Lehmann, Christine
Teile des Hab i tats mussten leergemacht werden und alle sich ins Sub beg e ben. Und zwar hurtig!
»Sicher nur wieder Fehlalarm«, meinte Van Sung, als wir aus dem Tunnel in die Station wechselten und die Schleusentür sich mit einem endgültigen Zisch hinter uns verschloss.
Das dritte Sub füllte sich schnell. Zippora Eschkol, Wim Wathelet, Eclipse van Wijk und Morten Jörgensson verstopften den Eingang zum CC, wo David und Abdul die Tastaturen beackerten und Suchläufe starteten. Art e mis-CDR Butcher und Oberst Pilinenko standen ihnen im Nacken. Gonzo und Franco waren am Treppenfuß aufg e laufen und guckten gehetzt. Tamara verteidigte in Bu t chers Büro den Schreibtisch. »Da muss immer ein Durchgang frei sein!« Pjotr, Mohamed, Yanqiu und Krzysztof hätten sich aber nirgendwo anders aufhalten können.
»Was ist los?«, fragte Gail grimmig auf der Treppe und boxte Giovanni ins Geländer. »Lasst mich doch mal durch hier!«
»Luftdruckabfall«, antwortete David galgenhumorig. »Leck in CQD. Wir sind dabei, die Sektion einzukre i sen.«
»Wenn ich was tun kann?«, sagte Gonzo.
»Alles im Griff«, antwortete David. »Sind alle da?«
»Rhianna, Fred und Bob sind mit dem Inder draußen«, antwortete Gail.
Hatte ich den Inder nicht vorhin erst in seinem Qua r tier meditieren gesehen, fragte ich mich still und zug e dröhnt.
»Die sind informiert«, sagte David. »Dann kann ich die Schotten dicht machen? Hat jeder seinen COUP?«
Das war jetzt der Partner in case of urgency . Ich scha u te mich um. »Sergei Kascheschkin fehlt!«
»Shit!«, blies mir Gail hinters Ohr. »Wo ist der wi e der?«
»Zuletzt gemeldet HHR«, antwortete Abdul nach e i nem kurzen Blick aus hindukuschig ölschwarzen Augen auf einen Bildschirm mit Gebäudeplan und kleinen gr ü nen Quadraten mit Nummern.
»Verdammt! Der hat wahrscheinlich seine Uhr in der Fitnesseinheit liegen lassen und ratzt in seiner Koje«, seufzte David. »Vermutlich hat er wieder mal bis in die Puppen Supernoven geguckt?«
»Astrolab«, bestätigte Abdul. »22:14 bis 6:03 Uhr. Dann HHR.«
David langte nach dem Knopf der Intercom und beu g te sich zum Mikro. »Sergei Kascheschkin, bitte umg e hend ins Sub. Sergei! Aufstehen! Das ist keine Übung!« David lehnte sich zurück, um einen Blick auf den Schirm mit dem Bild zu werfen, das die Kamera vom spinalen Tre p penhaus im Quartierdeck zeigte.
»Negativ«, sagte Abdul. »Da bewegt sich nichts.«
David drehte sich zum Kommandanten und seinem Vize um.
»Ich gehe ihn holen«, rief Gail. »Los, lasst mich mal an die Sauerstoffmasken!«
Alle blickten Butcher an. Es war mäuschenstill, abg e sehen vom Rauschen der Computerkühlung und der B e lüftung, vom Pfeifen in Röhren und einem ständigen G e brumm.
»Die Daten, David!«, befahl Oberst Pilinenko.
»Verdammt«, sagte Morten Jörgensson und wedelte mit der Hand unter seiner Nase, »welche Sau hat hier wieder einen fahren lassen?«
Ich sah Wim Wathelet feixen.
David rasselte die Daten des Lebenserhaltungssystems runter: »Gesamt, 956 Hektopascal, stabil, Sauerstoff, 190 sinkend, Kohlendioxid bei 10 Volumenprozent, steigend. Sehr rasch, 11 Prozent, 12 Prozent.«
»Wo kommt das auf einmal her?«, fragte sich Morten laut.
»Kein Problem«, stellte Gail fest. Sie hatte die Saue r stoffflasche schon auf dem Rücken, die Maske unterm Kinn und eine zweite Flasche in der Hand. »Commander, First Lieutenant Taylor im Sanitätsdienst meldet sich zum Einsatz ab.«
Butcher nickte.
Gail schob Gonzo und Franco vom Treppenaufgang weg und begann die Stufen zu erklimmen. »David, gib die Schleuse frei!«
»Warte, ich komme mit!«, rief ich. Es war schon fast wieder der alte Lisa-Nerz-Reflex: überall dabei sein, wo was schiefging. Warum war ich denn sonst hier, auch als Michelle Ardan?
»Nein, das ist zu gefährlich«, antwortete Gail.
»Ach was, ich bin doch schon tot.« Ich riss ein Saue r stoffgerät aus dem Schrank und boxte mich zum Au f gang vor.
Gail blieb stehen und drehte sich um. »Nein, Cyborg, Baby. Du tust, was ich sage.«
»Wieso sollte ich?«
Gail hob das Kinn, oder das, was sich davon zwischen Unterlippe und Hals unsichtbar machte. »Commander Butcher?«
Butchers Backe tickte.
»Ich bin ausgebildeter Höhlenretter«, log ich. Wie schön, dass das Englische alles männlich, gewichtig und stark machte!
Butcher nickte. »Das Kommando hat First Lieutenant Taylor.«
»Alles klar.« Ich würgte mir die Sauerstoffflasche auf den Rücken, zog die
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