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Leichenfund - Killer Heat

Titel: Leichenfund - Killer Heat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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an seinem momentanen Verhalten und seinen jüngsten Aussagen. Sie haben nicht ansatzweise den Wissensstand der Personen, die regelmäßig mit dem Häftling Kontakt haben, sondern kennen nur die Informationen aus den schriftlichen Berichten.«
    »Und da die Protokolle der früheren Anhörungen nicht zugänglich sind, bin ich die Einzige, die Ihnen verraten kann, was Troy vor drei Jahren zu mir sagte, als er erfuhr, dass er nicht entlassen, sondern nach Kearny transferiert werden würde.«
    »Und das wäre, Nelly?«, fragte Mike.
    »Er hatte Zukunftspläne, Detective. Darum habe ich den Psychiatern von Anfang an gesagt, dass seine nächsten Opfer ihr Zusammentreffen mit Troy Rasheed wahrscheinlich nicht überleben werden«, sagte Nelly Kallin. »An dem Tag, an dem er in Kearny eingeliefert wurde, fragte er mich, ob es auch für Mörder ein Zwangseinweisungsverfahren gäbe.«
    Sie krampfte die Finger um ihr Weinglas.
    »Ich sagte, das gäbe es nicht. Ein Junge in Troys Alter wäre wahrscheinlich schon vor langer Zeit auf Bewährung freigelassen worden, wenn er einen Mord begangen hätte. Die Ironie war uns beiden bewusst. Er sah mich nur an und lachte. Dann sagte er: ›Ich wäre also besser dran, wenn ich diese Flittchen umgebracht hätte, stimmt’s?‹« Nelly Kallin schloss die Augen und seufzte. »Und wissen Sie was? Er hatte recht.«

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    »Hätten Sie etwas dagegen, wenn wir diese Akten mitnehmen, Nelly?«, fragte Mike. »Wir geben sie Ihnen zurück, sobald wir Kopien davon gemacht haben. Diese Informationen würden der Taskforce enorm weiterhelfen.«
    »Ich habe mich schon so weit aus dem Fenster gelehnt, da können Sie die Unterlagen genauso gut mitnehmen.«
    »Was werden Sie jetzt tun? Wäre es nicht besser, Sie würden bei Freunden oder Verwandten übernachten, bis wir Troy gefunden haben?«
    »Ich mache mir größere Sorgen darüber, wie mein Chef auf meine Abtrünnigkeit reagieren wird«, sagte sie. »Ich habe beschlossen, für eine Woche zu meiner Schwester nach Princeton zu fahren. Dort bin ich für niemanden zu erreichen und fürs Erste aus der Schusslinie.«
    Mercer blätterte in einem der vielen Ordner. »Warum denken Sie, dass Rasheed seine Opfer jetzt nicht mehr aus dem Hinterhalt überfällt?«
    »Weil er gelernt hat, die Leute zu manipulieren, sonst hätte er all die Jahre im Knast nie überstanden und wäre gar nicht rausgekommen. Er hat dieses Verhalten gelernt und ist dafür belohnt worden.«
    »Was halten Sie von den klassischen Erklärungsmustern für Sexualtäter - Macht, Wut, Begierde?«
    »Nicht viel«, sagte Nelly. »Klar sind sie wütend, aber wenn es nur darum ginge, würde es auch jede andere Form von Gewalt tun. Klinische Studien zeigen ziemlich deutlich, dass Wut hemmend auf sexuelle Erregung wirkt. Wut und Angst sind die Hauptursachen von sexuellen Funktionsstörungen.«
    Nelly Kallin war intelligent und redete nicht um den heißen Brei herum. Mike respektierte ihre Meinung und hörte ihr aufmerksam zu.
    »Diese Männer setzen Sex aus einem bestimmten Grund als Waffe ein. Vielleicht weil es die schlimmste Erniedrigung ist, der intimste Akt, den man einem anderen Menschen aufzwingen kann.«
    »Was bedeutet es Ihrer Meinung nach, dass jedes seiner Opfer -«
    »Mr Wallace, ich bin keine ausgebildete Psychologin.« Kallin wackelte tadelnd mit dem Finger.
    »Sie sind intelligent, Nelly.« Mike ging wieder in der Küche auf und ab. »Sie haben Troy Rasheed in den vergangenen drei Jahren jeden Tag gesehen. Ihre Meinung interessiert uns.«
    »Würde es Sie überraschen, wenn jedes der Opfer zum Tatzeitpunkt eine Uniform getragen hätte?«, fragte Mercer.
    Nelly Kallin dachte darüber nach. »Eigentlich nicht. Besorgen Sie sich seine Militärakte. Diese Erfahrung hat sein ganzes Leben zerstört. Den Ehrgeiz, den sein Vater in ihn setzte, seine Entlassung, die Tatsache, dass es angeblich mit der Vergewaltigung einer Soldatin zu tun hatte. Vielleicht gibt er ihr die Schuld für seine Probleme. Er hatte ein paar Jahrzehnte Zeit, darüber nachzugrübeln.«
    Draußen vor dem Haus wurden Schreie laut. Nelly sah aus dem Fenster. Mercer blickte von den Akten auf.
    »Es geht um Kontrolle«, sagte sie. »Meiner Meinung nach ging es bei Troys Verbrechen darum, dass er jemanden kontrollieren wollte, der schwächer war als er und dem er sich überlegen fühlen konnte.«
    »Sie meinen die Tatsache, dass er die Frauen gefesselt und gefoltert hat?«, fragte ich.
    »Natürlich. Sie haben wahrscheinlich

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