Lehrer-Schueler-Konferenz
ruhig. Eines von ihnen brachte mir sogar ein Glas Wasser! Warum war ich so überrascht? Sie konnten gar nicht wissen, wie mir zumute war, ehe ich es ihnen mitteilte. SchlieÃlich hatte ich bis dahin gelächelt und so getan, als ginge es mir gut. Am nächsten Morgen begegnete ich auf dem Weg ins Klassenzimmer einem Jungen. Er erkundigte sich, ob es mir besser ginge.
Obwohl Ihr Verstand in der Lage ist, sich an die Vergangenheit zu erinnern oder sogar eine ausgedachte Zukunft heraufzubeschwören, lebt Ihr Körper im Hier und Jetzt. Seine Botschaften spiegeln Ihre Gefühle wider, die Sie im Hier und Jetzt empfinden. Bemühen Sie sich in der Klasse darum, Ihre verbalen und nicht verbalen Botschaften einander anzugleichen. Wenn Sie feststellen, dass Sie das Verhalten eines Schülers nicht annehmen können, versuchen Sie zu sagen: » Was du tust, gefällt mir nicht.« Dann sind Sie wenigstens ehrlich zu ihm und geben ihm Gelegenheit, sich mit Ihrer eigentlichen Person und nicht mit der, die Sie glauben darstellen zu müssen, auseinanderzusetzen. Wenn sich Lehrer so zeigen, wie sie sind, werden Schüler oft Rücksicht auf ihre Bedürfnisse nehmen.
Wer besitzt das Problem?
Das Rechteck, das wir verwenden, um zwischen annehmbarem und nicht annehmbarem Verhalten der Schüler zu unterscheiden, lässt sich auch verwenden, um dem Lehrer zu helfen, die Probleme besser zu erkennen und zu bewältigen, die in allen Lehrer-Schüler-Beziehungen auftreten.
Betrachten Sie zuerst den unteren Teil des Rechtecks, die Zone unannehmbarer Verhaltensweisenâ Verhaltensweisen, die der Befriedigung der Bedürfnisse des Lehrers im Wege stehen oder ihn veranlassen, sich frustriert, besorgt, irritiert oder ärgerlich zu fühlen. Ganz offenbar verursachen diese Verhaltensweisen der Lehrkraft ein Problem. Damit der Unterricht fortgesetzt werden kann , m uss der Pädagoge jedes dieser Probleme lösen, sobald es auftritt.
Befindet sich das Verhalten eines Schülers » unterhalb der Linie« (in der Zone der nicht annehmbaren Verhaltensweisen), hat der Lehrer ein Problem. Es ist sein Problemâ er besitzt es. Wer das Problem besitzt, ist entscheidend bei allen Lehrer-Schüler-Beziehungen. In Abbildung 8 ist das störende Verhalten eines Schülers der Zone der nicht annehmbaren Verhaltensweisen zugeordnet, weil es für den Lehrer ein Problem darstellt.
Anders sieht es aus, wenn eine Schülerin ihrer Lehrerin anvertraut, sie sei ärgerlich und enttäuscht, weil ihre Mutter ihr nicht erlaubt, mit Freunden einen Ausflug zu machen. Diese Schülerin hat ein persönliches Problem, das nichts mit der Schule zu tun hat. Ihr Ãrger und ihre Enttäuschung berühren die Lehrerin in keiner Weise greifbar und konkret. LieÃe das Mädchen nicht von sich aus etwas darüber verlauten, würde die Lehrerin wahrscheinlich überhaupt nichts davon wissen. Es berührt die Schülerin â sie hat das Problem. Sie besitzt es. Deshalb verorten wir das Verhalten dieser Schülerin im oberen Teil des Rechtecks: Sie besitzt das Problem.
Wie steht es mit dem Schülerverhalten, das weder für den Lehrer noch für den Schüler problematisch ist? Wir sprechen dann von einer problemfreien Zone, die der Mittelteil von Abbildung 9 repräsentiert. Ein Beispiel für Verhalten, das in die problemfreie Zone gehören würde, ist ein ruhig an seiner Mathematikaufgabe arbeitender Schüler. Er befriedigt seine Bedürfnisse. Sein Verhalten stört in keiner Weise die Bedürfnisse der Lehrerin. Niemand hat ein Problem.
Warum » Problembesitz « so wichtig ist
Ein wichtiges Hindernis auf dem Weg zu guten Beziehungen ist, dass nicht verstanden wird, wer das Problem besitzt. Es ist absolut zwingend, dass Lehrer zwischen Problemen unterscheiden können, die es im Leben der Schüler gibt, und solchen, die ihren Bedürfnissen im Wege stehen.
Wie wir in späteren Kapiteln zeigen werden, sollten sich Pädagogen auf ganz andere Weise verhalten, wenn die Schüler Probleme besitzen, als wenn es ihre eigenen sind. Wer das Problem besitzt, können Sie herausfinden, indem Sie sich fragen: » Hat dieses Verhalten irgendetwas mit mir zu tun? Fühle ich nicht annehmend, weil man mich stört, mir schadet, wehtut, mich beeinträchtigt? Oder fühle ich nicht annehmend, nur weil ich möchte, dass der Schüler anders handelt, kein Problem hat, so
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