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Lehrer-Schueler-Konferenz

Lehrer-Schueler-Konferenz

Titel: Lehrer-Schueler-Konferenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gordon
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Schülerprobleme das Gleiche wie Manager und Abteilungsleiter über Probleme der Arbeitnehmer– sie sollten zu Hause gelassen werden, da, wohin sie gehören.
    Diese Auffassung widerspricht jedoch der Tatsache, dass Schülerprobleme nicht zu Hause gelassen werden können. Sie belasten Kinder überall, auch in der Schule, beeinträchtigen ernstlich den Lernprozess und machen das Lernen manchmal praktisch unmöglich. Wenn Schüler Probleme haben, sich unsicher, isoliert und ungeliebt fühlen, wird ihre Leistung in der Schule darunter leiden. In solchen Fällen sind Versuche des Lehrers, ihnen etwas beizubringen, mehr oder weniger frustrierend oder sogar zwecklos.
    Eine ältere Lehrerin erinnert sich an ihre Erfahrung, als sie an eine Schule versetzt wurde, deren Schüler eine Menge Probleme hatten.
    Bis zu meiner Versetzung an die » benachteiligte Schule«, wie sie genannt wurde, hatte ich meine Erfahrungen jahrelang in Schulen mit Kindern aus der Oberschicht gemacht. Als ich das erste Mal mit Kindern aus der Unterschicht arbeitete, erkannte ich, warum ich niemals das Gefühl gehabt hatte, eine wirklich gute Lehrerin zu sein, obwohl die Kinder in meinen Klassen immer gute Leistungen erbracht hatten. Diese sozial benachteiligten Kinder ließen mich schnell begreifen, dass man sich zuerst um ihre Ängste, ihre Frustrationen und ihren Zorn kümmern musste. Dann, und nur dann, konnten sie sich mit dem » Zeug« beschäftigen, das ich ihnen zu vermitteln hatte. Ich war gezwungen, mein geplantes Pensum zunächst beiseitezuschieben und ihnen zu helfen, mit sich selbst zurechtzukommen. Sie lehrten mich, dass Schule nicht bedeutet, die Köpfe der Kinder mit einer Menge Zeug vollzustopfen, sondern dass ihnen geholfen wird, sich Wissen anzueignen, wann sie können und wie sie können.
    Diese Lehrerin machte eine wichtige Entdeckung: Schüler bedürfen der Hilfe ihrer Lehrer auch auf anderen Gebieten als dem des » Schulwissens«. Die meisten Lehrkräfte, die mit unserem Programm gearbeitet haben, sind bereit, Kindern und Jugendlichen bei ihren Lebensproblemen zu helfen, aber nur sehr wenige bringen außer ihrer eigenen Lebenserfahrung brauchbare Voraussetzungen dafür mit. Sehr wenige Lehrer haben Gelegenheit, mit Schulpsychologen in Kontakt zu kommen und von ihnen zu lernen. Ihre eigene Erfahrung reicht oft nicht aus, sodass ihre » Hilfe« gewöhnlich ineffektiv bleibt. Ihre gute Absicht führt nur selten zu positiven Ergebnissen. Unsere Kursleiter fragen die teilnehmenden Pädagogen oft, ob sie sich an Zeiten in ihrem eigenen Schülerleben erinnern können, in denen sie solche Probleme hatten, dass ihnen die Schule egal war. Die meisten bejahen diese Frage. Wenn sie sich dann erinnern sollen, ob ihnen in diesen Situationen irgendeiner ihrer Lehrer geholfen hat, geben die meisten an, ihre Lehrer wären, selbst wenn sie es versucht hätten, selten hilfreich gewesen.
    Können Sie sich an solche Situationen erinnern? In denen Ihnen eine Lehrkraft geholfen hat?
    Es ist also offensichtlich, dass, auch wenn Lehrer wirklich helfen wollen, Schüler selten das Gefühl haben, Hilfe erhalten zu haben, und Lehrer selten das Gefühl haben, wirklich hilfreich gewesen zu sein. Der gute Willen ist da, doch er bleibt meist ergebnislos.
    Ein Pädagoge, dem diese Situation nicht gleichgültig ist, sagt dazu:
    Ich kenne Kinder mit allen möglichen Problemen, die von Liebeskummer bis zur Drogenabhängigkeit reichen. Die Psychologen an unseren Schulen sind überlaufen. Ich möchte helfen, fühle mich aber völlig unzulänglich. Ich weiß nicht, was ich tun soll, also unternehme ich gar nichts und hoffe nur, dass sich alles zum Guten entwickelt.
    Im Vergleich dazu die Aussage eines anderen Lehrers:
    Die Kinder heutzutage wissen das, was sie haben, nicht zu schätzen. Immer klagen und jammern sie. Aber hören sie auf mich, wenn ich sie davor zu warnen versuche, dass sie in ihr Unglück rennen? Oh nein, sie ignorieren völlig, was ich sage, und jammern weiter, wenn sie in Schwierigkeiten geraten.
    Hier wird deutlich, was Lehrkräfte oft bedrückt: das Gefühl der Unzulänglichkeit, wirklich helfen zu können, und das Gefühl der Zurückweisung durch die Schüler, wenn sie versuchen zu helfen.
    Warum Lehrer bei der Bewältigung von Schülerproblemen versagen
    Die meisten Pädagogen sind sensibel genug,

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