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Lehtolainen, Leena

Titel: Lehtolainen, Leena Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zeit zu sterben
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Januar, mal sehen. Ich würde gern zum Skilaufen kommen.»
    Nachdem ich aufgelegt hatte, ging ich in die Sauna. Ich hielt an den Weihnachtsbräuchen meiner Kindheit fest. Rituale geben Sicherheit, vor allem, wenn man sie nach eigenem Geschmack variieren kann.
    Durch das Saunafenster sah ich, wie der Regen den Schnee in graubraunen Schlamm verwandelte, es waren sechs Grad plus.
    Meine Mutter hatte gesagt, sie hätten zehn Grad minus und sternklaren Himmel. Im Kerzenlicht sah meine Einbausauna gemütlich aus, an der Wand zeichnete sich mein Schatten ab und leistete mir Gesellschaft. Meine Mutter saß jetzt zu Hause in der richtigen Sauna, wo es nach dem Birkenholz roch und nach Birkenquasten, die für den Winter im Gefrierschrank auf-bewahrt wurden. Das Brunnenwasser war eisig, es würde langsam wärmer werden, wenn es sich mit dem kochenden Wasser aus dem Behälter am Saunaofen mischte. Wer ging wohl mit meiner Mutter in die Sauna, wenn ich nicht da war? Meistens waren wir beide als Erste in die Weihnachtssauna gegangen und hatten dann in aller Eile das Essen zubereitet. Anschließend waren meine Brüder mit ihren Familien an der Reihe, und wenn einer von ihnen gerade keine Frau hatte, ging er als Letzter zusammen mit meinem Vater.
    Ich dachte an das Harz, das einem auf den Rücken tropfte, an den Duft des Shampoos meiner Mutter, daran, wie der Schnee im Licht des Feuers glitzerte, das unter dem Saunafenster angezündet wurde. Ich erinnerte mich an das Gefühl, im Bademantel über den Hof zu gehen und schnell in die warme Stube zu schlüpfen. All das würde ich nie mehr erleben.
    Ich ging unter die Dusche und schrubbte mich gründlich ab.
    Dann zog ich frische, bequeme Sachen an und trug die Weih-nachtsspeisen für Sulo und mich auf: einen kleinen Rollschin-ken, selbst gemachten süßen Kartoffel- und Steckrübenauflauf, Hering, Krabben, Leberpastete. In der Flasche, die ich bei Kalles Besuch geöffnet hatte, war noch ein Rest Rotwein, ich trank ihn aus, ehe er zu Essig wurde. An Weihnachten muss man sich den Bauch voll schlagen, es gehört dazu, also aß ich als Zwischenge-richt Lebkuchen mit Gorgonzola – eine Kombination, von der es meinem Vater und Tupu im vorigen Jahr schlecht geworden war – und zum Nachtisch sahnige Pflaumencreme. Bei meinen Eltern gab es Pflaumenkaltschale, die niemand mochte, die aber gegessen werden musste, weil das schon bei meiner Großmutter Brauch gewesen war.
    Nach dem Essen machte ich es mir auf dem Sofa gemütlich.
    Ich suchte im Fernsehen Weihnachtsmusik, aber auf allen Ka-nälen lief das gewollt fröhliche Gedudel, das ich so hasste, und ich war zu faul, ins Schlafzimmer zu gehen und das Radio ein-zuschalten. Also saß ich einfach so im Dämmerlicht, schaute abwechselnd den Weihnachtsbaum und seinen Schatten an der Wand an und horchte auf den Regen, der traurig ans Fenster prasselte. Ich dachte an meine Kindheit, an den Moment zwischen dem Essen und dem Eintreffen des Weihnachtsmanns, wenn noch keine Geschenke verteilt waren, wenn noch alles möglich war. Von meinem Zimmerfenster aus würde ich die fun-kelnden Sterne sehen und weit weg, im Zentrum, den Turm des alten Bergwerks, auf den sich in Frostnächten silbriger Reif legte. Auf einmal hatte ich schreckliches Heimweh. Es waren nicht meine Eltern oder meine Brüder, die ich vermisste, sondern die Gerüche meiner Heimatstadt: der Duft des verschneiten Kie-fernwaldes, der Schwefel- und Kupferqualm über der Stadt. Ich sehnte mich zurück nach dem erwartungsvollen Gefühl, das meinen ganzen Körper erfasste, nach dem Mädchen, das daran glaubte, vom Weihnachtsmann mindestens ein Geschenk vom Wunschzettel zu bekommen, weil es so brav war, vielleicht nicht das, was es sich am sehnlichsten wünschte, aber auf jeden Fall etwas Schönes. Noch letzte Weihnachten hatte ein kleiner Rest von diesem kleinen Mädchen in mir gesteckt.
    Ich hatte die Päckchen von meinen Eltern und Kollegen im Garderobenschrank versteckt. Jetzt war es Zeit für die Bescherung.
    «Zehn Päckchen. Man könnte glauben, dass ich brav gewesen bin», sagte ich zu Sulo. «Für dich sind auch zwei dabei. Soll ich sie aufmachen?»
    Sulo bekam Katzenschokolade und eine Aufziehmaus, der er einige Minuten lang nachsetzte. Ich packte als Erstes die Geschenke aus, die meine Familie geschickt hatte. Von meinen Eltern bekam ich wieder einmal ein langärmliges Baumwoll-nachthemd, diesmal in Dunkelblau mit hellblauen Herzchen.
    Tarmos Familie schickte Küchenhandtücher, die

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