Leichenfund - Killer Heat
andere seine Berghütte?«
»Genau. Er wollte mir beide geben, aber er bestand darauf, dass sie nicht in den offiziellen Unterlagen vermerkt werden.«
»Warum?«, fragte ich.
»Weil Wilson Rasheed nur Verachtung für die Psychiater übrig hatte, die Troy im Laufe der Jahre zu behandeln versuchten. Er wollte weder mit ihnen noch mit seinem Sohn jemals wieder etwas zu tun haben. Ich hatte ihm versprochen, ihn kurz vor Troys Freilassung zu kontaktieren, und ich gehe davon aus, dass ich nie wieder von ihm hören werde.«
»Warum diese ganze Geheimnistuerei bei dem Sicherungsverfahren?«, fragte Mike.
»Das wird Ihnen niemand verraten«, sagte Nelly. »Weder die Gefängnisbeamten noch die Ankläger oder die Pflichtverteidiger.«
»Sie sagten, Troy wurde zwei Mal die Freilassung verweigert.«
»Unmittelbar vor seiner zweiten Anhörung hatte er einen Rückfall. Auf dem Weg zu einer Therapiesitzung rempelte er eine Wärterin an. Sein Anwalt behauptete, es sei ein Missgeschick und nicht sexuell motiviert gewesen.«
Wieder eine Frau in Uniform, sogar während seiner Zeit hinter Gittern.
»Der Gerichtspsychiater war allerdings der Ansicht, dass ihn der Körperkontakt sexuell erregt haben muss - ein Gefangener berührt mit der Hand die Genitalien einer Wärterin. Troy kam in Einzelhaft, woraufhin er in Hungerstreik trat und sich weigerte, mit dem Personal zu reden. Bei der zweiten Anhörung war dieser Vorfall ein gefundenes Fressen für die Anklage. Sie sah darin einen Beweis für Troys Egozentrismus und völligen Mangel an Selbstkontrolle. Der Richter stimmte zu, mit der Begründung, dass Troy wieder einmal nur seine Ansprüche geltend machte und gegen seine eigenen Interessen handelte.«
»Troy hat es natürlich nie zugegeben, oder?«, fragte Mike.
Nelly Kallin lachte nur.
»Also ist er wieder für ein Jahr ins Gefängnis gewandert«, sagte ich.
»Und in dem Jahr muss er einen Mentor gefunden haben. Einen anderen Perversen, der Troy unter seine Fittiche nahm.« Kallin tippte mit dem Zeigefinger auf die Aktendeckel.
»Was änderte sich?«
»Troy war für sein extrem widerspenstiges Verhalten bekannt gewesen. Er leugnete alles ab, hatte für alles eine Erklärung, gab immer anderen die Schuld. Jahrelang. Aber plötzlich nahm er zum ersten Mal aktiv an den Therapiesitzungen teil. Um eine realistische Chance auf Haftentlassung zu haben, muss der Häftling beweisen, dass ihm ernsthaft daran gelegen ist, sein Leben zu ändern.«
»Und das hat Troy Rasheed getan?«
»Er sträubte sich nicht länger gegen die Interpretationen der Therapeuten. Er erklärte sich bereit, ein Sicherheitsarmband zu tragen, einen Chip mit einem GPS-Sender. Er bot an, freiwillig Urinproben abzuliefern, wenn es von ihm verlangt wurde. Er unterzog sich zum ersten Mal seit seiner Einlieferung in Kearny einer Phallographie.«
»Einer was?«, fragte Mike.
»Das ist eine Art Lügendetektor für Vergewaltiger.«
»Scheiße, Mann! Ein Erektometer?«
Kallin sah Mike schief an und verkniff sich ein Lächeln. »Man legt dem Gefangenen einen dünnen, mit Quecksilber gefüllten Schlauch um den Penis. Dann werden ihm Fotos gezeigt - aufreizende Fotos, beispielsweise von gefesselten Frauen, Bilder von Dingen, die ihn in der Vergangenheit erregt haben. Die Ärzte messen die Umfangsveränderungen und somit die Stärke seiner Erektionen.«
»Und dieser Hokuspokus reicht aus, um einen Serienvergewaltiger laufen zu lassen?«
»Nicht wenn es nach mir ginge. Aber seine Verhaltensänderungen und seine freiwillige chemische Kastration - obwohl letztere auch nur vorübergehend wirkt - machten Troy zum Klassenbesten. Im letzten Jahr wandelte er sich in den Augen der Psychologen zum Musterbeispiel eines resozialisierten Sexualstraftäters.«
»Schön wär’s, wenn es so etwas gäbe«, sagte Mercer.
»Die psychiatrischen Gutachter der Anklage haben ihn also trotz seiner Vorstrafen, seines Verhaltens und seiner Gewaltfantasien nicht als erhöht rückfallgefährdet eingestuft?«
»Die Experten, die in diesem Sommer als Zeugen der Anklage fungierten, lernten Troy Rasheed erst wenige Wochen vor der Anhörung kennen.«
»Aber das ist doch absurd. Was ist mit den Psychiatern, die ihn die ganzen Jahre über behandelt haben?«
»Noch so ein Teufelskreis, Ms Cooper. Die behandelnden Therapeuten werden normalerweise nicht in den Zeugenstand gerufen, um etwaige Konflikte mit den Therapiesitzungen auszuschließen.«
»Also orientieren sich diese Gerichtsgutachter nur
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