Leichenfund - Killer Heat
möglicherweise auf jede Sekunde ankommt. In dieser Hinsicht können wir Ihnen helfen.«
Erneutes Schweigen.
»Falls Sie davon ausgehen, dass Kiernan Dylan noch immer in U-Haft ist, weil er auf dem Foto, dessentwegen Sie die Hotline angerufen haben, von der Polizei abgeführt wird, dann sollten Sie wissen, dass ihn der Richter auf freien Fuß gesetzt hat.« Ich zögerte und überlegte, was ich sagen könnte, um sie zum Weiterreden zu bewegen. »Wir haben keine Ahnung, wo Dylan steckt, aber in der Stadt ist er nirgendwo gesehen worden.«
»Das ist mir völlig egal, Ms Cooper.«
Ich nahm meinen Kugelschreiber und strich die Telefonnummer der Anruferin durch. Das entpuppte sich als Zeitverschwendung.
»Also gut, Sie wissen ja, wo Sie mich - oder die Hotline - erreichen können, falls Sie noch einmal anrufen wollen. Vielen -«
»Könnten Ihre Detectives zu mir nach Hause kommen, Ms Cooper? Ich wohne in New Jersey, in Harrison. Nicht weit von Newark.«
»Aus welchem Grund, Ma’am? Um Sie zu beschützen? Falls das nötig sein sollte, können wir es sicher mit der örtlichen Polizei arrangieren.«
»Ich will damit sagen, dass ich in meinem Büro nicht reden kann. Ich habe einige Unterlagen mit nach Hause genommen, aber ich konnte nicht alles mitnehmen. Sie müssen sie sehen, um zu verstehen, dass das nie hätte passieren dürfen.«
Ich versuchte, geduldig zu bleiben, aber der monotone Tonfall der Frau und die Tatsache, dass es ihr gelang, mich gegen meinen Willen in der Leitung zu halten, ärgerten mich.
»Ich weiß nicht, von welchen Unterlagen Sie sprechen, und ich weiß nicht, wo Sie arbeiten. Wenn Sie der Meinung sind, uns helfen zu können, dann werden Sie bestimmt noch einmal anrufen. Ich muss jetzt auflegen und -«
»Ich arbeite bei der Gefängnisbehörde von New Jersey. In Kearny, in der Regionaleinheit Nord. Wissen Sie, was das ist?«
Jetzt hatte die Frau meine ungeteilte Aufmerksamkeit. »Ja, die Hochsicherheitsanstalt für psychisch Kranke, richtig? Dort, wo auch Sexualstraftäter zwangseingewiesen werden? Würden Sie mir bitte sagen, was das mit Kiernan Dylan zu tun hat?«
Dylan war nicht einmal vorbestraft. Was, um Himmels willen, sollte er mit einer der gewalttätigsten Verbrechergruppen des Landes zu tun haben?
»Gar nichts, Ms Cooper. Das sagte ich doch schon.«
»Aber Sie haben die Polizei doch wegen des Fotos angerufen, das heute in der Zeitung war?«
»Ich habe angerufen, weil der Mann - sehen Sie den dunkelhäutigen Mann ganz rechts auf dem Bild, hinter dem Detective? Das ist Troy Rasheed, der über zwanzig Jahre lang hier eingesperrt war. Er wurde vor sechs Wochen trotz meiner gegenteiligen Empfehlung bei den Anhörungen entlassen.« Die Frau räusperte sich. »Ich weiß nicht, warum er auf dem Foto ist, aber ihn sollten Sie sich genauer ansehen. Ich heiße Nelly Kallin. Ich leite die zuständige Abteilung in Kearny.«
Ich starrte auf das Foto. Der Mann, von dem Kallin sprach, war am Samstag einer der Türsteher gewesen. Wir hatten nicht weiter auf ihn geachtet. Er war groß und kräftig gebaut, mit glatt rasiertem Kopf und muskulösen, über und über tätowierten Armen.
»Mr Rasheed arbeitet als Türsteher in dieser Bar«, sagte ich.
»Er ist ein verurteilter Sexualstraftäter, Ms Cooper. Ein Serienvergewaltiger. Für drei Delikte konnte er verurteilt werden, Dutzende weiterer Vergewaltigungen konnte die Anklage nicht beweisen. Das war noch in den Zeiten vor DNA. Rasheed hat seine Opfer nicht nur vergewaltigt, sondern auch gefoltert«, sagte Kallin. »Das ist seine Spezialität. Sein Hobby.«
37
»Als verurteilter Straftäter kriegt man keinen Job in einer Bar«, sagte ich, als Mike in Nelly Kallins Straße einbog. Die Fahrt von meinem Büro durch den Holland Tunnel und über den Jersey Turnpike hatte keine vierzig Minuten gedauert.
»Was du nicht sagst. Und eine Gefängnisstrafe resozialisiert Perverse. In welcher Traumwelt lebst du denn? Mercer, siehst du irgendwelche Hausnummern?«
Die Straße war gesäumt von adretten, gelben Backsteinhäusern, die auf der einen Seite durch schmale Garagen und auf der anderen durch teils gestutzte, teils überwucherte Hecken voneinander abgetrennt waren.
»Es müsste das dritte Haus auf der rechten Seite sein.«
Mercer und ich hatten während der Fahrt Peterson und Spindlis angerufen, damit sie ein Einsatzteam in Bereitschaft setzten, falls uns Kallin stichhaltige Informationen lieferte.
»Ich meine, dass es illegal ist, einen
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