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Lehtolainen, Leena

Titel: Lehtolainen, Leena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zeit zu sterben
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aus. Der Mond schien auf die Dielenbretter und zeichnete einen durchscheinenden Streifen auf den orangefarbenen Wandteppich. Die Welt dort draußen war so eisig klar wie meine Gedanken.
    Von Ari Väätäinen und Pasi Leiwo hatte ich die Welt befreit.
    Als Nächster war Heikki Jokinen an der Reihe.

    Elf
    Elf

    Am Montag schlief ich bis weit in den Nachmittag und nahm gegen vier Uhr einen kräftigen Brunch zu mir. Danach fühlte ich mich so tatkräftig wie seit langem nicht mehr. Ich führte Sulo spazieren und setzte mich dann an den Esstisch, um die Operation Heikki Jokinen zu planen.
    Noch hatte ich keine Ahnung, was ich mit ihm machen sollte.
    Der feste Griff, mit dem er mich gepackt hatte, war mir noch deutlich in Erinnerung. Von Anja wusste ich, dass Heikki sich oft mit seinen Saufkumpanen prügelte, was, wenn er mich schlug?
    Dann konnte ich ihn immerhin wegen Körperverletzung anzeigen.
    Meine Schmerzschwelle war ziemlich niedrig, und obwohl ich bei drei kleinen Brüdern an Knüffe gewohnt war, hatte ich immer Angst, dass mir jemand wehtat. Ich brachte es nicht fertig, mich freiwillig zusammenschlagen zu lassen, nur damit Heikki vor Gericht gestellt wurde. Aber irgendetwas musste ich mir einfallen lassen. Am besten war es wohl, ihn erst einmal zu beschatten. Vielleicht ergab sich die Gelegenheit von selbst, wie bei Ari Väätäinen und Pasi Leiwo. Heikki wohnte in Eestinkallio, nur einen Kilometer entfernt, das erleichterte mein Vorhaben.
    Ich zog meinen hellen Steppmantel an und setzte die alte Brille auf, über die Haare zog ich eine dunkelblaue Strickmütze.
    Nun war ich wieder unauffällig. Ich überlegte, unter welchem Vorwand ich bei Heikki Jokinen klingeln könnte. Sollte ich Geld für die Kinder in Ruanda oder für obdachlose Alkoholiker sammeln? Oder eine Marktanalyse durchführen? Da ich weder eine Sammelbüchse noch einen Fragebogen besaß, verwarf ich beides. Stattdessen rief ich einfach an, um festzustellen, ob Heikki zu Hause war. Niemand meldete sich.
    Trotzdem machte ich einen Abendspaziergang. Ich würde mir die Gegend ansehen, in der er wohnte, und bei der Gelegenheit gleich am Kiosk vorbeigehen, denn ich hatte Lust auf Schokolade. Neben dem Kiosk war Heikkis Stammkneipe, eine Bier-schwemme namens «Zinnpfeife». Dort landete seit einigen Jahren Anja Jokinens Rente. Wahrscheinlich hing Heikki dort herum, aber ich war mir nicht sicher, ob ich mich hineinwagen sollte. Wenn er sich nun doch an mich erinnerte?
    Als ich den steilen Fußgängerweg nach Eestinkallio hinaufging, kam ich aus der Puste. Von oben blickte ich auf ein Band von Lichtern, zwischen den Sternen blinkten die Signallampen am Sendemast von Latokaski. Ein Hund lief schwanzwedelnd auf mich zu, schnupperte an meinen nach Katze riechenden Schuhen und setzte seinen Weg fort.
    Es war noch nicht acht, die Haustür also noch offen. Ich stieg in den zweiten Stock hinauf, im Treppenhaus roch es nach Le-berauflauf. Aus einer Wohnung in der mittleren Etage drang der neueste Hit von Jari Sillanpää. Mit klopfendem Herzen klingelte ich: Wenn Heikki nun doch schon nach Hause gekommen war? Als niemand öffnete, spähte ich durch den Briefschlitz. Die Wohnung war dunkel und stank nach kaltem Rauch.
    Ich verließ das Haus wieder und versuchte festzustellen, welche Fenster zu Heikkis Wohnung gehörten. Das war einfach, denn aus allen anderen Fenstern in seiner Etage fiel Licht. Heikkis Einzimmerwohnung hatte einen Balkon, von dem er Anja einmal hatte baumeln lassen, weil sie ihm den neuen PIN-Code ihrer Bankkarte nicht verraten wollte.
    Heikki Jokinen war genau so, wie sich die steuermüden Bürger alle Arbeitslosen vorstellten. In der Volksschule war er kaum mitgekommen, die Berufsschule hatte er abgebrochen, aus dem Militärdienst war er nach sechs Monaten als dienstuntauglich entlassen worden. Danach hatte er gelegentlich als Handlanger auf dem Bau gearbeitet, in der Hochkonjunktur der achtziger Jahre nahm man dafür auch Ungelernte. Er hatte in ein paar Tanzorchestern Schlagzeug gespielt, aber auch da war der Erfolg ausgeblieben.
    Seine Hauptbeschäftigung war das Trinken. In den neunziger Jahren hatte er nicht einen Tag lang eine feste Anstellung gehabt, aus ABM-Stellen flog er regelmäßig raus, weil er trank.
    Heikki hatte eine vierjährige Tochter, mit deren Mutter er zusammengelebt hatte. Das Mädchen wohnte jetzt mit seiner Mutter und deren neuem Mann in Tromsø, Heikki hatte sie seit zwei Jahren nicht mehr gesehen. Anja hatte mir

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