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Leiche in Sicht

Leiche in Sicht

Titel: Leiche in Sicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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Türpfosten festhalten. Was
für eine eingeschworene Gemeinschaft die Fairchilds doch waren. Das hatte er
unterschätzt. Bevor er zu Bett ging, hatte er noch eine wichtige Aufgabe zu
erledigen. Im Garten fand er ausreichend trockene Zweige, so daß der Boden des
Heizkessels bedeckt war. Seit man sein Viertel zur «Rauchfreien Zone» erklärt hatte,
war es untersagt, etwas zu verbrennen. Aber heute hielt er sich nicht daran. Es
war der einzige Weg. Die Rauchsäule stieg kerzengerade empor und verlor sich
nun im dunklen Blau des Nachthimmels. Donna Hanson war nun in Sicherheit. Was
seine eigene Lage anging, so hatte er seine Zweifel.
     
     
     

Kapitel 30
     
    Enid rief ihn an, noch bevor er
aufgestanden war. «Matthew hat gestern abend mit Charlotte gesprochen. Sie hat
ihm erzählt, daß sie dich besucht hat. Matthew sagt, du würdest immer noch
wegen dieser alten Sache herumschnüffeln und dich einmischen. Deshalb soll ich
dir von George ausrichten, daß er wünscht, daß du aufhörst.»
    «Ich habe sämtliche Ergebnisse meiner
Ermittlungen der Polizei übergeben.»
    «So. Na, die wären wahrscheinlich auch
gut ohne dich ausgekommen. Aber was ich sagen wollte: Laß die Sache jetzt
ruhen, und fang nicht wieder von vorn an. Der Ausgang der Untersuchungen ist
jetzt überhaupt nicht mehr wichtig...»
    «Enid...»
    «Ich will darüber nicht mit dir
diskutieren. Das Problem ist, daß du einfach nie Ruhe geben kannst. Schon als
wir noch Kinder waren...»
    «Enid, ich möchte dich nur darauf
hinweisen, daß es Sache der Polizei ist, ob sie weitere Schritte unternehmen.»
    «Ich hoffe doch sehr, daß sie das
bleibenlassen werden!» sagte sie empört. «Wir wollen schließlich, daß die
Hochzeit glatt über die Bühne geht — die Kosten gehen in die Tausende.»
    Wie schaffte es seine Schwester nur,
daß ihm bei jedem Gespräch mit ihr nach fünf Minuten übel wurde. «Enid, wenn es
sonst nichts mehr gibt...» Aber sie war noch nicht durch.
    «Beabsichtigst du, allein zu kommen?»
    «Wie bitte?»
    «Auf der Einladung steht ‹Für zwei
Personen›. Hast du vor, dieses Frauenzimmer mitzubringen?» Vor Wut ballte er
die Fäuste, so daß sich seine Nägel tief in den Handballen gruben.
    «Ich habe nicht die Absicht, eine
Freundin von mir einer solchen demütigenden Erfahrung auszusetzen, wie sie die
Begegnung mit meiner Familie zweifellos wäre...» Enid hatte genug gehört. «Dann
ist es ja gut», sagte sie, «das ist alles, was ich wissen wollte. Aber nicht,
daß du es dir plötzlich noch einmal anders überlegst, hörst du? Die Fairchilds
haben sehr wichtige Leute eingeladen — und machen wir uns doch nichts vor —
deine Mavis wäre in diesem Rahmen wirklich fehl am Platze, meinst du nicht?»
Bevor er reagieren konnte, hatte sie schon aufgehängt.
    Kaum hatte er sich etwas erholt, kam
ihm ein beunruhigender Gedanke. Seine Schwester ging offensichtlich davon aus,
daß die Hochzeit stattfinden würde. Man hatte Einladungen verschickt, und das
hieß, daß die Polizei nichts unternommen hatte, weder bei den Fairchilds noch
beim Standesamt aufgetaucht war — er war sich nicht sicher, wie das korrekte
Vorgehen auszusehen hatte. Sie hatten nichts getan, um die Eheschließung zu
verhindern. Dabei hatte er deutlich auf deren mögliche Konsequenzen
hingewiesen. Aber vielleicht warteten sie ja auch nur ab, um in letzter Minute
einzugreifen?
    Nun, das war schließlich nicht seine
Sorge, dachte er. Er mußte es sich nur immer wieder selbst sagen, so wie er es
anderen gesagt hatte. Wenn er es häufig genug wiederholte, würde es vielleicht
als Bremse wirken und ihn hindern, Dummheiten zu begehen. Und die Polizei mußte
doch schließlich handeln, oder? Doch dann traf die Karte mit seinem
silbergedruckten Namen ein. Er hielt es nicht mehr aus und griff zum Telefon.
    «Donna ist zur Arbeit... Oh, einen
Moment. Jason! Hast du das Geld für dein Mittagessen?» Sie ließ den Hörer
fallen, und er hörte im Hintergrund einen heftigen Wortwechsel. Dann war sie
wieder am Apparat und sagte, noch ganz außer Atem: «Tut mir leid, daß ich Sie
habe warten lassen. Leider darf ich Donna im Salon nicht anrufen, jedenfalls
nicht, solange sie noch Lehrling ist. Ist es wichtig?» Mr. Pringle setzte
gerade zu einer Antwort an, als ein lautes Krachen ihn innehalten ließ. Jason
hatte das im Flur stehende Fahrrad umgeworfen. Als Mrs. Hanson diesmal
zurückkam, faßte er sich kurz. «Bitte, sagen Sie Donna, sie möge mich anrufen,
sobald sie kann. Es ist

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