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Lehmann, Christine

Lehmann, Christine

Titel: Lehmann, Christine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nachtkrater
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JSC in Houston begegnet, er hat uns im Ausbildungszentrum beim Crew-Training interviewt.«
    Butchers linke Backe tickte heftig.
    Ich versuchte, meinen von Namen zugemüllten Kopf freizukriegen und die Adrenalinerschöpfung nach übe r standener Todesgefahr abzuschütteln. »Stimmt, Rhianna … Übrigens, hübscher Name!«
    »Keltisch!«, spitzte sie zurück, immun gegen Ko m plimente und unerbittlich.
    »Und mein Name ist französisch und schreibt sich Em-Ei-Ci-Eitsch-I-El-El-I, Michel le !«
    »Hostia!«, fluchte Franco.
    Gonzo fuhr sich peinlich berührt über die Haare. Die beiden hatte ich immerhin drei Tage in ihrem Irrtum b e lassen. Dr. Wathelet lachte gemütlich, Zippora Eschkol lächelte, denn ihre Betasoid-Antennen hatten es gleich gemerkt, Yanqiu schien nichts dabei zu finden. Gail sa g te: »Fuck«, und feixte unter müden Augendeckeln. T u pac sammelte Gift im Mund, Van Sung nickte lächelnd, als ob ein plötzlicher Geschlechtswechsel nichts Beso n deres sei. Und den anderen war es eigentlich egal. Sie hatten sich noch gar nichts zu mir gedacht.
    »Aber in den Anmeldedaten steht Michel, Dr. Michel Ardan«, fuhr Tamara neben mir auf.
    »Tut mir leid«, sagte ich. »Aber so schlimm ist es auch wieder nicht. Denn ich bin ein Cyborg.«
    Zippora hielt sich die Hand vor den Mund. Mir schien, sie lachte dahinter.
    »Was?«, fragte Gail.
    »Ein cybernetic organism «, erklärte die israelische Neurologin. »So nennt man Hybriden aus Mensch und Maschine.«
    Tamara riss erschrocken die Augen auf. Aber so ganz falsch war es nicht. Immerhin steckten seit meinem Unfall Nägel in meinem Schienbein. Und jeder, der e i nen Herzschrittmacher trug, gehörte bereits zu dieser Sp e zies.
    »Vor allem aber ist Cyborg gelebte Fiktion«, behau p tete ich. »Nur Frauen können Cyborg sein auf dem Weg zu neuen Ufern des sozialen Zusammenlebens ohne G e schlechtergrenzen. Ich sag ’ s nur, damit Sie es wissen, meine Herren, ich stehe auf Frauen, so wie ihr!«
    Morten Jörgensson wechselte den Beinüberschlag und spießte mich auf seinen so undänisch nussbraunen Blick.
    »By the way, Michelle«, sagte Kommandant Butcher, »ich darf daran erinnern, dass sexuelle Handlungen auf der Artemis grundsätzlich untersagt sind und im Au s nahmefall einer Sondergenehmigung durch den Ko m mandanten bedürfen.«
    Das Lachen platzte ohne mein Zutun aus mir heraus. »Das ist ja wie im Internat!«
    »Wir sind ein Internat«, sagte Zippora Eschkol.
    Die Herren blickten auf ihre Hände, Füße, in ihre Ta s sen oder frech den Kommandanten an. Yanqiu hielt die Schlitzaugen züchtig gesenkt, Gail knabberte an ihren Fingernägeln mit einem Augenaufschlag, als gälten die Regeln nicht für sie.
    Butcher wisperte kurz mit dem russischen Polkownik Pilinenko , dann räusperte er sich. »Anscheinend gibt es noch ein Problem.«
    Vermutlich hatte Tupac gepetzt, dass ich von nichts e i ne Ahnung hatte. Es petzte immer einer, sobald ich mich in eine Gruppe hineingestopft sah. Das kannte ich schon. Es hatte letztlich meinen Rausschmiss beim Stut t garter Anzeiger bewirkt. Zu faul, zu chaotisch, zu ung e horsam und überhaupt! Oder wie der Schwabe sagte: Die Lisa Nerz wellet mir fei net!
    »Ja«, räumte ich ein. »Ich musste arg kurzfristig abre i sen, gewissermaßen von heute auf morgen. Offenbar war kein anderer Spezialist für Cyber-Ameisen greifbar. Ich bin nicht vorbereitet.«
    Butcher zog die Brauen hoch und nuschelte: »Das klären wir gleich bei mir im Büro. Aber zuerst will ich …«
    »Einspruch, Commander!«, meldete sich Morten Jö r gensson. »Das sollten wir sofort klären. Auf der Art e mis muss sich jeder auf jeden verlassen können. Und wenn das Kontrollzentrum uns ein taubes Ei ins Nest gelegt hat …«
    »Besser ein taubes Ei als zwei faule Eier!«, patzte ich den Dänen an.
    Der Spanier lachte hemmungslos. Gail schlug intere s siert die Augen auf. Der belgische Arzt grinste. Bob der Schrank und Fred das Hädele machten finstere Gesichter. Zippora Eschkol musterte mich mit reservierter Neugie r de aus grün umschatteten Nachtkrateraugen.
    Morten richtete sich unterdessen in seinem Stuhl auf und schnarrte: »Mrs. Ardan … oder bevorzugen Cyborgs die Anrede Mademoiselle? Man will ja da nichts falsch machen.«
    »Michelle genügt«, lächelte ich.
    »Also, Michelle, haben wir das richtig verstanden? Du hältst dich für ein Cyberwesen und Ameisen für Außeri r dische. Du bist also nicht ganz dicht und folglich nichts weiter als ein

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