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Leiche in Sicht

Leiche in Sicht

Titel: Leiche in Sicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Livingston
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wie
weggeblasen. Wenn man Elizabeth an dem Tag in Ruhe gelassen hätte, wäre sie
abends vielleicht in besserer nervlicher Verfassung gewesen. Und wer weiß...
Bedrückt folgte er Matthew auf die Capricorn.
    «Die halbe Reisegruppe hat gestern nach
ihr gefragt», sagte er zu Matthew und spürte, wie ihn erneut die Wut packte.
«Erst Clarke, dann Roge...»
    «Was in aller Welt wollte denn Clarke
von ihr?»
    «Er wollte ihr etwas zeigen. Eher...»
Mr. Pringle kramte in einem der Schränke und zog das Foto hervor. «Das wollte
er ihr zeigen. Es ist eine Aufnahme aus dem Krieg, die ihn und Leonard Hurst
zeigt. Nun — wenigstens hat er kein Geld von ihr gewollt.»
    Matthew nahm das Bild und betrachtete
es neugierig.
    «Vielleicht hätte es Liz sogar Freude
gemacht.»
    «Ja, kann schon sein.» Mr. Pringles
Ärger begann abzuebben. «Ich glaube, sie hatte den Tod ihrer Eltern inzwischen
einigermaßen verwunden. Und so ein altes Bild von ihrem Vater hätte sie
vielleicht sogar interessiert.»
    «Vielleicht hat sie es ja gesehen.
Weißt du, ob Clarke später noch einmal vorbeigekommen ist?»
    «Keine Ahnung. Wir sollten ihn fragen.»
    Die Virgo und die Libra kehrten gemeinsam in den Hafen zurück. Kate hatte an Bord der Zodiac für
sie alle Tee gekocht. Mr. Pringle und Matthew setzten sich zu den Clarkes an
den Tisch. Auf ihre Frage, ob er gestern noch ein zweites Mal zur Capricorn gegangen
sei, schüttelte Mr. Clarke nur den Kopf. «Ich wollte, ich wäre gegangen», sagte
er leise. «Eigentlich hatte ich es auch vor, aber dann war es schon Zeit, sich
für die Party umzuziehen. Ich hätte mir gewünscht, daß Miss Elizabeth das Foto
noch hätte sehen können.» Ungeschickt bemühte er sich, das Foto wieder in seine
abgegriffene Plastikbrieftasche zu schieben. «Jetzt wird sie es nie mehr sehen.
Mir kommt es fast vor, als habe auf dieser Familie ein Fluch gelastet —
vielleicht lag es ja am Geld. Erst Mr. Leonard und seine Frau und jetzt Miss
Elizabeth...» Er hielt inne und blickte Matthew anklagend an: «Sie hätten
besser auf sie aufpassen sollen», sagte er.
     
    Es war schon beinahe dunkel, als die
Gills zurückkehrten. Mr. Pringle und Matthew beobachteten, wie Patrick und
John, kaum daß die Scorpio angelegt hatte, an Bord gingen. Sie blieben
nur kurz und gingen anschließend zur Capricorn, um Bericht zu erstatten.
Patricks vorgeschobenes Kinn ließ schon ahnen, wie ihr Besuch verlaufen war.
    «Er hat sich geweigert, irgendwelche
Fragen zu beantworten... Ließ überhaupt nicht mit sich reden. Er leugnet, daß
er es war, der Emma in Spartahouri angegriffen hat, und hat erklärt, daß er gar
nicht daran dächte, sich mit uns über die vergangene Nacht zu unterhalten.»
    «Wir wollen nicht ungerecht sein»,
sagte John widerwillig. «Immerhin war er bereit, uns mitzuteilen, daß er Liz gestern
abend überhaupt nicht gesehen habe.» Patrick nickte.
    «Das einzige, was ich jetzt noch tun
kann», sagte er, «ist, die Polizei zu bitten, ob sie ihn nicht doch vorladen
können. Ich werde nachdrücklich darauf hinweisen, daß wir Charlottes Bericht
glauben. Hoffentlich erwische ich einen, bevor morgen die Obduktion beginnt.»

Kapitel 15
     
    Vor seinen Augen tanzten Staubpartikel.
In ihre Betrachtung versunken, geriet Mr. Pringle die Verhandlung aus dem
Blick, und als er es merkte, dauerte es einen Moment, bis er sich wieder
orientiert hatte. Der Pathologe war offenbar gerade dabei, das Ergebnis seiner
Untersuchung noch einmal zusammenzufassen. Die Übersetzung aus dem Griechischen
war knapp, aber das war vielleicht ganz gut so.
    «Sie war tot... vor Eintauchen ins
Wasser.» Mr. Pringle war plötzlich hellwach. Matthew hatte offenbar die
Bedeutung dessen, was da gesagt wurde, gar nicht begriffen, denn er saß
unverändert, den Kopf in den Händen vergraben. War Elizabeth dann durch den
Sturz selbst getötet worden, nicht erst durch den Aufprall auf das Riff?
    «In ihrer Lunge... kein Seewasser»,
fuhr der Übersetzer stockend fort. Ja, dachte Mr. Pringle, das bedeutet, der
Tod ist vor dem Eindringen ins Wasser erfolgt. Es folgte eine Reihe
medizinischer Fachausdrücke, dann sagte der Übersetzer zögernd: «Der Kopf...
während des Falls... am Felsen... zertrümmert.» War das die Erklärung? Es kam
noch eine kurze Ausführung über den Inhalt des Magens — Essen und Wein —, dann
nahm der Pathologe wieder Platz.
    Der leitende Beamte begann mit den
Vertretern der Polizei eine leise Diskussion. Ab und zu streifte einer

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