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Leiche in Sicht

Leiche in Sicht

Titel: Leiche in Sicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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von
ihnen Matthew oder Mr. Pringle mit einem mitfühlenden Blick. Der Kommissar, der
Mr. Pringle gestern vernommen hatte, schien noch weitere Fragen zu beantworten,
aber weder diese noch seine Antworten wurden übersetzt. Nach einer Weile gab es
weitere Informationsbröckchen: Elizabeths Leiche hatte Verletzungen an Armen
und Beinen, die sie sich vermutlich ebenfalls bei dem Sturz zugezogen hatte.
    Voll irrationaler Wut dachte Mr. Pringle
an Gill. Warum führte man den Mann nicht einem Gerichtsmediziner vor?
Möglicherweise befanden sich noch Haare und Hautpartikelchen von Elizabeth
unter seinen Fingernägeln, wenn sie sich gewehrt hatte. Sie war kräftig und
beweglich gewesen, das hatte er ja gesehen, während er sie beim Segeln
beobachtete, sie hätte sich ihm bestimmt nicht so einfach kampflos ergeben.
Plötzlich sah er sie vor sich, wie sie im Dunst der Gischt dagestanden und
lachend ausgerufen hatte: «Ist das nicht herrlich?» Ihr dunkles Haar hatte wie
ein glänzender schwarzer Helm um ihren Kopf gelegen. Doch gleich darauf stellte
sich wieder unerbittlich die Erinnerung an das graue Bündel auf der Bahre ein.
    Die Leichenschau war beendet. Alle
standen auf. Man wartete, daß er und Matthew sich gleichfalls erhoben.
    «Das hätten wir also hinter uns», sagte
Patrick aufseufzend. «Zum Glück haben sie es wenigstens nicht für nötig
befunden, sie für psychisch labil oder so etwas zu erklären, dann fühlt man
sich im nachhinein immer so schuldig, weil man denkt, daß man etwas versäumt
hat.»
    «Haben Sie ihnen von Gill erzählt?»
wollte Mr. Pringle wissen.
    «Ja, aber es hat sie nicht
interessiert. Sie hatten bereits das Resultat der Autopsie vorliegen — Sie
haben es ja eben selbst gehört. Der Tod trat ein infolge des Sturzes, nicht
durch Ertrinken. An sich ja eigentlich nicht erstaunlich, wenn man an die
Felsen dort denkt.» Patrick hielt inne, er war sich nicht sicher, ob sein
Kommentar nicht doch etwas gefühllos geklungen haben mochte, aber der alte Herr
schien ohnehin nicht zugehört zu haben. Patrick wandte sich an Matthew. Es
seien alle notwendigen Vorbereitungen getroffen worden, daß er und sein Onkel
heute nachmittag von Korfu aus zurückfliegen könnten. Matthew nickte.
Elizabeths Leiche, fuhr Patrick fort, werde so schnell wie möglich nach England
überführt werden, die entsprechenden Behörden seien bereits informiert worden.
    «Ich habe gehört, daß es in England
dann noch eine zweite Obduktion geben wird», sagte er. «Das ist offenbar so
Vorschrift. Aber das wird dir die Polizei alles erklären, wenn du da bist.
Entschuldige — fühlst du dich nicht wohl?» Matthew sah auf einmal sehr blaß
aus. «Nein, nein... zuwenig Schlaf, nehme ich an. Ich muß die ganze Zeit an Liz
denken... und wie sie auf die Klippen im Wasser aufgeschlagen ist...»
    «Aber davon hat sie nichts mehr
gespürt, da war sie schon tot», schaltete sich unvermittelt Mr. Pringle ein.
Die beiden jungen Männer blickten ihn überrascht an. «Das ist es doch, was sie
eben gesagt haben, oder habe ich es falsch verstanden?» Patrick entschied, daß
es an der Zeit sei, die beiden von diesem Thema wegzubringen.
    «Es tut mir leid, daß ich jetzt damit
kommen muß, aber es gibt noch einige Formalitäten zu erledigen, bevor wir hier
aufbrechen können. Glaubst du, daß du dich dem jetzt gewachsen fühlst», wandte
er sich an Matthew. Dieser gab sich einen Ruck und nickte.
    «Am besten, ich bringe es so schnell
wie möglich hinter mich. Kann ich dich ein paar Minuten allein lassen, Onkel?
Wenn du willst, warte doch draußen, bis wir fertig sind.»
     
    Mr. Pringle setzte sich in die kühle,
graugrüne Eingangshalle. Seine Gedanken überschlugen sich, er hatte noch so
viele Fragen. Elizabeth war also schon tot gewesen, als sie im Wasser aufschlug
— wieso hatte das niemanden überrascht? Er hätte gern mit dem Pathologen
gesprochen, aber der Mann war nirgends zu sehen, ebensowenig der Übersetzer.
Doch plötzlich trat aus einer der Türen der Polizeibeamte, der ihn vernommen
hatte.
    «Entschuldigen Sie bitte...»
    «Ja, Sir?»
    «Habe ich das heute morgen richtig
mitbekommen? Miss Hurst war schon tot, als sie aufs Wasser aufschlug — daran
besteht kein Zweifel?»
    «Nein, da ist kein Zweifel möglich. Es
steht einwandfrei fest, daß sie nicht ertrunken ist.»
    «Was ich Sie dann fragen wollte...»
sagte Mr. Pringle zögernd, «könnte es Ihrer Meinung nach sein, daß sie schon
tot war, bevor sie stürzte?» Der Beamte sah

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