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Leichendieb

Leichendieb

Titel: Leichendieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrícia Melo
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verstecktes Funkgerät. Eine innere Stimme, etwas, das zu mir gehörte, aber gleichzeitig selbständig war, das mir sagte: Vorsicht, Gefahr. Es sagte: Sie denkt, du bist blöde, du bist von gestern, Over. Gefahr. Gefahr, Over.
    Mein Kopf glich einem Dampfkochtopf. Alles beunruhigte mich, Rita, Sulamita, Dona Lu, Moacir, das Kokain, alles.
    Lass uns wegfahren, sagte ich an einem Freitagnachmittag zu Sulamita, und wir verbrachten das Wochenende in einem Hotel auf einer Fazenda in der Gegend. Moacir hatte mir gerade wieder einen Haufen Geld gegeben, aber ich verschwendete keinen Gedanken daran zu sparen. Ist das nicht zu teuer?, fragte Sulamita, als wir in die Rezeption des Hotels kamen, eine anheimelnde Atmosphäre mit einem ausladenden blauen Sofa und geblümten Sesseln, wo ein paar Touristen Ausflüge planten. Das ist bestimmt sehr teuer, flüsterte Sulamita. Ich log, sagte, Dona Lu sei Mitglied und habe uns das Wochenendedort geschenkt. Sulamita ließ mich kein Geld mehr ausgeben, wenn wir es ausgeben, legen wir nichts zur Seite, erklärte sie, und wir können nur umziehen, wenn wir Geld zur Seite legen. Und es nicht ausgeben. Zur Seite legen und nicht ausgeben. Und sparen. Sie wiederholte das gebetsmühlenartig.
    Ich aber gab alles aus, ich konnte mich nicht beherrschen. Serafina hatte mich um Geld für einen Besuch bei ihrem Stamm gebeten, ich bezahlte. Mein Schwiegervater bat mich um Geld, um sein Dach zu reparieren, ich bezahlte. Aber sag Sulamita nichts davon, bat er. Dann wollte er weiteres Geld, wofür, hatte ich nicht verstanden, ich gab es ihm. Später sagte er, er wolle hinten am Haus ein Zimmer für Sulamita und mich anbauen, ich gab ihm noch mehr Geld. Wenn mein Vater dich um Geld bittet, gib ihm keins, warnte mich Sulamita. Ich habe den Verdacht, dass er noch eine zweite Familie hat. Sie sagte es mir zu spät, der Alte hatte bereits einen Batzen Kohle zu seiner Geliebten getragen. Wenn er denn tatsächlich eine hatte.
    Noch heute erinnere ich mich, wenn ich die Augen schließe, an dieses Wochenende. Wir verließen unser Zimmer nur, um wandern und schwimmen zu gehen. Ich verbrachte die Vormittage damit, mich in den Lagunen treiben zu lassen, die Sonne auf der Haut zu spüren, und nach dem Mittagessen schliefen wir und liebten uns. Manchmal ging Sulamita reiten, aber ich blieb im Zimmer und dachte, dass alles gut werden würde, Over. Nicht alles, Over. Vorsicht, Over. Meine Vorahnungen, dachte ich, waren falscher Alarm. Sie sind real, Over. Vorsicht. Sie sind nicht real, wiederholte ich. Zum Glück, dachte ich, war es Rita, die litt, war es Carlão, der litt, war es Dona Lu, die litt, Over. Lieber sie als ich, dachte ich. So weit, so gut, dachte ich. Ich war sicher in dem Zimmer mit den blauenGardinen, in dem alles so blau war wie der blaue Himmel draußen. Schwarz, Over.
    Als wir am Sonntagabend zurückkehrten, war Sulamitas Mutter traurig. Rita ist weg, sagte sie und machte ein untröstliches Gesicht. Sie lässt euch grüßen. Ich hatte das Mädchen so gerne, sagte meine Schwiegermutter, sie war so geduldig mit Regina.
    Hat sie einen Brief hinterlassen?, fragte ich.
    Nein, nur die Grüße.
    Am Boden zerstört ging ich hinaus, ich fühlte mich wie der letzte Dreck. Wie hatte ich Rita, noch dazu schwanger, wie sie war, nur so behandeln können? Ich wusste nicht, wo ich sie suchen sollte, und mir kam die absurde Idee, Carlão um Hilfe zu bitten. Ich rief sogar bei meinem Cousin an, legte aber auf, als er mit betrunkener Stimme abnahm. Carlão, er trank jetzt. Und winselte vor der Tür seiner Exfrau herum. So wurde es mir zugetragen.
    In der Nacht saß ich vor der Werkstatt, in der Hoffnung, dass sie auftauchte. Während ich auf die menschenleere Straße und die Reihe der Strommasten starrte, verging die Zeit, aber das Einzige, was es in der Dunkelheit der frühen Morgenstunden gab, war eine befremdliche Stille, in der ich nur den Schlag meines Herzens hören konnte.
    Es tagte schon fast, als ich in mein Zimmer ging. Und kaum dass ich mich hingelegt hatte, fing das Geschrei an. Sollen sie doch zum Teufel gehen, dachte ich und vergrub den Kopf in den Kissen.
    Ich stand erst auf, als ich die Sirenen hörte.
    Ich ging runter, so wie ich war, in Shorts und mit bloßem Oberkörper.
    Moacir hatte Eliana windelweich geprügelt, Frauen zu schlagen, war in Corumbá offenbar in Mode. So verständigten sich die Ehepaare hier, mit Prügeln. Bis aufs Blut.
    Zwei Polizisten unterhielten sich an den Wagen gelehnt,

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