Leichenfund - Killer Heat
drohte Mike mit dem Finger. »Finde heraus, was die Analyse der Patronenhülsen ergeben hat; von der Schießerei am Freitagvormittag.«
»Am Schießstand?« Mike legte das Sandwich auf den Tisch und wischte sich die Hände ab. »Was hat die chica denn damit zu tun?«
»Ihr dachtet, dass keiner über euren Termin am Schießstand Bescheid wusste, stimmt’s?«, sagte Mercer. »Aber überlegt mal: Laura hatte Ed in der Leitung, während sie die Termine mit Alex durchgesprochen hat.«
Laura schlug entsetzt die Hand vor den Mund. »Ich habe selbst gehört, wie sie zu Ed sagte, dass sie erst einmal Alex’ Terminkalender einsehen müsse, und dass Alex am nächsten Vormittag voraussichtlich am Schießstand sein würde, falls die Geschworenen ein schnelles Urteil fällen würden.«
Laura nahm die Hand vom Mund und nickte. »Vielleicht hat sie mich gehört. Oder Ed hat es laut wiederholt. Ich habe das Mädchen jedenfalls einwandfrei verstanden, als ich Ed nach ihrem Namen fragte. Sie hat nicht abgewartet, bis er meine Frage wiederholte. Sie sagte, ihr Name sei Clarita Munoz. Wahrscheinlich konnte sie mich genauso gut hören wie ich sie.«
36
»Ein Anwalt namens Frankie Shea ist auf der Eins«, sagte Laura eine Stunde später. In der Zwischenzeit hatte ich Gene Grassleys Erlaubnis für Mercers Gespräch mit Floyd Warren eingeholt und war bei Richter Lamont gewesen, um ihn über Antonio Lucido und Clarita Munoz zu unterrichten.
Als ich den Hörer abhob, war ich nicht auf den Wortschwall gefasst, der sich über mich ergoss.
»Langsam, Mr Shea. Ich habe keine Ahnung, wovon Sie reden.«
»Sie haben die Presse über Ihren Besuch im Ruffles informiert? Das rückt natürlich alle Informationen, die Sie meinem Mandanten entlockt haben, in ein neues Licht.«
»Wie bitte? Dort war keine Presse. Weder Chapman noch ich hatten an dem Abend vor, Ihren Mandanten festzunehmen.«
»So viel zu Ihrer Glaubwürdigkeit, Ms Cooper. Sie haben meinen Mandanten hinterhältig vor die Kamera gelockt, nur um auf die Pressekonferenz über den Serienmörder noch eins draufsetzen zu können.«
»Hören Sie, Shea. Niemand hat die Presse benachrichtigt. Niemand hat Dylan in eine Falle gelockt.«
»Wissen Sie überhaupt, welchen Anfeindungen die Familie meines Mandanten heute ausgesetzt ist? Sie können nicht einmal mehr die Wohnung verlassen, sein Vater kann nicht in seine Bar, seine Brüder -«
»Warum? Was hat das mit uns zu tun?«
»Die Zeitungen. Sein Bild ist in allen Zeitungen.«
Ich legte die Hand über den Hörer und bat Mercer, die Tagespresse von Lauras Schreibtisch zu holen. »Ich habe sie heute noch gar nicht gesehen. Aber ich schwöre Ihnen, dass ich noch nicht einmal Gelegenheit hatte, die Pressestelle der Staatsanwaltschaft zu informieren. Battaglia ist verreist, und ich warte gerade darauf, sie zum ersten Mal über den Verlauf der Ermittlungen in Kenntnis zu setzen. Sie haben mein Wort, dass von unserer Seite nichts nach außen gedrungen ist.«
»Geben Sie doch einfach zu, dass Sie Kiernan vor dem Ruffles der Presse zum Fraß vorgeworfen haben! Sein Foto ist überall.«
Mercer schlug die beiden Boulevardzeitungen auf, und unser Blick fiel auf ein körniges Schwarzweißfoto, das zeigte, wie Kiernan Dylan von Mercer und Mike aus der Bar geführt wurde.
»In meinem Beruf ist mein Wort so ungefähr das Einzige, was ich habe, Mr Shea«, sagte ich. »Ich habe das Bild jetzt vor mir liegen. Es wurde von einem Freund Ihres Mandanten aufgenommen, mit einer Handykamera.«
»Ach ja! Und dann ist es ganz zufällig in die Zeitung gekommen.«
»Leider gibt es viele, die sich mit dem Verkauf von Fotos, Informationen, Beweisen und so weiter eine goldene Nase verdienen wollen und dafür von allen möglichen Medien Geld kassieren. Diese Leute kommen gar nicht erst auf die Idee, sich vorher an die Polizei zu wenden. Das ist traurig, aber wahr. Jeder Lokalsender beschließt doch heutzutage seine Berichte mit einem Aufruf nach dem Motto ›Rufen Sie uns an, wenn Sie etwas Interessantes sehen oder hören‹. Für uns Strafverfolger ist es ein Albtraum, dass solche Leute sich lieber bereichern, anstatt sich als Zeugen zur Verfügung zu stellen.«
Shea schwieg.
»Ich hatte letztes Jahr einen Fall, wo zwei Wochen nach einem Mordprozess ein Freund des Täters ein Partyvideo verkaufte, auf dem der Angeklagte Witze über den von ihm begangenen Mord riss. Er hatte Kokain geschnupft und markierte vor seinen Kumpeln den großen Macker. Wir hatten
Weitere Kostenlose Bücher