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Leiche in Sicht

Leiche in Sicht

Titel: Leiche in Sicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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war der bohrende
Zweifel: Wenn er sich nun doch irrte? Er hatte mit niemandem über seinen
Verdacht gesprochen, denn es gab — so redete er sich ein — niemanden, der ihm
in dieser Sache einen Rat geben konnte. Seit seiner Unterredung mit Donna
Hanson war er eigentlich davon überzeugt, daß er recht hatte, aber natürlich
bestand theoretisch die Möglichkeit, daß er bestimmte Fakten falsch interpretiert
hatte. Und Donna war nicht unfehlbar — kein Mensch war das.
    Er betrat sein leeres Haus, ging in die
Küche und machte sich eine Tasse Tee. Dann setzte er sich hin und schrieb
anhand seiner Notizen, so detailgetreu wie möglich, noch einmal den gleichen
Bericht, den er an Mavis zur Aufbewahrung geschickt hatte. Als er fertig war,
las er alles noch einmal durch. Dieser zweite Bericht war auch nicht besser als
der erste, dachte er, und irgendwie klang es in manchen Passagen fast so, als
wolle er sich selbst überzeugen. Er schob den Gedanken schnell wieder beiseite
und holte die Karte des Kriminalbeamten hervor, mit dem er sich neulich
unterhalten hatte. Es war schon spät, und der Beamte war nicht mehr da, doch
der diensttuende Sergeant gab ihm einen Termin für den nächsten Tag.
    Nachdem er aufgehängt hatte, saß Mr.
Pringle noch eine Weile neben dem Telefon. Was trieb ihn bloß, die Sache noch
weiter zu verfolgen? Wem nützte es denn, wenn er bewies, daß Elizabeths Tod
Mord gewesen war? Keinem, gestand er sich ehrlich. Es sei denn, die Tote hatte
ein Recht darauf, daß das Verbrechen an ihr gesühnt würde. Vielleicht war das
die Botschaft seines Alptraums?
    Er dachte an die vielen Schicksale, in
die er eingreifen würde, wenn er bewies, was er für die Wahrheit hielt. Die Betroffenen
würden nie wieder so leben wie zuvor. Gab es überhaupt einen Menschen auf der
Welt, der ihm dankbar sein würde? Doch — einen schon. Es war Zeit für ihn, ins
Bett zu gehen.
     
     
     

Kapitel 29
     
    Der Detective Inspector, mit dem er
verabredet war, war nicht da, aber ein Detective Sergeant würde mit ihm
sprechen. Mr. Pringle wartete. In der Nacht hatte es ein paar aufsehenerregende
Verhaftungen gegeben — Drogenhändler. Man erwartete das Fernsehen. Mr. Pringle
schien der einzige zu sein, der von der Aufregung nicht angesteckt war. Er
hoffte, man würde ihn nicht allzulange warten lassen, sein Mut sank von Minute
zu Minute.
    Als er heute morgen aufgewacht war,
hatte er das Gefühl gehabt, daß es das beste wäre, die schmerzhafte Wahrheit zu
ignorieren, die Dinge zu lassen, wie sie waren, und nichts aufzurühren. Doch
dann war die Erinnerung an den Segelausflug zu Ostern in ihm hochgestiegen und
wie freundlich Elizabeth zu ihm gewesen war. Sie hatte sich nichts anmerken
lassen, dabei mußte er ihr doch wie ein ausgemachter Trottel vorgekommen sein.
Und hatte er, Pringle, nicht durch sein Verhalten auch dazu beigetragen, daß
die ganze Farce überhaupt so lange fortgeführt werden konnte. Nein, er war es
Elizabeth einfach schuldig, die ganze Wahrheit aufzudecken.
    Der Detective Sergeant kam an den
Empfang, um ihn abzuholen. Mr. Pringle hatte das Gefühl, daß es heute weniger
formell zuging, die Atmosphäre weniger einschüchternd, dafür aber hektischer
war als bei seinem letzten Besuch. «Ich weiß nicht, ob Sie es mitbekommen haben...
Der ganz große Durchbruch... Eine landesweite Razzia... ‹Operation Katapult»...
Na, Sie werden es ja heute mittag im Fernsehen sehen können...» Sie setzten
sich in eines der kleinen Vernehmungszimmer. Man brachte Tee, ein Constable
kam, um mitzuschreiben. «Na, dann schießen Sie mal los, Sir. Was können wir
heute für Sie tun?»
    «Ich möchte meine frühere Aussage
bezüglich der Ereignisse, die zum Tod von Elizabeth Hurst geführt haben,
revidieren.»
    Sein Gegenüber holte tief Luft. Jetzt
geht also alles wieder von vorn los, das sieht dem alten Spinner ähnlich, die
Dinge durcheinanderzubringen, oder — warum können die Leute nicht nachdenken,
ehe sie eine Erklärung abgeben? Doch nichts davon wurde ausgesprochen. Es gab
eine kurze Unterbrechung — der Kugelschreiber des Detective Sergeant
funktionierte nicht — der Constable wurde losgeschickt, einen neuen zu
besorgen.
    «Wenn Sie mir dann bitte jetzt noch
einmal Namen und Adresse nennen würden?»
    Nach eineinhalb Stunden, seine neue
Aussage war protokolliert, verlesen, noch einmal ergänzt, dann getippt und
schließlich von ihm unterschrieben worden, sagte man ihm, er könne nun gehen.
Der Detective Sergeant hatte

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