Lehtolainen, Leena
ich es darauf angelegt, schwanger zu werden, um ihn an mich zu binden. So etwas rächt sich eben. Ich war ziemlich kindisch damals, mit achtzehn. Kaitsu war dann tatsächlich ein Unfall, ich wollte nämlich kein zweites Kind mehr von Eero. Loswerden wollte ich den Mann! Aber das Schicksal hat mich bestraft. Nach Kaitsus Geburt beschloss Eero, es noch eine Weile mit uns zu versuchen. Die Weile dauerte vier Monate, und das waren mindestens drei Monate zu viel.
Zum Glück hatte ich wenigstens die Wohnung. Zwei große Zimmer mit Küche, geräumig genug, um einige Jahre lang neben meinen eigenen auch fremde Kinder zu betreuen. Damit konnte ich uns einigermaßen über Wasser halten. Ich war noch jung, ich hatte die Kraft, zu backen und zu nähen und im Herbst Beeren zu sammeln, alles selbst zu machen. Nur gut, dass ich vor Katjas Geburt die Handelsschule abgeschlossen hatte.
Obwohl ich keine Berufserfahrung hatte, fand ich eine Stelle, zuerst in einem Geschenkartikelladen, dann in der Buchhandlung. Dort bin ich jetzt seit bald zwanzig Jahren. Geschäftslokal, Kollegen und Vorgesetzte haben gewechselt, ich bleibe.
Ich verkaufe gern Bücher. Dabei kommt man dem Kunden nicht so nahe wie zum Beispiel im Kleidergeschäft. Und man braucht nichts zu suchen, was Fettpolster und Zellulitis verdeckt. Mit Büchern sind andere Träume verbunden als mit Kosmetik, obwohl sie natürlich auch oft unhaltbare Versprechungen machen. Nicht jeder Krimi ist spannend, nicht alle Memoiren bieten saftigen Klatsch, aber am schlimmsten ist es, wenn ein Liebesroman unglücklich endet. Ich brauche Happy Ends, um den Alltag zu ertragen.
Veikkos Bücher gehen nie gut aus. Eigentlich haben sie sowieso weder Anfang noch Ende, es sind zufällige Bruchstücke aus dem Leben eines uninteressanten Menschen. Kritiker und andere Intellektuelle lieben seine Bücher, aber sie verkaufen sich nicht besonders gut. Veikko scheint sich daraus nichts zu machen. Er kommt mit wenig aus, genau wie ich. Manchmal glaube ich sogar, er ist glücklich.
Das bin ich gelegentlich auch. Diesmal wartete ich ungeduldig auf den Feierabend, denn die neue Maeve Binchy war gerade auf Finnisch erschienen, und ich hatte mir gleich ein Exemplar gekauft. Immerhin bekomme ich dreißig Prozent Rabatt. Binchy reicht für mehrere Abende.
Es tut nicht weh, an Eero zu denken, aber die Erinnerung an Mauri schmerzt noch immer. Es ist schon sieben Jahre her, doch ich erinnere mich bis heute an seinen Geruch und sein Lachen, an seine Berührungen, die sich so schnell änderten, die vorsichtig waren und im nächsten Moment wild, aber nie zu heftig.
Warum erinnere ich mich am schmerzlichsten gerade an die beiden Momente, die ich am meisten vergessen möchte? An den Abend, an dem ich die Wahrheit über Mauri erfuhr, und an die Nacht vor vierundzwanzig Jahren, als Vater starb.
Ich will darüber nicht sprechen, obwohl jede Einzelheit in mein Gedächtnis eingebrannt ist. Bei den polizeilichen Vernehmungen und vor Gericht habe ich immer wieder dasselbe ausgesagt, ich weiß noch genau, welche Worte ich benutzt habe.
Ich erinnere mich, wie ich in der Sauna erschrak, als ich sah, wie mager Mutter aussah. Die Hüftknochen standen hervor, auf den Rippen konnte man Klavier spielen, und ihre Brüste waren nur noch zwei schlaffe, runzlige Beutel. Sie war damals siebenundvierzig, zwei Jahre älter als ich jetzt. Sie blickt mir ab und zu aus dem Spiegel entgegen, wenn ich mich selbst betrachten will.
Dann muss ich lächeln, denn ich habe Vaters Lächeln, und nur das kann Mutter aus dem Spiegel vertreiben.
Nach der Sauna brachte ich Kaitsu zum Essen in die Küche. In seinem hellblauen Schlafanzug und mit seinen blonden Locken sah er aus wie ein Engel. Manchmal sehe ich ihn heute noch als kleinen Jungen vor mir, zum Beispiel an dem Abend im Frühjahr, als er mir erzählte, dass die jungen Leute mit ihrer Wap-Firma Konkurs gemacht hatten. Es hatte auch alles zu gut geklungen. Kaitsu und seine Freunde waren noch Kinder damals vor fünfzehn Jahren, als Leute in meinem Alter Firmen gründeten und das Geld mit vollen Händen ausgaben. Ich erinnerte mich an all die Bücher, die damals erschienen waren, an die Interviews in den Frauenzeitschriften und daran, wie man auch mir damals geraten hatte, in Aktien zu investieren. Deshalb waren mir Kaitsus Pläne von Anfang an unheimlich gewesen.
Ich wusste, dass der Aufschwung auch diesmal nicht ewig anhalten würde.
Kaitsu war ein liebes Kind, das problemlos einschlief,
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