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Leichenfund - Killer Heat

Titel: Leichenfund - Killer Heat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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Zwischenzeit keine Fälle gab, auf die seine Vorgehensweise passte, wanderte seine Akte in die Ablage. Von Troy Rasheed - und Tausenden anderen aus der Haft entlassenen Sexualstraftätern - ist keine Anschrift bekannt. Die meisten von ihnen sind obdachlos. Keine Behörde kann Ihnen sagen, wo er heute steckt. Darauf können Sie sich verlassen.«
    Es war eines der größten Probleme in Zusammenhang mit der seit den 1990er Jahren bestehenden gesetzlichen Meldepflicht für vorbestrafte Sexualstraftäter, dass es an Ressourcen fehlte, um den Verbleib der frisch entlassenen sowie der großen Zahl obdachloser Triebtäter zu überwachen.
    »Erzählen Sie uns von ihm«, sagte Mike. »Jede Einzelheit kann uns weiterhelfen. Warum halten Sie ihn für fähig, diese Morde begangen zu haben? Warum ist es Ihrer Meinung nach kein Zufall, dass eins der Mordopfer womöglich zuletzt in der Bar war, in der Rasheed arbeitete?«
    Die Verbindung zwischen Amber Bristol und den Dylans gehörte zu den Details, die Polizeipräsident Scully den Medien vorenthalten hatte. Nelly Kallin ging nur von der Tatsache aus, dass die Zeitungen über Elise Huffs Kneipentour berichtet hatten.
    Wie ein geschickter Kartenspieler legte Kallin den Zeigefinger auf ein altes Fahndungsfoto und schob es im Halbkreis so über den Tisch, dass wir es alle sehen konnten. »Troy Rasheed. Mit zweiundzwanzig.«
    Auf dem Foto grinste ein dunkelhäutiger, spindeldürrer junger Mann höhnisch in die Kamera. Er trug ein T-Shirt und hautenge Jeans, und sein kurz geschorenes schwarzes Haar war seitlich rasiert.
    »Wie lange ist das her?«, fragte ich.
    »Er ist jetzt sechsundvierzig.«
    »Und er war all die Jahre im Gefängnis?«
    »Jede einzelne Minute davon.« Sie legte den Finger auf ein anderes Foto und wiederholte die halbkreisförmige Bewegung. »Die er damit verbracht hat, sich Muskeln anzutrainieren, Gewichte zu stemmen, seine Fitness zu steigern. Auf den Gefängnishöfen ziehen wir noch brutalere Straftäter heran, Ms Cooper. Wenn wir sie entlassen, haben sie noch bessere Voraussetzungen, sich ihre Opfer gefügig zu machen. Troy erwarb sich den Ruf eines mas macho , als er eine Messerstecherei mit einigen Gangmitgliedern aus Hoboken überlebte, die er in der Cafeteria beleidigt hatte. Er hat viel Zeit damit verbracht, seinen gestählten Körper mit Gefängniskunst zu verzieren. Er muss jahrzehntelang davon geträumt haben, wie ihm seine Muskeln dabei helfen würden, Frauen zu quälen.«
    Aus dem jungen Troy Rasheed mit dem schmalen Gesicht und der drahtigen Figur war im Laufe der Jahre ein gut gebauter, hartgesottener Erwachsener geworden. Seinen Armen und seinem Oberkörper war das jahrelange Bodybuilding anzusehen, und auf den späteren Fotos, auf denen er jeweils in kurzärmeligen Gefängnisklamotten zu sehen war, konnte man die Vermehrung seiner Tätowierungen deutlich nachvollziehen, sowohl an den Armen als auch am Hals, wo sie seine breite Narbe noch stärker betonten.
    Ich nahm zwei der Fotos in die Hand, um mir die Tätowierungen genauer anzusehen. »Die Motive sind eher ungewöhnlich, oder?«
    In den meisten Gefängnissen herrschte ein striktes Tätowierungsverbot. Aber diejenigen Gefangenen, die sich mit selbst gemachten Tattoopistolen darüber hinwegsetzten, zählten zu den beliebtesten Mithäftlingen. Während die herkömmlichen Swastikas, Waffen und Spinnweben oft nur dürftig getarnte Gangsymbole waren, hatte Troy seine Arme mit fünf Zentimeter großen, kunstvoll ineinander verschlungenen Initialen versehen.
    »Die Namen seiner Opfer, Ms Cooper. Die großen hier am Bizeps sind die Initialen der Frauen, für deren Vergewaltigung er verurteilt wurde. Damit er sie nie vergisst, wie er sagte. Die kleineren Initialen stehen wohl für die Opfer, für die man ihn nicht zur Rechenschaft ziehen konnte.« Nelly Kallin stand auf, um ihre Zigarette auszudrücken. »Zu dumm, dass Sie die Schlangen nicht sehen können.«
    »Schlangen?« Ich dachte an Connie Wades Leiche und die vielen Schlangen auf Bannerman Island.
    »Er hat mehrere auf der Brust. Und eine große Boa Constrictor, die sich um seinen Penis wickelt. Deshalb war Troy für die meisten der Mithäftlinge, die ähnliche Delikte auf dem Kerbholz hatten, ein Held. Ich kann nur hoffen, dass die Tätowierung so schmerzhaft war, wie ich es mir wünsche.«
    »Tattoos sind die neuen T-Shirts«, sagte Mike.
    »Wie bitte?«
    »In meiner Kindheit kaufte man Postkarten, wenn man verreiste. Entweder man sammelte sie,

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