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Lehrer-Schueler-Konferenz

Lehrer-Schueler-Konferenz

Titel: Lehrer-Schueler-Konferenz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Gordon
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sind gegenüber nicht verbalen Botschaften der Lehrer bemerkenswert empfindsam. Sie lernen, die Muskelanspannung, die Verkrampfung um den Mund, Gesichtsausdruck und Körperbewegungen zu interpretieren. Wenn diese » körperlichen Botschaften« im Gegensatz zu den verbalen Botschaften stehen, kann es die Schüler verwirren. Oder sie schenken den nicht verbalen Botschaften Glauben und betrachten die gegensätzlichen verbalen Botschaften als Schwindel. Ein Oberschüler formulierte das Problem folgendermaßen:
    Manche Lehrer sind wirklich komisch. Es gibt hier einen oder zwei, die einem gern weismachen möchten, sie seien mit allem einverstanden. Sie reden ganz locker, wissen Sie, aber jeder kann sehen, wie verkrampft sie sind. Wen glauben sie denn an der Nase herumführen zu können?
    Es ist nahezu unmöglich, seine eigenen Gefühle zu verleugnen. Vergessen Sie nicht, die Schüler sehen Sie jeden Tag, in guten und schlechten Zeiten. Die wahren Gefühle werden schließlich offenbar werden.
    Auf die Frage » Was stimmt nicht mit den Erwachsenen?« führten junge Menschen überall als hauptsächlichste Kritik zwei Verhaltensweisen an:
    1.»Erwachsene hören uns nicht zu.«
    2.» Erwachsene schwindeln.«
    Ein ehemaliger Lehrer erinnert sich seiner Erlebnisse und Gefühle als Schüler einer Oberschule:
    Als ich zur Schule ging, schienen mir die meisten Lehrer unwirklich. Wissen Sie, was ich meine? Sie tauchten zu Beginn des Tages auf, unterrichteten und verschwanden nach dem letzten Klingeln. Wir pflegten herumzuhocken und Spekulationen darüber anzustellen, wer sie in Wirklichkeit waren. Hatten sie Familien? Wie lebten sie? Liebten sie? Es war immer ein Schock, wenn einer von uns in der Nähe eines Lehrers wohnte und aus unmittelbarer Erfahrung bezeugen konnte, dass er genauso wie alle anderen lebte. Wir erwarteten von unseren Lehrern, wie Cäsars Frau zu sein, über jeden Verdacht erhaben. Sie durften nicht rauchen, keine Kinder bekommen oder, Gott behüte, fluchen.
    Das hat sich geändert. Das Einzige, was Lehrer heute davon abhält, wirkliche Menschen zu sein, sind ihre eigenen Barrieren. Für meine Kollegen klingt das vielleicht wie Ketzerei, aber ich glaube, wir würden keine Therapeuten in unseren Schulen brauchen, wenn die Lehrer, anstatt sich hinter ihren Pulten, Tabellen, Büchern und Tests zu verstecken, sich endlich darum bemühten, zu ihren Schülern bessere Beziehungen zu entwickeln. Die Kinder wünschen sich das, aber sie schreiben die meisten Lehrer ab, weil diese auf Distanz gehen.
    Ein weiterer Grund für die Verlogenheit der Lehrkräfte ist die doppelte Norm. Nur wenige Schulen verzichten auf gesonderte Schulvorschriften: einmal für die Lehrer, einmal für die Schüler. An vielen Schulen gibt das Recht, in ihrem Aufenthaltsraum zu rauchen, manchen Pädagogen das Gefühl der Unwahrhaftigkeit, wenn sie gezwungen sind, das Rauchverbot bei den Schülern durchzusetzen. Wenn die doppelte Norm Lehrern Freiheiten, Privilegien und Rechte gewährt, die den Lernenden versagt sind, wirft das ein außerordentlich schwieriges und heikles ethisches Problem auf (vergleiche Kapitel 10).
    Konzentrieren wir uns jetzt auf eine Hauptursache der Verwirrung innerhalb einer Klasse: falsche Botschaften. Denken Sie daran, das Verhalten der Schüler liegt entweder über Ihrer Linie (in der Zone des Annehmbaren im Rechteck) oder unter der Linie (in der Zone des nicht Annehmbaren). Sie müssen sich nur klar darüber werden, was Sie fühlen. Dann können Sie auch eine einzige Botschaft senden, die den Kindern klar und deutlich mitteilt, wie Ihnen zumute ist. Wie geschieht das? Das folgende Beispiel zeigt, wie Schüler ihr Verhalten ändern, wenn der Lehrer ihnen seine wirklichen Empfindungen mitteilt. Eine Grundschullehrerin der vierten Klasse berichtete:
    Es war an einem heißen Nachmittag letzte Woche. Ich war müde und hatte Kopfschmerzen. Ich merkte, dass mein Gesicht vom ewigen Lächeln wehtat und dass ich den Lärm der Kinder nicht mehr ertragen konnte. Ich beschloss, nicht mehr zu lächeln und ihnen zu sagen, wie ich mich fühlte. Ich sagte: » Ich bin müde, mein Kopf tut weh, und ich mag nicht mehr lächeln und so tun, als ob der Lärm, den ihr macht, mich nicht stört. Er stört mich. Ich glaube, ich kann es nicht mehr aushalten.« Ich war überrascht! Die Kinder waren sofort

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