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Legionen des Todes: Roman

Legionen des Todes: Roman

Titel: Legionen des Todes: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McBride
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Unterschlupf in die Stadt zu verlegen – und mit den verheerenden Auswirkungen ihres Versagens.
    »Die Trucks fahren bestimmt noch«, sagte Adam. »Sie werden sie gebraucht haben, um all das Holz und den Stacheldraht hierherzubringen.«
    »Das stimmt wahrscheinlich, aber willst du wirklich dorthin gehen?«
    Adam antwortete nicht. Er konnte es nicht. Angst lähmte seine Stimmbänder, doch leider nicht seine Beine, die ihn wie von selbst die Straße hinuntertrugen. Die Burg wurde immer größer, bis sie hoch über ihm aufragte. Einige der Fenster waren immer noch vernagelt und intakt, andere hingegen völlig zerstört. Fetzen von schwarzer, geschuppter Haut hingen an den scharfen Dornen des Stacheldrahts, dessen ehemals perfekte Spiralform jetzt eher einem zerfetzten Wollknäuel glich. Ein einzelner schwarzer Arm steckte in dem metallenen Wirrwarr, die gebogenen Krallen Richtung Himmel deutend. Das Einfahrtstor hing schief in seinen Angeln; nach innen gekippt und schräg nach oben geneigt, sah es eher aus wie eine Rampe. Die Schneeflecken, die im Schatten des Gebäudes noch ausharrten, waren überzogen mit einer eitrigen, weißen Flüssigkeit.
    Der Geruch wurde immer stärker, je näher sie herankamen, aber er veränderte sich auch etwas. Es roch nicht mehr nach verrottenden Lebensmitteln und Müll. Der Gestank stammte eindeutig von Leichen.
    »Ich glaube, ich kann da nicht reingehen«, sagte Phoenix, als er Adam eingeholt hatte. »Es war so viel Schmerz, so viel… Leid in diesem Gebäude. Sie hatten keine Chance zu entkommen, und das alles ist immer noch … so präsent.«
    »Dann warte einfach hier, während ich den Truck hole.«
    Phoenix sah sich um. Keine der beiden Möglichkeiten war besonders verlockend. Aber wenn er bei Adam bliebe, wäre er zumindest nicht allein.
    »Ich komme mit«, sagte er und nahm wie ein kleines Kind Adams Hand.
    Manchmal vergaß Adam, wie wenig Erfahrung Phoenix mit dem Leben außerhalb seines Kellerverlieses hatte. Seine Visionen verliehen ihm eine Aura von Reife und Selbstsicherheit, doch gleichzeitig war er immer noch so unglaublich naiv, auch wenn Tag für Tag ein weiteres Stück dieser Naivität von ihm abfiel.
    Als sie die Zufahrt zum Eingangstor erreichten, ließ Phoenix Adams Hand los. Er lehnte sich gegen das Tor und drückte es so weit auf den Boden, dass Adam darüber hinwegsteigen konnte, dann folgte er ihm. Der Parkplatz dahinter war übersät mit sternförmigen Flecken von einem dunklen Rot, und sie gaben beide ihr Bestes, nicht hinzusehen. Sie wussten, dass jeder dieser Flecken für ein Leben stand, das vor der Zeit beendet worden war, doch es waren zu viele gewesen, die nach Mormon Tears gekommen waren, als dass sie sich an ihre Gesichter erinnern und ihren Tod hätten betrauern können. Es waren allesamt anonyme Seelen, denen nur ein kurzer Moment des irdischen Daseins vergönnt gewesen war, und doch trugen Adam und Phoenix einen Teil der Verantwortung dafür, dass ihr Leben ein so schnelles Ende gefunden hatte.
    Als sie den ersten Sattelzug erreichten – eine weiße Zugmaschine mit ebensolchem Anhänger, beide verschmiert mit braunem Matsch und Straßendreck -, kletterte Adam auf das Trittbrett neben der Fahrertür und spähte in die Kabine. Der Schlüssel steckte noch im Zündschloss, wie er gehofft hatte, doch der Schnee im Fußraum, den die Sohlen des Fahrers zurückgelassen hatten, war immer noch gefroren, scheinbar unbeeindruckt von dem Tauwetter, das in der Welt darum herum eingesetzt hatte. Auf dem Armaturenbrett stand eine leere Kaffeetasse, dahinter konnte Adam durch die Windschutzscheibe hindurch die Überreste der gläsernen Eingangstür des Hotels erkennen. Die Bretter, mit denen sie hätte zugenagelt werden sollen, lehnten immer noch im Foyer dahinter an der Wand. Glassplitter lagen um den metallenen Rahmen herum verstreut und funkelten wie kleine Spiegel aus diesen grauenvollen dunklen Pfützen am Boden.
    »Komm schon, steig ein«, sagte Adam. »Ich komme gleich nach.«
    »Geh da nicht rein, Adam … bitte.«
    »Ich muss es wissen.«
    »Du weißt es bereits.«
    »Vielleicht«, erwiderte Adam, »aber falls es irgendwelche Überlebenden gibt, können wir sie nicht einfach hierlassen.«
    »Adam … es gibt keine Überlebenden.«
    »Dann bin ich nicht lange weg.« Er ging um die Motorhaube herum und blieb vor dem gähnenden Eingang des Hotels noch einmal stehen. Tod blies ihm ins Gesicht wie ein stinkender, septischer Atem. Er zog sich den Kragen seines

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