimmer war, dass Phoenix gesagt hatte, ihre Feinde würden sie aufspüren, wo auch immer sie hingingen, um sich dort die letzte Schlacht mit ihnen zu liefern. Evelyn sah keinen Grund, Mormon Tears zu verlassen. Warum in aller Welt sollten sie losziehen und durch menschenleere Städte und eine lebensfeindliche Wildnis wandern?
    Alle ihre Gedanken liefen letztendlich auf diesen einen Punkt hinaus. Keiner von ihnen würde auch nur einen Moment lang Frieden haben, solange das bevorstehende Blutvergießen drohend über ihren Köpfen schwebte. Es hing in der Luft und drang sogar bis in ihre Träume vor. Sie alle wachten regelmäßig mitten in der Nacht auf und hörten jemanden weinen, und oft genug war Evelyn selbst diejenige, die die anderen aus dem Schlaf riss. Die Nächte waren eine Zeit größter Verzweiflung, jeder war dann mit sich selbst allein, hatte niemanden, mit dem er sprechen konnte, um die Bilder von Tod und Zerstörung in zynische Scherze zu kanalisieren und sie dadurch irgendwie im Zaum zu halten. Unweigerlich stiegen die Erinnerungen an geliebte Menschen auf, die sie verloren hatten, Erschöpfung und Frustration darüber, nicht wieder einschlafen zu können, machten alles noch schlimmer. Dass das Echo in der Höhle das Schluchzen und Jammern auch noch verstärkte, machte es nicht einfacher: Die Klagelaute klangen nur noch verlorener, erfüllt von herzzerreißender Verzweiflung hingen sie in der Luft wie die Trauergesänge verlorener Seelen in der Nacht.
    Evelyn spürte, wie ihre Gedanken sie in die Depression hinabzogen. Sie musste das Thema wechseln, bevor sie vollends darin versank, auch auf die Gefahr hin, dass sie nur sinnloses Zeug plapperte.
    »Also … wie ist das eigentlich mit dir und Phoenix?«, fragte Evelyn. »Ihr beide seid euch in letzter Zeit ein ganzes Stück nähergekommen, oder?«
    »Das habe ich auch geglaubt«, erwiderte Missy, »aber seit kurzem … seit kurzem ist er noch distanzierter als sonst.«
    »Wie das?«
    »Seitdem, du weißt schon, seit der Nacht, in der das mit ihm … passiert ist.«
    »Als er zur Supernova wurde und dieses Monster eingeäschert hat?«
    »Ja … irgendwie hat ihn das verändert.«
    »Kann ich mir gut vorstellen. Das hat uns alle irgendwie verändert. Ich habe noch nie so etwas gesehen. Es war wie eine Explosion in Zeitlupe, dieses Licht, das von ihm ausging. Ich hatte das Gefühl, als wäre es mindestens tausend Grad heiß … es war beängstigend.«
    »Ich glaube, ihm selbst hat es noch mehr Angst gemacht als uns. Und ich bin mir ziemlich sicher, er wusste gar nicht, dass er zu so etwas fähig ist.«
    Missy hatte ihre Augenlider fest zusammengepresst gehabt in der Erwartung, jeden Moment von Reptilienklauen aufgeschlitzt zu werden, dann hatte sie das Licht gesehen und die Hitze gespürt, als hätte jemand sie in einen Ofen geworfen. Sie musste auf die Worte der anderen vertrauen, um sich ein Bild von dem zu machen, was tatsächlich geschehen war, von dem gegrillten Monster, das er zwischen seinen Händen gehalten hatte, bis es zu einem Haufen Asche vor seinen Füßen zerfallen war, von dem Ausdruck ungezügelter Raserei in seinen Albino-Augen. Sie liebte ihn für seine Unschuld, für die Art, wie er immer alles sagte, was er dachte, ohne es zu filtern, dafür, wie er mit ihr umging, wie er sie ansah. Und jetzt fürchtete sie, dass dieses eine Ereignis ihn all seiner Naivität beraubt haben könnte, ihn mit Emotionen konfrontierte, die er nicht kannte, mit denen er nicht umgehen konnte, und nichts jemals wieder so sein würde, wie es gewesen war. Er war in vielerlei Hinsicht noch ein Kind gewesen. Ein Kind, das man gezwungen hatte, binnen eines Wimpernschlags erwachsen zu werden. Sie hatte Angst. Nicht vor ihm, sondern um ihn.
    »Gib ihm etwas Zeit«, sagte Evelyn. »Er wird damit zurechtkommen.«
    »Du hast bestimmt recht. Ich mache mir nur Sorgen um ihn. Er ist der erste Junge, den ich … du weißt schon … den ich jemals geliebt habe.«
    Evelyn lächelte und umarmte Missy. Sie wusste, was das jüngere Mädchen gerade durchmachte. Sie war selbst einmal in dieser Situation gewesen. Die erste Liebe war immer zugleich das Schönste und das Schrecklichste

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