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Lehmann, Christine

Lehmann, Christine

Titel: Lehmann, Christine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nachtkrater
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blickte höchst verwundert auf. Sein Gesicht war ledrig und gelblich. Zippora gefror das Psychologinne n lächeln auf den Lippen, und Pilinenko setzte seine KGB-Miene auf.
    »Also«, räusperte sich Bob. »Gonzo und ich, wir sind noch mal draußen gewesen, an der Stelle, ihr wisst schon. Na ja, und wir haben das hier ausgegraben.«
    Er hob etwas vom Boden auf, was aussah wie eine kleine Campinggasbombe, und stellte es auf den Tisch.
    »Also, Leute, da ist Methan drin. Und so ein Ventil ist ja nie ganz dicht. Na ja, und als Torsten seine Cockroach loslaufen ließ, da hat sie natürlich das Methan detektiert. Und Torsten hat Gott weiß was gedacht.« Bob lachte. »Unterirdische Depots, geheime Waffenarsenale, Rake te n abschussrampen, die sich durch Gasaustritt verraten.«
    Fred feixte hinter gefalteten Händen.
    »Dabei war es nur eine kleine Gasflasche. Und ich … also ich habe sie vorher dort eingegraben.«
    »Wir beide!«, meldete sich Fred.
    Butcher saß mit hochgezogenen Brauen da. Pilinenko biss sich auf die Unterlippe.
    »Na ja, wir haben Torsten ein bisschen ärgern wollen. Überall hat er seine Nase reingesteckt, überall Geheimni s se gewittert. Und da dachten wir, soll er mal recht h a ben. Was? Die Deutschen haben so gern recht. Nichts für u n gut, Gonzo. Du bist schon in Ordnung. Also, wo war ich? Ja, wir haben ihn ein bisschen verarschen wo l len. Das war nicht richtig. Das sehe ich ein. Aber, ve r dammt, Torsten war ein … Na ja, über Tote nichts Schlechtes, nicht wahr?«
    Damit setzte Bob sich wieder.
    Ein leises Lachen blubberte. Es war Morten, der dann laut und immer lauter lachte. Er musste sich den Sprin g bauch halten vor Lachen.
    »Entschuldigung!«, stöhnte er. »Aber es ist so … wenn es nicht so tragisch … O Gott!« Er wischte sich die Tränen von den halbmonddicken Backen. »Da deckt Torsten ein geheimes Waffenlager auf, und es ist nur eine Gasflasche. Wieso haben wir so was überhaupt hier oben? Und unsere Russenfraktion plant schon den Dri t ten Weltkrieg. Da überfallen uns die Killerameisen und krabbeln in unseren Betten herum, und es ist auch nur ein kleiner Streich, um Torsten zu ärgern. Jetzt muss nur noch derjenige aufstehen, der unseren Zeus angestiftet hat, Torstens mühsam errechnete Daten immer wieder zu vernichten. Es ist eine Verschwörung, ja, es ist eine echte Verschwörung, und dennoch gab es nie eine Verschw ö rung. Hörst du, Zippora. Notier dir das gut. So was gibt es. Viele Einzelne, die alle das gleiche Ziel verfolgen, nämlich einen armen unleidigen Mitmenschen zu ärgern, bringen ein technisches Meisterwerk wie die Artemis an den Rand der Notevakuierung und die Welt an den Rand des Dritten Weltkriegs.« Er gluckste.
    »Leider«, sage Zippora streng, »kann ich nicht mitl a chen, Morten. Im HHR liegt die Leiche des Inders, der heute hier mit uns hätte Abschied feiern sollen, und ich kann nicht finden, dass …«
    Abdul stand auf. »Bitte, darf ich etwas sagen.«
    Morten wischte sich die Lachtränen aus den Augen.
    »Bitte«, nickte Butcher ungehalten.
    Abdul zog einige aus einem Notizbuch herausgeriss e ne Blätter aus der Hosentasche seines Artemis-Anzugs. »Ich habe hier den Abschiedsbrief von Rakesh Chatu r vedi, auf Sanskrit, der Sprache der Veden, und auf En g lisch.«
    Er legte die Blätter auf den Tisch der Großen Vier und trat wieder zurück.
    »Ihr wisst, dass Rakesh für mich wie ein Vater war. Ich verdanke ihm alles. Deshalb konnte ich ihm seine letzte Bitte nicht abschlagen. Auch wenn ich damit alles verliere. Ich habe den EVA-Plan für Sergei geändert und das Programm geschrieben, das gestern den Alarm au s gelöst hat. Rakesh hatte mich darum gebeten, damit ihn niemand stört, wenn er in den Zustand des Samadhi übe r tritt. Es war sein größter Wunsch, eins zu werden mit dem Geist des Mondes.«
    Die Cupola murmelte.
    »Das«, schnaubte Oberst Pilinenko, »wird ein disz i plinarisches Nachspiel haben! Das ist Sabotage!«
    Abdul verbeugte sich. »Dessen bin ich mir bewusst.«
    »Dann wäre das auch geklärt!«, sagte ich und zog die Pistole unter dem Artemis-Sweater hervor.
    Oberst Pilinenkos Hand zuckte Richtung Hosenbund.
    »Stecken lassen!« Ich richtete die Mündung auf seinen blassblonden Schädel.
    »Michelle, was soll das?«, fragte Zippora mütterlich.
    Gute Frage. Vielleicht wollte ich nur Michelle Ardan loswerden, diesen Feigling in mir. Auch so ein Wort, das es nicht auf weiblich gab. Auch auf Deutsch nicht. Ja, ich wollte wieder

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