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Leichendieb

Leichendieb

Titel: Leichendieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrícia Melo
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während zwei weitere Beamten versuchten, die Lage drinnen zu klären.
    Angespannt blieb ich dort, redete belangloses Zeug und dachte an nichts anderes als an die Drogen.
    Er ist ein guter Kerl, sagte ich.
    Es gibt Frauen, die haben tatsächlich einen Klaps verdient, bestätigte einer der Polizisten.
    Manche stehen da sogar drauf, sagte ein anderer.
    Wir lachten, ich dachte, damit sei die Sache erledigt.
    Doch dann trat einer der Polizisten, die drinnen im Haus waren, aus der Tür und verlangte die Handschellen.
    Wir haben bei dem Schlitzohr fast zehn Kilo Schnee gefunden.
    Zehn Kilo. Fast zehn Kilo.

TEIL II
DER DIEB
    »What world does a dead man belong to?
Other world.
What world does money belong to?
This world.«
CHARLES DICkENS

17
    Wie viel hast du dabei?, fragte Ramírez.
    Wir saßen wieder im Innenhof seiner Fabrik in Puerto Suárez. In der Gegend dort verliefen die Abwasserkanäle unter freiem Himmel, und Gestank nach Exkrementen zerschnitt die Luft. Mir war schwindelig, ich hatte mich unterwegs verfahren, nach rechts, nach links, nach rechts, wieder nach links, ich versuchte mich an den Weg zu erinnern, den ich bei meinem ersten Besuch genommen hatte, aber ich hatte mich geirrt, versuchte es noch einmal, verfuhr mich jedoch ständig, ich musste ins Stadtzentrum zurück, Juan anrufen, die Koordinaten notieren, und nun saß ich da, verlegen, schwitzend, es wird Ärger geben, Over.
    Juan hörte unser Gespräch mit an, während er zwei Frauen die Bedienung der Presse beibrachte. Eine dritte, jünger und dicker, schnitt Ramírez mit einem Elektrorasierer das Haar so kurz, dass es aussah wie die Borsten eines Schrubbers.
    Rede Klartext, verlangte Ramírez. Ich hasse es, wenn die Leute um den heißen Brei herumreden. Ich will ganz genau wissen, wie viel du für mich dabeihast.
    Ich hatte nichts dabei, hatte alles ausgegeben. Bei meinem Besuch bei Moacir tags zuvor im Gefängnis hatte er das Gleiche gesagt, er hatte alles ausgegeben und Kredite abbezahlt, es ist nichts übrig, nichts, hatte er gesagt. Raten für Kühlschrank, Fernseher, Waschmaschine, Moacirs Haus glich einem Ausstellungsraumfür Haushaltsgeräte, alles nur wegen der elenden Eliana, hatte er gesagt, für diese Frau tue ich alles, aber es nützt nichts, sie betrügt mich, jawohl, ich habe ein Kärtchen vom Schlachter gefunden, auf dem er ein Treffen mit ihr hinter der Schlachterei verabredet hat. Ich liebe dich auch, stand auf der Karte, hatte Moacir erzählt.
    Ich hatte ihn besucht, um mit ihm über unser Problem zu sprechen, um ihn zu bitten, den Mund zu halten, mich nicht mit in die Sache hineinzuziehen, und auch um zu sehen, was wir mit Ramírez machen würden, aber Moacir war nur wegen Eliana wirklich besorgt; dass die Frau in den Schlachter verliebt war, machte ihn wahnsinnig. Wenn Alceu geschrieben hat, ich liebe dich ›auch‹, sagte er und betonte dabei das Wort ›auch‹, dann weil Eliana zu ihm gesagt hat, dass sie ihn liebt. Meinst du nicht?
    Ich versuchte, ihn in die Realität zurückzuholen, wie sollen wir dich hier herausbekommen?, fragte ich mehr als einmal. Lieber bleibe ich im Gefängnis, als Eliana mit Alceu zusammen zu sehen, antwortete er. Wie soll ich den Leuten im Viertel in die Augen schauen? Meinen Nachbarn? Was werden sie sagen? Und meine Kinder?
    Eliana soll sich zum Teufel scheren, sagte ich zu Moacir. Versetz der Schlampe einen Tritt in den Hintern, außerdem ist sie hässlich wie die Nacht. Eliana? Hässlich? Das passte Moacir nicht, nur er durfte über seine fette Zwergin herziehen. Beleidige Eliana nicht, entgegnete er. Eliana ist mein Ein und Alles, und es ist auch nicht ihre Schuld. Ich kenne meine Frau, sie würde nicht auf ein Schielauge wie Alceu reinfallen, der die ganze Zeit nur Zickenbraten auf den Schultern schleppt. Es ist wegen der Schlachterei. Sie ist in die Schlachterei verliebt.
    Nun saß ich Ramírez gegenüber und bemühte mich, ihn zu verstehen, unser Gespräch verlief stockend, ich war nervös und häufig kam ich mit dem Spanischen durcheinander, und um alles noch schlimmer zu machen, vermengte sich der Lärm des Elektrorasierers mit den Sätzen. Wie? Unsicher fragte ich nach. Was hast du gesagt? Ist Porco taub? Ramírez wurde wütend, und Juan musste die Presse verlassen und mit seinem spanisch-portugiesischen Sprachgemisch dolmetschen.
    Es ist ganz simpel, erklärte Ramírez. Moacir hat mir erzählt, dass deine Frau bei der Polizei ist, stimmt’s? Rede mit deiner Frau und sag ihr, sie soll die

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