Leichenfund - Killer Heat
gefolgt war, aber die Tatsache, dass Kerry Hastings verletzt worden war, nur weil sie in meiner Nähe gewesen war, machte mich nervöser als sonst.
Nelly stand ebenfalls auf, entriegelte die Türkette und schloss auf. Ich blickte Mercer hinterher, wie er über die Veranda auf dem Weg neben dem Haus verschwand.
»Troys Mutter starb vor gut zehn Jahren. Davor hatte sie ihn jede Woche besucht. Er hat noch eine Schwester, sie ist verheiratet und Mutter von drei Kindern und lebt in Texas. Sein Vater ist noch am Leben. Ich habe ihn nach der Anhörung im Juli angerufen.«
»Um ihm die frohe Botschaft mitzuteilen, dass Junior bald nach Hause kommen würde?«, fragte Mike.
»Im Gegenteil. Als Troy nach Kearny transferiert wurde, kam Mr Rasheed in mein Büro. Er hatte seinen Sohn kein einziges Mal besucht, er war nicht einmal zur Gerichtsverhandlung erschienen. Troy war die größte Enttäuschung seines Lebens, und im Gegensatz zu seiner Frau wollte er nichts mehr mit seinem Sohn zu tun haben.«
»Sie meinen, nach Troys Verhaftung?«
»Nein, schon davor. Nach seiner Entlassung aus der Armee. Sein Vater, Wilson Rasheed, hatte immer von einer Laufbahn beim Militär geträumt, nur war er wegen eines angeborenen Herzfehlers untauglich. Aber er hat lange Zeit als Bauunternehmer für Militärstützpunkte entlang der gesamten Ostküste gearbeitet. Keine Armeegebäude, sondern Wohnhäuser und Ähnliches. Nachdem Troy aus der Armee ausgeschlossen wurde, wollte Mr Rasheed nichts mehr mit ihm zu tun haben.«
»Das ist eine ziemlich heftige Reaktion, wenn man bedenkt, dass Troy damals erst einundzwanzig Jahre alt war«, sagte Mike.
»Wenn Sie mich fragen, sind einige Charaktereigenschaften des Jungen erblich bedingt.«
Durchs Fenster sah ich, wie Mercer wieder die Stufen zur Tür heraufkam und sein Handy über dem Kopf schwenkte. Ich wusste, dass er es die ganze Zeit in der Tasche gehabt hatte und mir nur signalisieren wollte, dass sich draußen niemand herumtrieb.
»Der Vater ist ein rechter Eigenbrötler«, fuhr Nelly fort. »Er ist mittlerweile im Ruhestand und lebt sehr zurückgezogen. Er hat noch immer die Wohnung in Newark, wo Troy aufgewachsen ist; aber die meiste Zeit verbringt er in einer Holzhütte in den Bergen, in der Nähe von Sussex. Soweit ich weiß, hat er dort nicht einmal Warmwasser oder Strom. Nur seine Waffen.«
Nelly Kallin stand wieder auf und öffnete ihre Handtasche, die auf der Anrichte lag. Sie nahm einen Zettel aus ihrer Geldbörse und faltete ihn auseinander.
»Handfeuerwaffen? Schrotflinten?«, fragte Mike. »Ist sein Vater ebenfalls vorbestraft?«
»Er ist Jäger, Detective. Er ist nie mit dem Gesetz in Konflikt gekommen. Ich kenne mich mit Waffen nicht aus, aber er hat eine Sammlung von alten Militärsachen, für die er seine ganze Freizeit opfert.«
Wir sahen uns an, und Mike pfiff leise durch die Zähne. »Whoa, Nelly.«
»Woher wissen Sie das, Ms Kallin? Sie sagten doch, dass Troy und sein Vater keinen Kontakt mehr hatten?«
»Manches weiß ich von der Familiengeschichte in unseren Unterlagen, und manches hat mir sein Vater erzählt, als ich mich letzten Monat mit ihm getroffen habe.« Sie reichte Mike das zerknitterte Blatt Papier. »Das hier ist nicht Teil der offiziellen Gefängnisunterlagen, verstanden? Mr Rasheed will es so, und ich habe eingewilligt.«
»Warum?«
»Troy hat versucht, ihn zu Hause anzurufen, nachdem er von seiner Freilassung erfuhr. Es war das erste Mal in all den Jahren, dass er überhaupt versucht hat, mit seinem Vater Kontakt aufzunehmen. Aber Wilson Rasheed hatte sich eine neue Nummer zugelegt, eine Geheimnummer. Er weiß mehr als wir, Mr Chapman. Er will seinen Sohn nie wieder sehen. Laut Aussage der Wärter hat Troy am selben Tag noch eine ganze Reihe Anrufe getätigt - um seine Schwester in Texas ausfindig zu machen, alte Nachbarn in Newark zu kontaktieren, irgendeine Verbindung zur Außenwelt herzustellen. Aber er war furchtbar lange weg gewesen. Für die anderen war das Leben weitergegangen, und die meisten waren froh, nichts mehr mit Troy Rasheed zu tun zu haben.«
Mike nahm den Zettel. »Haben Sie die neue Nummer seines Vaters?«
Nelly nickte. »Ich habe ihn heute angerufen, gleich nachdem ich mit Ms Cooper telefoniert hatte. Aber in seiner Wohnung meldete sich niemand. Ich bezweifle, dass er dort ist. Er wollte nicht warten, bis Troy vor der Tür steht.«
»Also, die erste Adresse hier ist Wilsons Wohnung in Newark, richtig?«, fragte Mike. »Und die
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