Leichenfund - Killer Heat
Straftäter dort zu beschäftigen, wo auch Alkohol ausgeschenkt wird.«
»Ich weiß, ich weiß. Denkst du wirklich, das interessiert so ein Arschloch wie Dylan? Und du brauchst mir jetzt gar nicht unter die Nase zu reiben, dass du die Namen aller Angestellten bekommen hättest, wenn ich am Samstag nicht darauf bestanden hätte, die Bar dichtzumachen.« Mike parkte und stellte den Motor ab.
Ich hatte während der Fahrt auch im Ruffles angerufen. Da dort niemand ans Telefon gegangen war, hatte ich Frank Shea eine Nachricht hinterlassen mit der dringenden Bitte, mich zurückzurufen.
»Der Typ kann sich ja auch unter falschem Namen für die Stelle beworben haben.« Mercer versuchte wie immer, zwischen Mike und mir Frieden zu stiften. »Wer weiß, ob Dylan seine Angaben überprüft hat? Vielleicht hat er ihn ja auch schwarz beschäftigt. Wenn du eine laute Bar hättest, würdest du da nicht auch einen Schlägertypen als Türsteher suchen? Keine Sorge, Alex. Wir finden ihn.«
Als wir den gepflasterten Weg zum Haus gingen, wurde die Tür geöffnet. »Sie sind hier richtig. Ich bin Nelly Kallin.«
Die kleine, untersetzte Frau war wohl so um die fünfundsechzig und hatte kurz geschnittenes, graues Kraushaar. Sie trug einen leichten Hausanzug, dessen unförmige Jacke ihre füllige Taille kaschieren sollte.
»Danke für Ihren Anruf«, sagte ich. »Wir befinden uns in einem Wettlauf gegen die Zeit. Wir hoffen, den Mörder identifizieren und aufhalten zu können, bevor er noch einmal zuschlägt. Jeder Hinweis von Ihnen kann entscheidend sein.«
Kallin führte uns durch das Wohnzimmer in eine blitzblanke Küche, wo auf einem großen Tisch die Akten ausgebreitet waren, die sie aus dem Büro mit nach Hause genommen hatte.
Sie zog einen Stuhl für sich vom Tisch. »Setzen Sie sich bitte. Ich sage Ihnen alles, was ich weiß.«
Der Zeitungsausschnitt lag in der Mitte des Tisches, und sie drehte ihn so, dass Mercer und Mike, die ihr gegenübersaßen, ihn sehen konnten. Dann schlug sie einen Aktendeckel auf und entnahm ihm eine Handvoll Fotos.
»Das ist Troy Rasheed«, sagte Kallin. »Das hier ist sein Entlassungsfoto von Anfang Juli.«
Ich beugte mich vor und verglich das Foto von Rasheed in dem orangefarbenen Gefängnisoverall mit dem körnigen Schwarzweißfoto in der Zeitung. Von seiner linken Wange verlief eine lange, breite Narbe über seinen Hals hinab bis zum Kragen. Er war zweifelsohne einer der beiden Typen, die am Samstag im Ruffles an der Tür gestanden hatten.
»Sind Sie seine Therapeutin?«, fragte Mike.
»Wenn dem so wäre, wäre er nicht auf freiem Fuß. Nein, Mr Chapman. Ich arbeite in der Verwaltung«, sagte Kallin. »Aber ich interessiere mich schon immer für Psychiatrie. Ich wollte Medizin studieren, aber zu meiner Zeit hatte man es als Frau nicht leicht, einen Studienplatz zu bekommen.«
Das traf auch auf Jura zu - wie ich von der Handvoll Staatsanwältinnen wusste, die in meinem Fachbereich die Pionierarbeit geleistet hatten.
»Also habe ich mich mit einem Master in Verhaltenspsychologie zufrieden gegeben und danach meinen Doktor in Strafvollzugskunde gemacht. Ich arbeite seit fast dreißig Jahren in der Gefängnisbehörde.« Sie fächerte mehrere Fotos von Rasheed wie ein Kartenspiel vor uns auf.
»Dann wissen Sie doch bestimmt, wo er jetzt ist«, sagte Mercer. »Wenn Sie uns seine Anschrift nennen, dann könnten wir noch während unseres Gesprächs jemanden hinschicken, um ihn zu vernehmen.«
»Sie sagten, Sie arbeiten bei der Sonderkommission für Sexualverbrechen, richtig?«
Mercer bejahte.
Kallin nahm eine Schachtel Marlboro von der Ablage hinter sich und zündete sich eine Zigarette an. »Dann sollten Sie das Problem kennen. Als Sexualstraftäter musste Troy natürlich seinen Wohnort melden. Das tat er auch, sofort nach seiner Entlassung. Er besorgte sich ein Apartment in Jersey City.«
Sie suchte die Mappe mit seinen Meldedaten. »Er wurde bereits knapp zwei Wochen nach seiner Entlassung vorstellig, womit er sich bei der örtlichen Polizei Liebkind machte, sodass sie nicht mehr allzu genau hinschauten. Wie in allen anderen Bundesstaaten sind diese Überwachungseinheiten auch in New Jersey hoffnungslos überlastet. Man setzte ihm Mitte August den nächsten Termin, zu dem Troy aber nicht erschien.«
»Hat man die Adresse in Jersey City überprüft?«, fragte Mercer.
»Natürlich. Er ist am ersten August dort ausgezogen. Sie wissen ja, wie’s läuft, Detective. Da es in New Jersey in der
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